Im März 2019 fiel der Startschuss für das Nachhaltigkeitsprojekt des Bistums „Limit 25“. Die Diözese möchte mit diesem Projekt nachvollziehen, wie effizient in den Immobilien im gesamten Bistum Energie verbraucht wird. „Energieeffizienz“ ist das Stichwort. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Energietechnik der Technischen Hochschule Amberg-Weiden fragte das Bistum daher im vergangenen Jahr seine Pfarreien nach ihrem Energieverbrauch. Konkret heißt das: Viel Arbeit. Per Online-Umfrage im Internet holte man unter anderem Informationen über den Stand der Isolierung, den Stromverbrauch und das Heizverhalten ein. Das betrifft nicht nur Kirchen, sondern auch Pfarrheime, Pfarrhäuser oder karitative Einrichtungen wie Kindergärten.
Ziel ist es, herauszuarbeiten, wie man Energieverbrauch reduzieren könnte – für die Umwelt und zur Kosteneinsparung. Das Projekt ist bereits seit einigen Jahren im Gespräch. Vor fünf Jahren hat Christof Gawronski die Funktion des Umweltbeauftragten im Bistum Würzburg übernommen. Seitdem befasst er sich gemeinsam mit der Verwaltung damit, wie man das Bistum für die Zukunft nachhaltiger gestalten kann. Allerdings muss er dabei nicht bei Null anfangen, da es bereits zahlreiche kirchliche Initiativen zum Thema Umweltschutz gibt, wie etwa die staatlich anerkannte Umwelt-Bildungsstation der Katholischen jungen Gemeinde. Auch seien zahlreiche Tagungshäuser im Bistum EMAS-zertifiziert, so etwa das Burkardushaus Würzburg. EMAS ist eine Initiative der EU, die Unternehmen auszeichnet, die im Betriebsablauf besonders auf Nachhaltigkeit achten. Limit 25 sei nun eine bistumseigene und vor allem gruppenübergreifende Aktion, meint Gawronski.
Schöpfung ehren
Spätestens mit den bei der Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) 2018 verabschiedeten Handlungsempfehlungen „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag“, ist das Thema Nachhaltigkeit im Herzen der Kirche in Deutschland angekommen. Die DBK reagierte damit auf die päpstliche Umwelt- und Sozialenzyklika „Laudato si“ von 2015, in welcher Papst Franziskus unter anderem die Verschwendung natürlicher Ressourcen kritisiert und für mehr Respekt vor der Schöpfung wirbt. Diese Gedanken habe man in Würzburg aufgreifen wollen, sagt Gawronski. Aus den Überlegungen, wie man auf päpstliche und bischöfliche Wünsche zu mehr Umweltschutz eingehen könnte, wurde „Limit 25“ geboren. Der Plan sei, mit der Sammlung von Energiedaten zu erkennen, wo man mit geringen und kostengünstigen Maßnahmen möglichst viel Energie in Immobilien einsparen könnte.
Wenig hilft viel
Dabei müsse man sich natürlich an die Vorgaben des derzeitigen Baumoratoriums halten. Es sei auch meist gar nicht notwendig, ganze Heizanlagen auszutauschen, manchmal genüge es auch, Einzelteile zu korrigieren – etwa einen Thermostat auszutauschen –, um eine große Wirkung zu erzielen. Das mag geringfügig wirken, aber das Bewusstsein für Energieeffizienz sei nach seiner Erfahrung noch nicht lange in den Köpfen, genau wie solche Korrekturmaßnahmen, sagt Gawronski. Früher seien etwa Heizungen einfach konsequent genutzt worden, bis sie kaputtgingen. Energieeffizienz bedeute aber, dafür zu sorgen, dass sie regelmäßig kontrolliert und auf den neuesten Stand gebracht werden. Um das zu erreichen, sei Information wichtig. Gerade für die Zeit nach dem aktuell verhängten Baumoratorium sei deshalb die Datensammlung von „Limit 25“ nützlich. Mit den Daten könne man erkennen, an welchen Stellschrauben man in welchen Pfarreien zukünftig noch drehen müsse, um Energieeffizienz zu erreichen.
