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Sorgfalt bei der Sprachwahl
Soll der Papst bei seinem Pastoralbesuch in Tschechien statt Englisch (beziehungsweise Italienisch) lieber Deutsch sprechen? Einige tschechische Medien haben sich darüber mokiert, dass die Muttersprache des Papstes nach Entscheidung des Vatikans kaum eine Rolle spielen soll, zumal ältere Menschen ihn da doch am besten verstünden (siehe dazu auch Seite 6). Kein Zweifel, Deutsch war einst in Mittel- und Osteuropa die „linqua franca“, die Sprache, in der sich Menschen aus den verschiedenen Ländern miteinander am besten verständigen konnten. Dies galt bis lange nach dem Zweiten Weltkrieg, und im Grunde hat erst nach der politischen Wende Englisch endgültig die Spitzenstellung auch in Osteuropa erreicht. Dies gilt auch für unser Nachbarland Tschechien, und so ist es verständlich, wenn Benedikt XVI. bei seinem Besuch in den Ansprachen außerhalb der Gottesdienste die Sprache Shakespeares verwenden wird – und nicht etwa jene Goethes. Generell gilt, dass die Wahl der Sprachen bei einer Papstreise nicht vom Belieben irgendeines Mitarbeiters im Vatikanischen Staatssekretariat abhängt, sondern gründlich überlegt wird. Mit Sicherheit werden die jeweilige Ortskirche und der Apostolische Nuntius in die Überlegungen einbezogen. Weder Papst und Vatikan noch Ortskirche können ein Interesse daran haben, dass durch die Wahl der Sprache(n) unnötige Polemik verursacht und das pastorale Anliegen einer Reise gefährdet. Dies gilt nicht zuletzt für den Besuch in Tschechien, wo das Staat-Kirche-Verhältnis mit großer Sensibilität behandelt und viel aufgearbeitet werden muss. Dass sowohl im Vatikan wie in der tschechischen Ortskirche die Befürchtung besteht, eine häufigere Verwendung des Deutschen könne zu Auseinandersetzungen führen, die der Kirche schaden, liegt nahe. Erfreulich ist es aus deutsch(sprachig)er Sicht aber doch, dass es tschechische Medien gibt, die sich für die Verwendung unserer Sprache engagieren. Im Vatikan wird man das zur Kenntnis nehmen. Und der Papst wird wohl etwas weniger Scheu haben, ab und zu ein paar Worte in seiner Muttersprache zu sagen.