Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Sinnvolle Aufgabe gesucht

    Ein Franziskus mit wehender Kutte schwingt auf dem Dachreiter als Wetterfahne um das Doppelkreuz, das den kirchenrechtlichen Sonderstatus des Klosters als losgelöst von der örtlichen Gerichtsbarkeit symbolisiert – und weist es als Kapuzinerkloster aus. Kein Glockenturm, kein großes Portal, kein einziger barocker Schnörkel ziert das Äußere der Ochsenfurter Klosterkirche. Sie ist ein klassisches Beispiel für die Schlichtheit kapuzinischer Bauten – nur innen ein Schmuckkästchen für den lieben Gott, wie es so heißt. Vor 350 Jahren wurde die Klosterkirche der Kapuziner – ein Franziskaner-Orden in der Nachfolge Franz von Assisis – geweiht.

     

    Schlechte Zeiten in Ochsenfurt: Der Dreißigjährige Krieg, die einquartierten Schweden, die Beulenpest. Not und Elend sind in und um Ochsenfurt unvorstellbar groß und selbst die Pfarrhöfe verwaist, die Seelsorger entweder tot oder geflohen. Ein Kapuziner-Pater aus Kitzingen kümmert sich nebst dem Sulzdorfer Pfarrer und einem Dettelbacher Franziskaner in den 1630er Jahren in der Stadt und in den Gaudörfern um die Kranken und einen Funken Hoffnung. Ab 1645 wird dann die Gründung eines Klosters durch die Kitzinger Patres Hieronymus und Kasimir von Haslang betrieben. Zwei Kapuziner predigen jetzt in St. Michael, wohnen im Lohr’schen Hof (heute Sparkasse Mainfranken). Auch Rat und Bürgerschaft wollen die Kapuziner als Seelsorger, bitten 1646 beim Kapuzinergeneral in München formell um eine Klostergründung.   

    Krieg und Elend

      Das Würzburger Domkapitel als Eigentümer der Stadt begleitet das Ansinnen der Kapuziner wohlwollend, doch fehlt es zunächst an Geld und geeignetem Baugrund. Auch Krieg und Elend dauern an. Das Kloster wird schließlich fast 20 Jahre später am Fuße des Wolfgangsberges „nicht zu nahe an der Stadt, nicht zu nahe am Main und nicht auf dem Berg“ entstehen, wie es Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn fordert.  

    1664 Baubeginn

    1664 wird der Bau von Kloster und Kirche begonnen, 1667 fertig gestellt – finanziert von den Bürgern aus Ochsenfurt und Umgebung. Außergewöhnlich ist, dass die Kirche zur Weihe am 16. Oktober 1667 bereits frühbarock eingerichtet ist. Nur Kanzel und Orgel kommen später hinzu, als die Mönche schon längst nicht mehr den Chorgesang pflegen. Und auch die Brot verteilende heilige Elisabeth im rechten Seitenaltar malt Andreas Leimgrub erst 1853.   Kunsthistorisch sei das Kirchlein etwas ganz Besonderes, sagt Toni Gernert vom Arbeitskreis Geschichte. Er verweist auf die Altarbilder der Würzburger Hofmaler Oswald Onghers und Johann Baptist de Ruel, den führenden Maler seiner Zeit im Bistum. Sie nehmen sich jeweils des Kirchenpatrons an. Es ist der heilige Burkard, der auf dem Hochaltarbild von Onghers offenbar der Gottesmutter Maria sein Bistum Würzburg weiht – mit der Festung Marienberg und St. Burkard im Hintergrund. Zumindest ist das die Interpretation von Pfarrer i. R. Heinz Neeser, der sich im Arbeitskreis mit den Besonderheiten der Kirche befasst.   Vermutet wird auch, dass weitere Bilder aus Onghers Schule stammen könnten. De Ruel malte 1667 den heiligen Antonius mit dem Jesuskind für die Antoniuskapelle – mit einer bezaubernden Lichtführung bis durch das Schlüsselloch. Beide Arbeiten wurden von Maria Christina Neuhaus, geborene von Zobel zu Giebelstadt in Auftrag gegeben, wie die Wappenzeichnungen ausweisen. Bei sechs großen Passionsbildern, die im Kirchenschiff hängen, sind ihre Stifter ebenfalls mit Namen und Wappen gekennzeichnet, aber noch nicht identifiziert. Viele interessante Details wie die im Hochaltar montierten Wallfahrts-Agnus Dei und Reliquien oder das Bild der heiligen Elisabeth beim Brot verteilen, ein Gemälde von Andreas Leimgrub, gilt es zu entdecken.  

