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Reicht der Schnitt oder reicht er nicht? Spätestens mit der Ausgabe der Zwischeninformation in diesen Tagen bangen Viertklässler und ihre Eltern, ob der Notendurchschnitt für die gewünschte weiterführende Schule reicht.
Was viele nicht wissen: Grund und Teilhauptschulen wie das Würzburger Elisabethenheim bieten Kindern eine echte Alternative zum Übertritt nach der 4. Klasse und senken damit Stress und Erwartungsdruck bei allen Beteiligten.
„Bereits in der Grundschule sind Kinder heute einem hohen Leistungsdruck ausgesetzt“, berichtet Charlotte Wien, Hortleiterin am Würzburger ElisabethenHeim, aus dem Schulalltag. In manchen Familien beginne die Notenpanik bereits in der ersten Klasse, in anderen werde es „erst“ in der vierten Klasse richtig stressig, geht es doch dann um das vermeintliche Schreckgespenst „Übertritt“. Dies sowie die Einsicht, dass der Übertritt für manche Kinder einfach zu früh kommt, sind die Hauptbeweggründe dafür, dass man im ElisabethenHeim ein anderes Schulmodell praktiziert. „Als Grund- und Teilhauptschule wollen wir Kindern die Chance bieten, sich länger Zeit für die individuelle Entwicklung und die Übertrittsentscheidung zu nehmen“, bringt Charlotte Wien die Chancen des Konzepts auf den Punkt.
Den Fähigkeiten entsprechend
„Unser Ziel ist dabei natürlich, dass möglichst viele Kinder nach der vierten Klasse an eine passende weiterführende Schule wechseln“, so Hort-Geschäftsführer Simon C. Kuttenkeuler. Dass dies beim Großteil der Kinder auch gelingt, belege die hohe Übertrittsquote zwischen 80 und 90 Prozent. In jedem Jahrgang gebe es aber auch Kinder, die noch etwas Zeit brauchen, weil sie „zwar das Potenzial, aber nicht den ge-
forderten Notendurchschnitt haben oder weil sie entwicklungsbedingt einfach noch nicht so weit sind wie ihre Altersgenossen“. Hinzu kommen jedes Jahr auch Schüler aus anderen Grundschulen, die sich bewusst noch ein oder zwei Jahre „Verlängerung“ nehmen wollen. „Sie alle werden bei uns entsprechend ihrer Fähigkeiten gefördert und können dann je nach Entwicklungsstand nach der fünften oder sechsten Klasse auf die passende Schulform wechseln“, erläutert Charlotte Wien.
Neben dem normalen Unterricht gibt es deshalb an der staatlich anerkannten, privaten katholischen Schule in Trägerschaft der Diözese Würzburg eine ganze Reihe zusätzlicher Angebote. Dazu gehören zum Beispiel fest eingeplante Förderstunden zur Vertiefung des Unterrichtsstoffs. „Unser ehemaliger Schulleiter Richard Mauder, der uns ehrenamtlich unterstützt, findet hier sehr kreative Umsetzungen“, lobt Kuttenkeuler. „Steht das Thema Bruchrechnen im Lehrplan, zerschmettert er gerne mal eine Tasse. Das Prinzip von Bruchteil und Ganzem ist den Kindern dann sofort klar.“
Lebenspraktische Aufgaben
Außerdem ermögliche die obligatorische Hortbetreuung eine enge Zusammenarbeit von Betreuern und Lehrern. „Nachmittags üben wir ein, was morgens erlernt wurde“, beschreibt es Charlotte Wien. Neben den schriftlichen Hausaufgaben steht auch das gemeinsame Lernen auf dem Tagesplan. Der Vorteil: „In der Gruppe fällt das Lernen viel leichter als zu Hause, und so ganz nebenbei lernen die Kinder dabei, wie man richtig und effektiv lernt“, so Charlotte Wien.
Überaus beliebt sind aber vor allem die sogenannten „lebenspraktischen Aufgaben“, mit denen man die Kinder gezielt auf die Herausforderungen des Alltags vorbereiten will. Was zunächst sperrig klingt, beginnt mit ganz einfachen Fragen wie: Schmeckt das Obst vom Markt besser als das aus dem Supermarkt? Wie viele Meter misst unser Sportplatz? Wie flicke ich einen Fahrradschlauch? Oder: Was brauche ich zum Backen von Muffins? Lehrerin Emilia Wlodarski und Sozialpädagogin Eva Wasser gestalten mit den Kindern regelmäßig derartige Unterrichtsstunden und berichten von einer Fülle sich ergebender Lerngelegenheiten: So hantieren die Kinder zum Beispiel mit ihren Mathe-Kenntnissen, weil sie zunächst das Muffin-Rezept verdoppeln müssen. Beim Einkaufen bekommen sie eine Vorstellung, was ein Pfund Butter kostet und beim gemeinsamen Backen trainieren sie den sozialen Umgang miteinander. Wichtig ist den Pädagogen dabei, den Kindern „nichts vorzukauen“. „Die Kids sollen selbst nach Lösungswegen suchen“, so Wlodarski. Mehr als einmal haben sie ihre Erzieher dabei schon in Erstaunen versetzt: „Statt eine komplizierte Beschreibung durchzuackern, lädt man sich heute einfach ein Video aus dem Internet herunter.“
„Unsere Kinder erleben auf diese Weise immer wieder, was sie mit dem gelernten Wissen anfangen können, und sind damit auf dem besten Wege zu starken, lebensbejahenden und fröhlichen Menschen, die ihr Leben mit allen Herausforderungen bewältigen können“, ist Simon Kuttenkeuler überzeugt.
Den Kindern indes ist das (noch) egal. Für sie zählt allein die stressfreie Erkenntnis: „So macht lernen Spaß!“
Anja Legge