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    Poulenc’ Oper „Dialogues des Carmélites“ in Würzburg

    Singend in den Tod

    Poulenc’ Oper „Dialogues des Carmélites“ in Würzburg
    Würzburg. „Ich glaube, dass es eine der bewegendsten Opern ist, die überhaupt geschrieben wurden“, sagte Daniel Klajner, der Generalmusikdirektor des Mainfranken-Theaters, zur jüngsten Inszenierung des Hauses. Klajner hat wohl recht. Mit der Oper „Dialogues des Carmélites“ von Francis Poulenc hat das Würzburger Theater erneut Mut zur Qualität bewiesen. Regisseurin Gabriele Wiesmüller (Jahrgang 1967) inszenierte lebendig, klar und ohne falsches Pathos, ganz im Vertrauen auf die Musik, die in den dramatischen Phasen gelegentlich an hochklassige Filmmusik erinnert.
     
    „Mein Anspruch ist nicht, klösterlichen Alltag abzubilden“, betonte Wiesmüller im Vorgespräch zur Premiere. Zwar seien Kleidung und Kopfbedeckung der Nonnen nach Originalvorlagen entworfen, doch statt der braunen Farbe hat man ein theaterwirksames und dramaturgiegerechtes Rot gewählt. „Ich glaube, wir haben eine freundliche Art gefunden, mit der Klosterrealität umzugehen“, sagte die Regisseurin.
    Der Titel „Dialogues des Carmélites“ stellt für den Ordenskundigen an sich schon einen Widerspruch dar. Bekanntlich gehören gerade Schweigsamkeit und Zurückgezogenheit zu den Tugenden der Karmeliten und nicht die Gespräche.
    Die Geschichte basiert auf einer Begebenheit während der französischen Revolution. Am 17. Juli 1794 gingen 16 Schwestern des Karmeliterordens singend in den Tod. Zwei Jahre zuvor hatte das Revolutionsregime ihr Kloster in der Kreisstadt Compiègne aufgelöst. Trotz Verbot und Todesdrohung hatten sich die Frauen immer wieder zu Gebet und Gottesdienst zusammengefunden.
    Die Würzburger Inszenierung zeigt nicht nur die Einzelschicksale dieser Geschichte. Sie weist klar darüber hinaus. Blanche, die Hauptfigur, sucht im Kloster Zuflucht vor einer unerträglichen Lebensangst und wird im Mahlstrom der Revolution mit begründeter Existenzangst konfrontiert. Die „Dialogues“ deuten auch auf die Suche des Menschen nach Gott hin, eine Suche in einer äußerst gefährlichen Welt, die Leiden schafft.
    Im Bühnenbild ist der Himmel ganz nah. Die Darsteller agieren vor einem heiteren blauen oder einem tristen grauen Wolkenhimmel. Den Schlusspunkt setzt – unsichtbar – die Hinrichtung mit der Guillotine. Die Schwestern im dunkelroten Habit stehen an der Bühnenrampe frontal zum Zuschauerraum. Im Bühnenmittelgrund die Volksmenge, grau in grau gekleidet. Nacheinander treten die Nonnen einzeln zurück aus der Reihe und gehen über eine Treppe in eine helle Öffnung im blauen Himmelsprospekt. Das Geräusch des niedergehenden Fallbeils durchschneidet Gesang und Musik.
    Der Stoff hat offenbar Faszination: Inspiriert vom Tod der Nonnen unter der Guillotine der französischen Revolution, schrieb Gertrud von le Fort 1931 die Novelle „Die Letzte am Schafott“, spielte Jeanne Moreau 1959 die Hauptrolle in dem französischen Film „Opfergang einer Nonne“, und es entstand das Bühnenstück „Die begnadete Angst“. – Unter dem Titel „Dialogues des Carmélites“ hat Francis Poulenc in den fünfziger Jahren seine Oper komponiert, die in den letzten Jahren wegen der Zeitlosigkeit ihres Stoffes wieder öfter auf die Opernbühne kam. Gesungen wird in französischer Sprache mit projezierten deutschen Übertiteln. Vor jeder Vorstellung bietet das Theater jeweils ab 19 Uhr eine Einführung in die Poulenc-Oper an.
    Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Warum gerade ich? Mit Hiob überleben“ bietet die Domschule Würzburg am 22. März ab 10 Uhr eine Tagung zu „Dialogues des Carmelites“ an.