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Ausstellung in München zeigt päpstliche Münzen, Medaillen und Siegel
Spiegel der Macht
MÜNCHEN. Numismatische Einblicke in die vermutlich „älteste Wahlmonarchie“ der Welt bietet derzeit die Sonderausstellung „Nachfolger Petri – Römische Päpste im Spiegel von Münzen, Medaillen und Siegeln“. Gezeigt wird in den Ausstellungsräumen der Staatlichen Münzsammlung München eine repräsentative Auswahl von 286 teils unersetzlichen Exponaten.
Goethe und Dr. Gerd Stumpf von der Staatlichen Münzsammlung haben eines gemeinsam: ihre Vorliebe für päpstliche Münzen und Medaillen. Doch während der Weimarer Dichterfürst nur die bedeutendsten Prägungen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert besaß, kann der im unterfränkischen Erlabrunn beheimatete Numismatiker an seiner Arbeitsstätte in München mit Objekten vom frühen 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart aufwarten. „Die Staatliche Münzsammlung verfügt nach dem Vatikan selbst weltweit über den sicher umfangreichsten Bestand aus diesem speziellen Bereich.“ Die Sammlung wird, so Dr. Stumpf, mit Prägungen ab dem 16. Jahrhundert kontinuierlich vervollständigt und ist inzwischen so umfangreich, dass sie in den derzeit zur Verfügung stehenden Ausstellungsräumen als Ganzes schon allein aus Platzgründen nicht präsentiert werden kann.
Schon seit alters ist es ein absolutes Privileg von Herrschern und weltlichen und/oder geistlichen Landesherren, Münzen zu prägen und ihre Verteilung zu organisieren. Und die Päpste, von denen das amtliche Jahrbuch seit Petrus rund 270 verzeichnet, konnten sich dieses Vorrecht schon gegen Ende des achten Jahrhunderts aneignen.
Kontinuität selbst bei Vakanz
„Es war ein Zeichen von kirchlicher Souveränität, wenn man Münzen mit seinem eigenen Namen oder Konterfei in Umlauf brachte“, sagt der Ausstellungsleiter. Aber auch die weltlichen Herrschaftsansprüche als Regent des Kirchenstaats seien damit geltend gemacht worden. Das älteste in der Münchener Ausstellung zu sehende Stück stammt aus der Zeit zwischen 824 und 827. Bis auf zwei Unterbrechungen wurde die Fertigung bis heute aufrecht erhalten. Selbst als der Heilige Stuhl zeitweise nicht besetzt war – etwa in Zeiten der Vakanz –, ging die Produktion weiter. Als Beispiel dafür wird ein silberner Guilio aus dem 16. Jahrhundert gezeigt: Auf der Vorderseite sind die päpstlichen Insignien sowie die Umschrift „Sede vacante“ (päpstlicher Stuhl nicht besetzt) zu sehen und auf der Rückseite der heilige Petrus.
Bevorzugtes Material für die in der Regel auch künstlerisch ansprechend gestalteten Münzen war Silber. Angesichts des relativ harten Werkstoffs mag der unebene, ausgefranste Rand mancher Geldstücke verwundern. „Das kann daher kommen, dass man die Münzen damals noch einzeln per Hand und deshalb etwas ungenau fertigte“, meint Dr. Stumpf. Denkbar sei auch, dass einer der vorübergehenden Besitzer ein wenig von dem kostbaren Edelmetall abgezwackt habe, ehe er das Geldstück weitergab.
Diese Gefahr bestand bei den bronzenen Siegeln nicht. Auch bezüglich der Motiv sind diese weitaus einheitlicher gestaltet als die Münzen. Schon im 12. Jahrhundert bildete sich für die Siegel eine offizielle Form heraus, an die es sich zu halten galt: die Vorderseite musste jeweils Petrus und Paulus zeigen, die, da die Bildnisse fiktiv waren, durch die Buchstaben S(anctus) PA(ulus) und S(anctus) PE(trus) kenntlich gemacht wurden. Auf der Rückseite des Siegels hatte der Namen des jeweils regierenden Papstes zu stehen. Etwas selbstgefällig scheint da Papst Paul II. gewesen zu sein, der sein Siegel im 15. Jahrhundert aufwendiger gestaltete als erlaubt: Auf der Vorderseite ist eine Audienz abgebildet, bei der der Papst in vollem Ornat auf dem Thron sitzt. Ihm zur Seite stehen zwei Kardinäle, während zu seinen Füßen sieben Gläubige liegen.
Jährlich eine Papstmedaille
Unter den Medaillen wiederum hält Dr. Stumpf eine der jüngsten, nämlich aus dem Jahr 2000 stammend, für besonders eindrucksvoll. Darauf zu sehen ist Johannes Paul II., der sich in leicht gebeugter Haltung auf seinen Kreuzesstab stützt. Das sei doch „wirklich sein typischer Gestus“. Beim Anblick aller 25 Medaillen, die seit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. im Jahr 1978 in jährlichen Abständen herausgegeben wurden, sind deutlich die allmählichen Veränderungen in Gesichtsausdruck und Körperhaltung dieses Papstes zu erkennen.
Die Ausstellung „Nachfolger Petri – Römische Päpste im Spiegel von Münzen, Medaillen und Siegeln“ in der Staatlichen Münzsammlung München, Residenzstraße 1 (Nähe Odeonsplatz), ist bis Ende März 2004 zu sehen. Geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 19 Uhr. Führungen auf Anfrage unter Tel. (089) 227221. Im Begleitheft (44 Seiten, 76 Abbildungen, 10 Euro) gibt Dr. Gerd Stumpf eine Übersicht über die Geschichte des Papsttums.
