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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Impressionen von der Leserreise nach Sardinien

    Smaragdfarbenes Wasser und bizarre Steilküsten

    Das hat es beim Sonntagsblatt auch noch nicht gegeben. Mit eineinhalb Jahren Verspätung haben Leser der Kirchenzeitung endlich die lang ersehnte Reise in den Norden der italienischen Mittelmeerinsel ­Sardinien angetreten. Seit Frühjahr 2020 hatte die Corona-Pandemie der Reiselust weltweit Schranken gesetzt. Aber jetzt – bevor Herbst und Winter mit Schmuddelwetter uns allen zusetzen – genossen 20 Leserinnen und Leser die herbe Inselschönheit und stärkten bei durchwegs sonnigen 21 Grad Tagestemperatur ihre Immunabwehr. Begleitet wurde die Gruppe auf ihrer Reise vom 9. bis 16. Oktober vom früheren Bistumsredakteur Matthias Risser. Die Organisation lag in Händen von TCI Reise & Service aus Bremerhaven.

    Überblickt man die acht Tage, bleiben einem vor allem die bizarren Steil- und Felsenküsten der nach Sizilien zweitgrößten Mittelmeerinsel mit ihrem traumhaften smaragdgrünen Wasser und den mitunter einsamen Stränden in Erinnerung. Noch mehr als die terrassenförmig angelegte Poollandschaft am vier Sterne Grand Hotel Smeraldo Beach oberhalb von Baja Sardinia, lockten der hoteleigene Strand oder eine versteckt zwischen Felsen gelegene Badebucht unweit des Hotels. Wohl jeder hat in dieser erlebnisreichen Woche wenigstens einmal die Füße ins kristallklare Wasser gehalten.

    Aus der Bronzezeit

    Baja Sardinia, die im Norden gelegene touristische Ansiedlung unweit der Smaragdküste, erwies sich als idealer Ausgangsort für die täglichen Entdeckungsreisen. Im Landesinneren liegen die frühesten Zeugnisse menschlicher Zivili­sation: in Felsen gehauene Grabkammern oder die Nuraghen, bienenstockförmige Türme aus der Bronzezeit vor gut 3000 Jahren. Einst dienten sie als Wohnturm für höhergestellte Personen oder als Zufluchtsort in Krisenzeiten; auch die Nutzung als Vorratsspeicher für landwirtschaftliche Erzeugnisse könnte eine Rolle gespielt haben.

    Die täglichen Touren begleitete Marlene Stiefvater, eine gebürtige Freiburgerin. Tag für Tag schlug sie ein lebendig erzähltes Geschichtsbuch auf, mit ausführlichen Kapiteln zu Sitten und Gebräuchen der Sarden. Unverfälschte Einblicke ins Leben auf der Insel ermöglichten besonders ihre Schilderungen zur Familiengeschichte ihres sardischen Ehemannes.

    Bereits am Sonntag, dem ersten Tag nach der Anreise, ging es per Bus – sicher gelenkt von dem Sarden Fulvio – an der Smaragdküste, der Costa Smeralda, entlang. Seinen Namen hat der nur 20 Kilometer lange Küstenabschnitt von der ausgeprägten Smaragdfarbe des Wassers. Größen aus Politik und Showbusiness besitzen hier riesige Villen. Vladimir Putin beispielsweise oder der arabische religiöse Führer aller Ismailiten, Karim Aga Khan, gehören zu diesem handverlesenen Kreis. Letzterem kommt das Verdienst zu, 1962 als gerade einmal 26-Jähriger gemeinsam mit einem Konsortium von Superreichen im Norden einen 55 Kilometer langen Küstenstreifen erworben zu haben.

    Felsen wie Skulpturen

    Auf diesem bis dato nahezu unbesiedelten Gebiet ließ er von Stararchitekten exklusive Fünf-Sterne-Hotels errichten – mit Zisternen und anderen ökologischen Besonderheiten. So brachte er Wohlstand auf die Insel. Es entstanden keine riesigen, seelenlosen Bettenburgen, sondern sich behutsam in die Landschaft – baulich wie farblich – einschmiegende Gebäudekomplexe. Auch baute man nicht im internationalen Stil, sondern berücksichtigte die vor Ort vorkommenden Gesteinsarten wie Granit und Sandstein. Charakteristisch sind die Rundungen der Gebäude. Pate dafür standen die von Wind und Wetter verwitterten gerundeten Felsen, die skulpturengleich der Smaragdküste ihr unverwechselbares Gesicht verleihen.

    Die Unterfranken erhaschten davon nur kurze Eindrücke; sie zog es in ruhigere Gefilde. Mit der Fähre ging es von Palau zur traumhaften Insel La Maddalena. Nach der 25-minütigen Seefahrt bummelte die Gruppe gemeinsam durch den Hafenort mit seinen hübschen Häusern aus dem 19. Jahrhundert. Die Rückfahrt führte vorbei an den Ausläufern der Gallura-Berge, einer dünnbesiedelten Granitregion, woher der bekannte Weißwein Vermentino di Gallura stammt.

