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    Brauchgebäck im Jahreslauf: Weihnachten

    Springerle – süße Liebesgaben

    Brauchgebäck im Jahreslauf: Weihnachten
    Auf den mit Süßigkeiten geschmückten Christbaum freuten sich die Kinder des 19. Jahrhunderts genau so wie auf die Geschenke, die darunter lagen. Hans Christian Andersen beschreibt in seinem Märchen „Der Tannenbaum“, wie die Zweige mit „Zuckerwerk und Honigkuchen“ behängt wurden. Als Symbol für die liebevolle Hinwendung der irdischen und himmlischen Mächte zu den Kindern und Armen werden die süßen „Früchte“ des Christbaums gedeutet. Nach Neujahr durften die Kinder den Christbaum „plündern“ und sich an Zuckerkringeln, Nüssen, Äpfelchen und an den bunt bemalten Springerle laben.
     
    Springerle, aber auch Spekulatius und Lebkuchen, werden seit vielen Jahrhunderten in geschnitzten Holzformen, den so genannten Modeln gebacken (Rezept siehe unten). Ingrid Dumor aus Würzburg beschäftigt sich seit 25 Jahren als leidenschaftliche Sammlerin mit diesen Kleinodien der Schnitz- und Backkunst. Erst in der Zeit des Biedermeiers begann man, die gebackenen und mit Lebensmittelfarbe kunstvoll bemalten Springerle als Baumschmuck zu verwenden, erklärt Dumor.
    Der Formenreichtum der Modeln war enorm: Das Rothenburger Reiterle, Schlotfeger, Jagdszenen, Blumenkränze und Füllhörner, Engel, Maria mit dem Kind, Rosen, Reiter und Damen und viele andere Motive fanden in der Bildersprache der Modelstecher ihren Ausdruck. Die Würzburgerin hütet inzwischen mehr als 1200 Abdrücke, die sie in Museen im gesamten deutschsprachigen Raum und auch von Modeln aus Privatbesitz genommen hat. In stundenlanger Arbeit bemalt sie die gebackenen Werke mit Wasserfarben. Klarlack schützt die Farben vor dem Verblassen.
     
    Wie feinstes Porzellan
    Die Kleidung der „Docken und Reiter“, wie die vornehmen Damen und Soldaten genannt werden, bemalt die Expertin nach eigener Phantasie. Die Modelstecher bildeten detailgetreu die jeweilig vorherrschende Mode ab, statteten die Damen mit Hüten und Schirmchen aus und die Reiter mit Trompete, Säbel oder Muskete. „Wenn man die Modelabdrücke als Sammlerin nimmt, verwendet man am besten Tragant, ein Pulver aus dem Bocksdornstrauch, vermischt mit Rosenwasser und Zucker“, erklärt sie. Mit Tragant wirken die Abdrücke wie feinstes Porzellan, die Konturen zeichnen sich besonders klar ab. Will man die Springerle als Adventsgebäck oder essbaren Christbaumschmuck herstellen, hat man zwei Möglichkeiten. In vornehmen Bürgerkreisen verwendete man früher feinstes Marzipan. Einfache Leute hingegen zauberten aus Mehl, Zucker und Wasser so genanntes „Wassermarzipan“. Wer es sich leisten konnte, fügte noch Eier hinzu, fertig war das Eiermarzipan.
     
    Beliebte Geschenke
    Die Docken und Reiter dienten bereits im 19. Jahrhundert vor allem als Patengeschenke zu Weihnachten oder Neujahr. Mädchen und Burschen in Ostheim vor der Rhön beschenkten sich in den Spinnstuben noch bis zum Zweiten Weltkrieg gegenseitig mit gebackenen „Reitern und Docken“. Aber auch das Gesinde wurde mit diesen zusätzlichen Naturallöhnen bedacht, in denen man den Vorläufer des Weihnachtsgeldes als Gehaltsbestandsteil sehen kann.
    Für jede Gelegenheit gab es die passenden Model: Herzen zur Verlobung oder Hochzeit, Störche und Kinderbringer als Mitbringsel zur Geburt, den Erstklässlern versüßte man den Schulanfang mit süßen ABC-Täfelchen und die Spottfiguren nahmen menschliche Schwächen aufs Korn.
     
    Springerle
    Zutaten:
    1 Pfund feines Mehl
    1 Pfund Zucker
    4 Eier
    geriebene
    Zitronenschale
    3 Gramm
    Hirschhornsalz
    ev. gemahlener Anis
     
    Eier und Zucker schaumig rühren, Mehl sieben und unterrühren, den Teig auf dem Backbrett gut druchkneten, mit Tuch zudecken und mehrere Stunden ruhen lassen. Brett und Nudelholz mit Kartoffelmehl oder Mehl einstäuben, Teig in kleinen Mengen 8 bis 10 mm dick ausrollen; nochmals überstäuben, Restteig zugedeckt lassen, die ebenfalls bestäubten Modeln kräftig, fest und gleichmäßig eindrücken. Den überstehenden Teig mit Messer oder Teigrädchen abschneiden, ausgeformte Springerle abheben und auf ein bestäubtes Brett legen. Kühl stellen und über Nacht (mind. 12 Stunden) offen abtrocknen lassen. Bei schwacher Hitze (160 bis 180 Grad) 25 bis 30 Minuten backen. Die Springerle müssen weiß bleiben und die doppelte Höhe (Füßchen) haben.
     
    Model-Schauen
    Das Bäckereimuseum Rimpar im Grumbach-Schloss zeigt in seiner ständigen Ausstellung schöne Modeln mit unterschiedlichen Motiven (geöffnet vierzehntägig sonntags von 14 bis 17 Uhr; Telefon. 0 93 65/92 45).