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      Der alternative Konvent San Damiano im Kloster Oberzell

      Spiritualität gemeinsam leben

      Der alternative Konvent San Damiano im Kloster Oberzell
      Ein alternativer Konvent – was ist das? Kurz gefasst: eine Lebens- und Glaubensgemeinschaft von Schwestern und jungen Frauen, die es den Letzteren ermöglicht, als Konventsmitglieder zu leben, ohne formal an die Gemeinschaft gebunden zu sein. Eine solche Form des Zusammenlebens existiert im Kloster der Oberzeller Franziskanerinnen bei Würzburg.
       
      Entstanden ist die ungewöhnliche Form des Konvents im Rahmen des Projektes „Oberzell alter-nativ“, mit dem sich die Oberzeller Franziskanerinnen auf die Zukunft hin ausrichten und einen intensiveren Austausch von Kloster und Welt anstreben. Und daraus wiederum ging das Teilprojekt „alternativer Konvent“ hervor.
      Im Konvent San Damiano ist diese Idee nun für vier Frauen Realität geworden: Ein Jahr hatten sie sich nach Erstellung des Projektauftrages Zeit genommen, um sich gegenseitig kennen zu lernen, über individuelle Vorstellungen und Erwartungen bezüglich ihres Zusammenlebens zu sprechen. Im Oktober 2004 dann zogen sie in das so genannte Schlösschen auf dem Klostergelände ein, um Leben und Glauben, Alltag und Spiritualität miteinander zu teilen.
       
      Ein gemeinsames Ziel
      Vier Frauen, geeint durch das gemeinsame Ziel, aber sonst durchaus recht unterschiedlich: da ist Schwester Birgit Scheder, Projektleiterin für den alternativen Konvent; ansteckend mit ihrer Begeisterung und überzeugend in ihrer Orientierung auf die Ziele des Projektauftrags. „Ich bin die Beauftragte für Jugend- und Berufepastoral der Oberzeller Franziskanerinnen und an der Diözesanstelle ‚Berufe der Kirche‘ tätig. Dabei komme ich viel in Kontakt mit jungen Menschen und habe gesehen, dass die Schwelle zu solchen kirchlichen Lebensformen sehr hoch ist“, erklärt die 35-jährige Ordensfrau. Und so suchte sie nach einer Möglichkeit, die Schwelle zu senken, um jungen Frauen zu ermöglichen, „Berufung abzuklären, kennen zu lernen, wie das geht, Glauben und Leben zu teilen. Es geht mir darum, die Suche nach der Lebensform mitzubegleiten.“
      Mit dem gleichen Ziel, aber einer anderen Ausgangsposition beteiligt sich Schwester Reingard Memmel am Projekt: „Ich bin Heilpädagogin und Ausbildungsleiterin im Antonia-Werr-Zentrum und mit 60 Jahren habe ich mir eine neue Aufgabe gesucht, die mich mehr auch im Kloster selbst beschäftigt. Ich kannte Schwester Birgit. Sie hat mich für ihr Anliegen begeistert. Durch mich wird es etwas altersgemischt hier,“ erzählt sie als Älteste im Quartett. Ganz anders wieder Schwester Rut Gerlach: „Für mich stand ein Neuanfang an. Ich habe in den letzten Jahren in Benediktbeuern Sozialpädagogik studiert und dort nicht in einer Klostergemeinschaft gewohnt. Und nun stellte sich die Frage: was jetzt, in welchen Konvent?“
       
      Nicht-Schwester Ivonne
      Und schließlich die Vierte im Bunde: „Ich bin die Nichtschwester hier,“ lacht Ivonne Grasser, Studentin der Sozialpädagogik. „Ich bin hier, weil ich die Idee hatte, dass es doch eigentlich noch christliches Gemeinschaftsleben geben könnte. Ursprünglich wollte ich das klosterunabhängig machen. Aber da ich die Menschen dafür nicht fand, und Schwester Birgit zu dieser Zeit das Gleiche gedacht hat, habe ich mich hier angeschlossen.“
      Ivonne Grasser hat sich vorerst für ein Jahr festgelegt hier zu leben, wo sie für Kost und Logis einen monatlichen Beitrag zahlt. Sie nimmt an den gemeinsamen Gebetszeiten und der wöchentlichen Konventszeit teil, wo man miteinander geistliche, persönliche und organisatorische Dinge bespricht. Auch sie zieht sich einmal im Monat zu einem „stillen Tag“ zurück, um sich abends dann mit den anderen über ihre Gedanken auszutauschen. Zwar trägt sie keinen Habit; aber das tun die anderen Schwestern auch nicht.
       
      Schwelle überwinden
      Doch auch ihr „altes Leben“, ihre Freunde und Bekannten hat Ivonne nicht aufgeben müssen. Natürlich gibt es auch im alternativen Konvent eine Art Klausur, Räume, die nur den Bewohnerinnen vorbehalten sind. Aber dennoch trifft sich die Studentin weiterhin mit ihren Freunden und wird auch von ihnen besucht – wenn auch von Einzelnen etwas zögerlich, wie Schwester Birgit beschreibt: „Manche Freunde kommen wirklich ohne Schwierigkeiten zu ihr, und manche haben sich mit Ivonnes Entscheidung auch ein bisschen schwer getan, weil sie vielleicht befürchten, sie zu verlieren. Für Außenstehende ist es zunächst mal eine Schwelle, die man überschreiten muss, und das gelingt unterschiedlich gut.“
      Die vier Frauen scheinen sich inzwischen in ihrem Schlösschen eingelebt zu haben. Sie reden, beten und leben miteinander. Sicherlich wird sich das Zusammenleben noch weiter entwickeln, meint Schwester Rut: „Wir sind noch in der Phase des Zusammenwachsens.“ „Ich sehe das auch als ein Ringen miteinander. Es hat jede ihre Vorstellungen,“ ergänzt Schwester Reingard.
      Voller Begeisterung ist Ivonne Grasser: „Ich finde die Art unseres Zusammenlebens sehr schön, dieses Sich-Aufeinander-Einlassen. Und ich schätze unsere gemeinsamen Gebetszeiten sehr.“ Sicher wird für sie über kurz oder lang eine Entscheidung anstehen: „Berufung klären“ sei eine Aufgabe dieses Konvents, so steht es im Projektauftrag. Und so ist der Verbleib für Nichtschwestern zeitlich begrenzt, wie Schwester Birgit erklärt: „Denn irgendwann muss etwas klarer werden und müssen Entscheidungen gefällt werden.“ Und: Neue Aspirantinnen seien natürlich willkommen.
       
      Alternativer Konvent
       
      Berufungen entdecken: junge Frauen auf ihre Berufung ansprechen, sie auf der Suche nach ihrer Lebensform begleiten.
       
      Spiritualität vertiefen: das franziskanisch geprägte Charisma der Gemeinschaft leben, Verlebendigen und offen sein für Neues.
       
      Gemeinschaft leben: der zunehmenden Vereinzelung entgegenwirken, Unterschiede der Person, des Alters, der Lebenserfahrungen und der Lebensform nutzen.