    Täglich Anlass zum Staunen

    Den Abschluss des Abends bildete der Sonntagsgottesdienst in der Kirche Santa Maria di Stella Maris im Nobelort Porto Cervo. In dem ganz im verspielten Baustil der Costa Smeralda errichteten Gotteshaus beeindruckte Reiseleiterin Marlene alle. Mit ihren sehr behutsam ins Deutsche übersetzten Evangeliumsauslegungen des mitunter heftig gestikulierenden italienischen Ortspfarrers, erschloss sie für alle gut nachvollziehbar das Wort Gottes. Sardinien bot an jedem Tag der einwöchigen Leserreise Anlass zum Staunen. Das gemeinsame Erleben der Steilküsten mit ihren wunderschönen Seestädtchen, den charakteristischen Häfen und der herben Schönheit des Landesinneren mit seiner immergrünen Gebüschvegetation, der sogenannten Macchia, begeisterte alle.

    Der König unter den Pflanzen ist hier der wildwüchsige Ölbaum, nicht zu vergessen Steineiche, Wacholderbaum und Korkeiche. Diese bildet auch einen bedeutenden wirtschaftlichen Aspekt. Aus Kork werden auf Sardinien nicht nur Weinverschlüsse hergestellt, sondern auch Textilien, Taschen und vieles mehr. Charakteristikum der Insel sind auch die bizarren Felsformationen und die bis über 1800 Meter hohen Gebirgsmassive. Die von Wind und Wetter modellierte Landschaft bietet immer wieder neue Gesichter, somit Spielraum für tiefempfundene Gefühle von Raum und Zeit. Denn nicht von heute auf morgen sind diese Landschaften entstanden, sondern erst im Laufe einer 300 Millionen Jahre andauernden Erdgeschichte mit tektonischen Verschiebungen, Faltungen und Vulkanausbrüchen.

    Wie klein, aber doch wieder so alt, erscheinen uns dagegen die ersten archäologischen Vorkommnisse, die aus der Steinzeit um 7000 vor Christus stammen. Einzigartige Stätten aus dieser Zeit tauchen bei den kurvigen Überlandfahrten sozusagen aus dem Nichts auf. Von Menschen geschaffene monolithartige Steinmonumente, deren genaue Interpretation wohl noch viele Prähistoriker beschäftigen wird. Nicht ohne Grund wird Sardinien auch als ­„Mediterranes Stonehenge“ bezeichnet.

    Wandgemälde und Gesang

    Aber nicht nur die alte Geschichte hat Spuren in dem kontrastreichen Land hinterlassen. So zeugt zum Beispiel das Seebad Alghero von der rund  400-jährigen Regierungszeit der Katalanen auf der Insel. Beredtes Zeugnis für diese Zeit sind die Altstadt und der Dom. Ein ganz besonderes Flair verströmen die hohen, engen Gassen. Ein Gang auf der rekonstruierten, mächtigen Stadtmauer mit Blick ins Smaragdgrüne des Meeres, entschädigt für die kurvenreiche Anfahrt. Nahezu dramatisch inszeniert, zeigt sich die Lage der steil auf einem Felsvorsprung aufragenden Altstadt von Castelsardo in der nördlichen Region Anglona. Hier ­türmen sich, durch kleine Straßen erschlossen, die Häuser übereinander nach oben. Die Spitze des Bergs wird von der Burg der genuesischen Familie Doria ­bekrönt.

    Zwei weitere Orte werden den 20 Teilnehmern der Leserreise noch lange in Erinnerung bleiben. Zum einen das Bergdorf Orgosolo. In dem erst auf den zweiten Blick schönen Dorf finden sich auf alten, mitunter etwas vernachlässigten Hausfassaden der Dorfstraße zirka 150 Wandgemälde, sogenannte Murales. In einst knalligen Farben gemalt, prangern sie seit den Zeiten des Jugendprotests von 1969 auf drastische Weise soziale Missstände an. Der zweite Sehnsuchtsort ist wohl die Capo Caccia, eine von der Stadt Alghero nicht weit entfernt liegende Landzunge. Hier fallen 200 Meter hohe Klippen steil ab und bieten dramatische Blicke in den tosenden Abgrund.

    Würzige Souvenirs

    Irgendwann geht auch eine schöne Reise zu Ende, zurück bleiben ganz subjektiv geprägte Erinnerungen. Ein jeder setzt seine eigenen Schwerpunkte, um noch lange vom Erlebten zu zehren. Vor allem der obertonreiche Gesang der sardischen Schafshüter während des Essens in der Scheune eines Schäfers in der Nähe des Städtchens Nuoro, wird bei den Teilnehmern der Extra-Tagestour wohl noch länger nachhallen. Und der betörende Geruch der Bougainvillea und des nun verblühten Oleanders, steckt vielen noch in der Nase.

    Bald nach der Rückkehr von der Leserreise, hieß es für manchen Sardinien-Fahrer noch vor dem Zubettgehen die erworbenen Souvenirs aus dem Koffer zu holen und im Kühlschrank zu verstauen. Wie zum Beispiel den auf dem Wochenmarkt im romantischen Künstler- und Bergdörfchen San Pantaleo erworbenen Schafskäse, den würzigen Pecorino. Die Oberaufsicht auf die Produkte des Marktes und die nahgelegene Pfarrkirche San Pantaleo hat hier kein geringerer als die granitene Kolossalstatue von Papst Johannes Paul II. Bei diesem „Wächter“ kann ja bei den Schafskäse-Souvenirs aus Sardinien wirklich nichts schiefgegangen sein.

    Matthias Risser