Goethe und Dr. Gerd Stumpf von der Staatlichen Münzsammlung haben eines gemeinsam: ihre Vorliebe für päpstliche Münzen und Medaillen. Doch während der Weimarer Dichterfürst nur die bedeutendsten Prägungen vom 15. bis zum 18. Jahrhundert besaß, kann der im unterfränkischen Erlabrunn beheimatete Numismatiker an seiner Arbeitsstätte in München mit Objekten vom frühen 9. Jahrhundert bis zur Gegenwart aufwarten. „Die Staatliche Münzsammlung verfügt nach dem Vatikan selbst weltweit über den sicher umfangreichsten Bestand aus diesem speziellen Bereich.“ Die Sammlung wird, so Dr. Stumpf, mit Prägungen ab dem 16. Jahrhundert kontinuierlich vervollständigt und ist inzwischen so umfangreich, dass sie in den derzeit zur Verfügung stehenden Ausstellungsräumen als Ganzes schon allein aus Platzgründen nicht präsentiert werden kann.
Schon seit alters ist es ein absolutes Privileg von Herrschern und weltlichen und/oder geistlichen Landesherren, Münzen zu prägen und ihre Verteilung zu organisieren. Und die Päpste, von denen das amtliche Jahrbuch seit Petrus rund 270 verzeichnet, konnten sich dieses Vorrecht schon gegen Ende des achten Jahrhunderts aneignen.
Kontinuität selbst bei Vakanz
„Es war ein Zeichen von kirchlicher Souveränität, wenn man Münzen mit seinem eigenen Namen oder Konterfei in Umlauf brachte“, sagt der Ausstellungsleiter. Aber auch die weltlichen Herrschaftsansprüche als Regent des Kirchenstaats seien damit geltend gemacht worden. Das älteste in der Münchener Ausstellung zu sehende Stück stammt aus der Zeit zwischen 824 und 827. Bis auf zwei Unterbrechungen wurde die Fertigung bis heute aufrecht erhalten. Selbst als der Heilige Stuhl zeitweise nicht besetzt war – etwa in Zeiten der Vakanz –, ging die Produktion weiter. Als Beispiel dafür wird ein silberner Guilio aus dem 16. Jahrhundert gezeigt: Auf der Vorderseite sind die päpstlichen Insignien sowie die Umschrift „Sede vacante“ (päpstlicher Stuhl nicht besetzt) zu sehen und auf der Rückseite der heilige Petrus.
Bevorzugtes Material für die in der Regel auch künstlerisch ansprechend gestalteten Münzen war Silber. Angesichts des relativ harten Werkstoffs mag der unebene, ausgefranste Rand mancher Geldstücke verwundern. „Das kann daher kommen, dass man die Münzen damals noch einzeln per Hand und deshalb etwas ungenau fertigte“, meint Dr. Stumpf. Denkbar sei auch, dass einer der vorübergehenden Besitzer ein wenig von dem kostbaren Edelmetall abgezwackt habe, ehe er das Geldstück weitergab.
Diese Gefahr bestand bei den bronzenen Siegeln nicht. Auch bezüglich der Motiv sind diese weitaus einheitlicher gestaltet als die Münzen. Schon im 12. Jahrhundert bildete sich für die Siegel eine offizielle Form heraus, an die es sich zu halten galt: die Vorderseite musste jeweils Petrus und Paulus zeigen, die, da die Bildnisse fiktiv waren, durch die Buchstaben S(anctus) PA(ulus) und S(anctus) PE(trus) kenntlich gemacht wurden. Auf der Rückseite des Siegels hatte der Namen des jeweils regierenden Papstes zu stehen. Etwas selbstgefällig scheint da Papst Paul II. gewesen zu sein, der sein Siegel im 15. Jahrhundert aufwendiger gestaltete als erlaubt: Auf der Vorderseite ist eine Audienz abgebildet, bei der der Papst in vollem Ornat auf dem Thron sitzt. Ihm zur Seite stehen zwei Kardinäle, während zu seinen Füßen sieben Gläubige liegen.
Jährlich eine Papstmedaille
Unter den Medaillen wiederum hält Dr. Stumpf eine der jüngsten, nämlich aus dem Jahr 2000 stammend, für besonders eindrucksvoll. Darauf zu sehen ist Johannes Paul II., der sich in leicht gebeugter Haltung auf seinen Kreuzesstab stützt. Das sei doch „wirklich sein typischer Gestus“. Beim Anblick aller 25 Medaillen, die seit dem Amtsantritt von Johannes Paul II. im Jahr 1978 in jährlichen Abständen herausgegeben wurden, sind deutlich die allmählichen Veränderungen in Gesichtsausdruck und Körperhaltung dieses Papstes zu erkennen.
Die Ausstellung „Nachfolger Petri – Römische Päpste im Spiegel von Münzen, Medaillen und Siegeln“ in der Staatlichen Münzsammlung München, Residenzstraße 1 (Nähe Odeonsplatz), ist bis Ende März 2004 zu sehen. Geöffnet täglich außer montags von 10 bis 17 Uhr, donnerstags bis 19 Uhr. Führungen auf Anfrage unter Tel. (089) 227221. Im Begleitheft (44 Seiten, 76 Abbildungen, 10 Euro) gibt Dr. Gerd Stumpf eine Übersicht über die Geschichte des Papsttums.