Wie bei der Dinner-Version auch schlüpfen die Teilnehmer dabei in die Rolle einer biblischen Figur und finden dann durch vorbereitete Hinweise und geschicktes Fragen in mehreren Runden heraus, welcher Mitspieler in ein Verbrechen verstrickt ist. Anliegen ist es, „die Leute wieder neugierig auf die Bibel machen und sie spielerisch an die alten Geschichten heranzuführen“, sagt der Leiter des Generationenzentrums Matthias Ehrenfried Jürgen Krückel, der zugleich Spielleiter und Moderator der Bibelkrimis ist: „Denn die Bibel ist tatsächlich voller spannender Erzählungen.“
Wenige Voraussetzungen
Bibelkenntnisse sind für diese Art des virtuellen Gesellschaftsspiels nicht erforderlich, dafür Freude am Spiel, am Fabulieren und Rätseln und ein gewisser Grad an Kommunikations-Lust. Die notwendigen technischen Voraussetzungen sind mit einem Internetzugang und einem PC oder Laptop mit Lautsprechern und Webcam denkbar gering, alles andere – wie den Zugang zum virtuellen Spielraum – erledigt das Bildungshaus. Etwa eine Stunde vor Spielbeginn erhalten die Teilnehmer per Mail den Zugang zum Chatroom und die vorbereiteten Hinweise für ihre Rolle. Dann kann es losgehen. Insgesamt drei Fälle umfasst die Spiel-Reihe des Generationenzentrums Matthias Ehrenfried. Erfinder des biblischen Krimi-Dinners ist Jürgen Krückel. Nach seinem ersten Fall, der beim Echter-Verlag als Spiel aufgelegt wurde, hat er mehrere Fortbildungen zum Thema angeboten.
Der zweite Fall wurde in Kooperation mit Schülern des Würzburger Riemenschneider-Gymnasiums entwickelt, der dritte Fall „Mord im Affekt“ stammt aus der Feder von Burkhard Vogt. Um „Liebe und Gier“ und damit den zweiten Fall geht es an diesem Bibelkrimi-Abend im April. Pünktlich um 19 Uhr sitzen alle elf Teilnehmer bereit: Einer blickt erwartungsvoll mit Headset in die Kamera, ein anderer hat es sich mit einer Tasse Tee auf dem Sofa gemütlich gemacht, bei einem Pärchen werden noch rasch die Kinder ins Bett gebracht. „Hintergrund des Falles ist eine Steinigung und die Frage, wer Auftraggeber für die Mordtat ist.“ Mehr verrät Spielleiter Jürgen Krückel nicht.
In der ersten Spielrunde stellen sich die Personen zunächst anhand der vorher zugeschickten Angaben vor. Was bei manchen anfangs noch hölzern klingt, ändert sich im weiteren Spielverlauf: Die Spieler wachsen in ihre Figuren hinein, füllen die Rollen mit Leben und individuellen Zügen; da sind der undurchschaubare Krieger Ariel, die stolze Königsgattin Mirjam, der unter der Fuchtel seiner Frau stehende König Milka, die schüchterne Königstochter Adata, der zufriedene Bauer Adam, der selbstbewusste Königssohn Benjamin und die streitbare Prophetin Judith. Doch wer gehört zu wem? Und wer sagt nur die halbe Wahrheit?
Bogen ins Heute
Dass man allen Teilnehmern ins Gesicht sieht, erweist sich dabei als gleichermaßen vorteilhaft wie spaßig. Angeleitet von Spielleiter Krückel tauchen die Teilnehmer immer tiefer in die Welt von damals ein, versuchen Hintergründe auszuleuchten, beurteilen Indizien und Gerüchte. Anhand gezielter Fragen regen sich beim ein oder anderen erste Verdachtsmomente. Zuweilen galoppieren Milka, Judith und Co im Eifer des Gefechts davon und verstricken sich dabei in theologisch-historischen Diskussionen. Zwar lenkt das manchmal von der richtigen Fährte ab, so dass Krückel schweren Herzens zurückleiten muss, Spaß macht es den Teilnehmern dennoch.
In der Schlussrunde heißt es schließlich Farbe bekennen: Wer ist Opfer? Wer Täter? Wer hat den richtigen Riecher? Dann folgt die heiß ersehnte Auflösung. Dabei benennt der erfahrene Spielleiter nicht nur die zugrunde liegende Bibelstelle und die zugehörigen Figuren, sondern wirft auch einen Blick auf die Hintergründe, beleuchtet Allgemeinmenschliches und spannt so einen Bogen ins Heute.
Versuch gelungen
Für Jürgen Krückel war der erste Bibelkrimi per Videochat „ein Versuch, der im Großen und Ganzen gelungen ist“. Natürlich sei diese Form „schon anders als live vor Ort mit einem guten Essen“; zudem erfordere sie „eine andere Art der Begleitung“, so dass für die zweite Runde die ein oder andere Rolle noch modifiziert, mancher Tipp anders formuliert wird. Begeistert zeigt sich Krückel von der Tatsache, „dass so viele jüngere Leute teilgenommen haben“ und wie das Spiel eine gleichermaßen spannende wie unterhaltsame Eigendynamik gewonnen hat.
Dass das virtuelle Format auch bei den Teilnehmern ankam, belegen die durchweg positiven Rückmeldungen: „Eine lustige Runde. Das Format passt sehr gut. Toll gespielt und diskutiert. Gut moderiert“, heißt es am Ende in den Kommentaren. Ein anderer freut sich über einen wohltuenden Abend, der „mal was anderes als nur Corona“ zum Thema hatte und bittet ausdrücklich um „Infos, wenn wieder so etwas stattfindet“.
Auch nach Corona
Obwohl es den Klassiker im Dinner-Format natürlich auch weiterhin geben soll, wird – nicht zuletzt aufgrund des hohen Zulaufs – auch die virtuelle Version eine Zukunft haben. „Solange die Einschränkungen durch die Corona-Kri- se bestehen, wollen wir alternative Formate wie diese auf jeden Fall weiter anbieten und dabei erproben, was möglich ist“, sagt Krückel. Um das digitale Angebot möglicherweise auch in den „Normalbetrieb“ übernehmen zu können, bildet sich das Team zudem gerade für Webinare fort. Denn: „Was ankommt und gebraucht wird, soll es auch nach Corona geben!“
Anja Legge
Der nächste Termin
Das nächste biblische Krimi-Dinner per Videochat findet am Freitag, 15. Mai 2020, von 19.30 bis circa 22 Uhr statt. Thema ist noch einmal der zweite Fall „Liebe und Gier“. Anmeldung per E-Mail unter „me-haus@bistum-wuerzburg.de“. Darüber hinaus hat das Generationenzentrum Matthias Ehrenfried weitere Alternativ-Angebote entwickelt wie das Café-Komm-Elterntelefon (Telefonnummern unter „www.me-haus.de“), Vermittlung telefonischer Kaffeekränzchen und Stammtischrunden für bis zu fünf Senioren (Christina Moczynski 0931/386-68700) sowie verschiedene online-Kurse und Webinare.
Mehr Infos gibt es unter „www.me-haus.de“ oder Telefon 0931/386-68700.