    1828 aufgehoben

    Bis zu 18 Kapuziner wirkten gleichzeitig in Ochsenfurt und dem Ochsenfurter Gau, überstanden auch zunächst die Säkularisation von 1803. Das Kloster wurde schließlich gegen den Willen der Bevölkerung mit Dekreten von 1826 und 1828 von König Ludwig I. aufgehoben. Die Stadt Ochsenfurt kaufte das Kloster und nutze es ab 1835 für die Spitalpfründner. Ab 1878 betreuten die Schwestern des Erlösers die Bewohner des Spitals und späteren Altenheims – bis 1986.   Mit dem Neubau des städtischen Seniorenheims war 1973 das alte Klostergebäude abgerissen worden. Die Kirche mit dem Oratorium hinter dem Chor und der Krypta mit 48 Gräbern blieb als Hauskapelle. Auch der Kreuzgang und die Klostermauern sind noch weitgehend erhalten. In jüngster Geschichte war das Areal wieder Baustelle für das komplett neue, inzwischen in der Trägerschaft des Landkreises Würzburg betriebene Seniorenzentrum mit „Haus Franziskus“ und Service-Wohnen.   Man habe eine Untersuchung zum baulichen Status bei der Stadt als Eigentümerin angeregt, damit dieses Kirchen-Kleinod langfristig gesichert und gegebenenfalls auch neu belebt wird, so Gernert. Immerhin lassen Risse und die Schatten von Schmutz das Tonnengewölbe inzwischen bereits marmoriert aussehen.  

    Wie abgestellt

    Der Klosterkirche am Fuße des Wolfgangsberges fehlt zurzeit eine Aufgabe, wie sie die 500 Meter entfernte Wolfgangskapelle inzwischen für Hochzeiten gefunden hat oder die Spitalkirche ob ihrer Akustik als Ort für Konzerte. War die Klosterkirche zunächst noch in die Seelsorge des Seniorenheimes eingebunden, sichtbar durch einen überdachten Verbindungsweg, steht sie nun wie abgestellt da.    Viele Jahre war es die mit zirka 400 Figuren außergewöhnlich umfangreiche Kapuziner-Weihnachtskrippe, deren Ursprünge bis in die Anfangszeit des Klosters zurückreicht, die sie wenigstens einmal im Jahr zum Anziehungspunkt machte. Der Legende nach sollen die Mönche ihre Barthaare für die Haare der Figuren gespendet haben. Inzwischen wurde die Restauration der Krippe angegangen. Sie hat jetzt in der Pfarrkirche einen publikumsstärkeren Platz erhalten. Für die Klosterkirche hält zurzeit hauptsächlich die im Garten zwischen Kirche und Neubauten aufgestellte Franziskus-Plastik mit dem Lamm die Verbindung zum regen Alltagsleben rund um das Seniorenzentrum. Antje Roscoe  

    Kirchweihprogramm

    Sonntag, 1. Oktober,  15 Uhr, in der Kapuziner-Klosterkirche: Vortrag von Bruder Marinus Parzinger (München), Provinzial der Kapuziner in Deutschland. Thema: Der Kapuzinerorden: seine Entstehung, seine Geschichte, seine Aufgaben und seine heutige Bedeutung.   Sonntag, 8. Oktober: Tag der offenen Klosterkirche. Ab 14 Uhr wird Pfarrer ­Herbert Neeser die Klosterkirche erläutern.
    Samstag, 14. Oktober,  18 Uhr: Festlicher Gottesdienst mit Weihbischof Ulrich Boom zum 350. Jahrestag der Kirchweihe. Musikalische Begleitung durch die Sing- und Spielgemeinschaft Ochsenfurt, mit Konrad ­Bürkle an der Orgel und Solistin Olga Jakob.   Die Ochsenfurter Klosterkirche ist üblicherweise geschlossen. Einen Schlüssel erhalten Besucher im Haus Franziskus, Uffenheimer Straße 16, Ochsenfurt.