Langer Vorlauf
Nach Gawronski hatte „Limit 25“ einen langen Vorlauf. Schon früh hatte man einen Fördermittelantrag an den Freistaat Bayern geschickt, um das Projekt zu finanzieren. Dieser war im Mai 2018 endlich bewilligt worden. Da im November 2018 die Kirchenverwaltungen im Bistum neu gewählt wurden, habe der organisatorische Aufwand der Datenerfassung für „Limit 25“ bis zum nächsten Jahr warten müssen, erklärt er. Diese Datenerfassung hat man 2019 gemeinsam mit der Hochschule Amberg-Weiden durchgeführt. Die habe schon die Bistümer Regensburg, Eichstätt und Bamberg bei ähnlichen Energieprojekten unterstützt und kenne sich in der Zusammenarbeit mit der Kirche gut aus. In einem nächsten Schritt wolle man nun etwa zehn Pfarreien aus dem großen Pool der gesammelten Daten auswählen, um sie exemplarisch zu untersuchen, um ein realistisches Bild von der Lage vor Ort zu gewinnen. Die Wissenschaftler des Instituts für Energietechnik sollen auf Besichtigungsterminen den „Ist-Zustand aufnehmen“. Verantwortlich hierfür ist unter anderem Stefan Schedl, Bereichsleiter für Gebäudetechnik an der Hochschule Amberg-Weiden. Er ist zuversichtlich, dass man der Diözese helfen könne, den Energiehaushalt zu optimieren. In anderen Bistümern hätten er und seine Kollegen bereits viel über die Verwaltungsstruktur in Diözesen und auch kirchliche Bauten lernen können. Würzburg sei trotzdem interessant und neu, beispielsweise weil man in der Diözese „viel mehr Sandstein verbaut hat als anderswo“, wie er auf einem der Besichtigungstermine in der Pfarrei Ruppertshütten (Dekanat Lohr am Main) sagt.
Ruppertshütten
Ruppertshütten ist laut Gawronski und Schedl deswegen ein spannendes Beispiel, weil man hier die gesamte Bandbreite an Bauten in Kirchenstiftungen begutachten könne, vom Pfarrheim, über Pfarrhaus und Kindergarten, bis zur Kirche. Kirchenpfleger Ingbert Roth meint zur Aktion „Limit 25“, dass es nicht schaden könne, sich für die Zukunft ein Bild zu machen, auch wenn man am Anfang nicht genau gewusst habe, was auf die Pfarrei zukommen würde.
30 bis 40 Prozent
Auf dem Besichtigungstermin mit Schedl und seinem Kollegen Matthias Boris gelingt es, viele Fragen von Roth und der Kirchenverwaltung zu klären. Schedl beruhigt zum Beispiel dahingehend, dass es bei „Limit 25“ nicht darum gehe, die Pfarreien für den Umweltschutz auf den Kopf zu stellen, sondern lediglich um eine Bestandsaufnahme und darum, vielleicht kleinere Korrekturen vorzunehmen.
Schon mit scheinbar geringem Aufwand könne man in den meisten Fällen „zwischen 30 und 50 Prozent an Energiekosten einsparen“. Zu solchen Maßnahmen gehöre etwa, dass man in einem Pfarrheim meist keinen Warmwasserspeicher brauche, der dauernd beheizt werde, sondern dass ein Durchlauferhitzer reiche. Gemeinsam werden sowohl die Heizungsräume aller Gebäude, wie auch die Dachstühle von Kirche und Pfarrheim besichtigt. Schedl lobt unter anderem, dass man in Ruppertshütten in Pfarrheim und Pfarrhaus schon darauf geachtet habe, ordentlich isolierte Fenster einzubauen und auch für eine Dachisolierung im Innenraum gesorgt habe. Auch in der Kirche sei positiv zu vermerken, dass man bereits über eine moderne Heizanlage verfüge.
Viele Pfarreien seien aber noch nicht so gut aufgestellt, stellt Christof Gawronski fest. Denn zahlreiche der genutzten Heizanlagen seien inzwischen zu alt oder besäßen defekte Teile, die eine effiziente Nutzung behinderten. An anderer Stelle würden Gebäude geheizt, obwohl man sie zeitweise nicht nutze, einfach weil in manchen Kirchenbauten keine Anpassung der Heizperioden an neue Gottesdienstzeiten stattfinde.
Doch genau für diese Fälle sei nun „Limit 25“ da. Gawronski ist zuversichtlich, dass man mit der Datensammlung und nun mit direktem Kontakt zu einzelnen Pfarreien für sparsamen Energieverbrauch im Bistum sorgen könne. Für ihn sei das Projekt auch eine gute Gelegenheit, die Zeit des Baumoratoriums zu nutzen, um Maßnahmen für mehr Umweltschutz in der Zukunft zu planen.
Raphael Schlimbach