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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Zahlreiche Ehrenamtliche waren in der Vesperkirche Schweinfurt wieder wie gewohnt in Aktion

    Sie baten wieder zu Tisch

    Die Kirchentür öffnet sich, der kalte Aprilwind fegt nochmal in den Rücken, bevor sich das Hauptportal von Sankt Johannis in Schweinfurt wieder schließt. Essensduft weht durchs Kirchenschiff, man hört freudiges Gemurmel und Tellerklappern von rechts. Lächelnd wird jeder begrüßt, der nun um die Mittagszeit das Gotteshaus betritt: „Herzlich Willkommen in der Vesperkirche“.

    Nach den Jahren der Pandemie geht es heuer endlich wieder in einst gewohnter Weise zu in dem evangelischen Gotteshaus mitten in der Stadt – für zwei Wochen ist es Ende April/Anfang Mai zum Treffpunkt umfunktioniert. Täglich zwischen 11.30 und 14 Uhr gibt es für jeden, der hungrig hierher kommt, günstig ein warmes Mittagessen, Kaffee und Kuchen. Vor allem aber soll die Kirche ein Raum sein für Begegnungen und Gespräche, die sich am Tisch, in den Kirchenbänken und in den Räumen dazwischen ergeben. Um 13 Uhr ruht der Betrieb für wenige Minuten für ein „Wort in der Mitte“.

    Bestens organisiert

    Jede(r) Ehrenamtliche hat bestimmte Aufgaben: Bedienen, Essen ausgeben, an der Kasse sitzen, abspülen. Das Begrüßungsteam nimmt Besucher in Empfang, weist die Gäste am Mittagestisch ein oder bittet sie, in den Kirchenbänken Platz zu nehmen, bis ein Tisch frei wird. „Vor der Pandemie standen die Besucher bis draußen auf dem Kirchenvorplatz, da konnte es schon mal eine halbe Stunde dauern, bis ein Platz frei wurde“, erinnert sich eine der Helferinnen lächelnd. Für viele, die ihr Ehrenamt hier ausüben, war diese Zeit schwer. „Den Gästen, ganz egal ob arm oder reich, im Kirchenraum ein leckeres Essen zu servieren und ihnen eine schöne Zeit zu bereiten, das tut auch uns gut“, sagt Gertrud Wolf. Die Katholikin ist seit vielen Jahren Mitglied im Team und es ist ihr eine „Herzensangelegenheit“, wie sie selbst sagt. Darüber hinaus ist Gertrud Wolf aber auch eine, die weiß, wie es zu laufen hat; sie lässt den Blick schweifen, „da hinten muss ich mal eben hin ...“

    Barbara Renger, Pfarrerin im evangelisch-lutherischen Dekanat Schweinfurt, hat heuer zum ersten Mal die Leitung der Vesperkirche übernommen; zuvor hatte Diakon Norbert Holzheid die Organisation inne. An ihrer Seite sind drei weitere HelferInnen. „Es ist noch nicht alles perfekt, wir hatten mit mehr Gästen gerechnet. Aber nun haben wir gerade erst begonnen. Die Corona-Pandemie hat es nicht leichter gemacht, noch im letzten Jahr haben wir das Essen bei nasskaltem Wetter auf dem Vorplatz der Kirche ausgeteilt. Aber die Menschen haben es dankbar angenommen.“ Barbara Renger ist froh über ihre Mannschaft, die treu zum Ehrenamt steht. Die sind weit mehr als nur Helfer, auch sie stehen beim Projekt im Fokus, wie Renger betont. So gibt es vor der Ausgabe des Essens und auch nach 14 Uhr jeweils einen Impuls und eine gesellige Runde zum Austausch und für Rückfragen. „Den Ehrenamtlichen soll es gut gehen, manchmal führen sie Gespräche, die noch eines Austauschs bedürfen. Darum bitte ich die Besucher um 14.30 Uhr zu gehen und die Ehrenamtlichen kommen noch einmal bei einer Tasse Kaffee zusammen.“ Das gehört zum Konzept der Vesperkirche – Seelsorge, Gespräche und das „Wort in der Mitte“ sind feste Bestandteile, ebenso wie soziale Angebote in der Kirche.

    Die erste in Bayern

    Die Idee der Vesperkirche stammt aus Baden-Württemberg. Im Jahr 2015 war sie in Schweinfurt die erste in Bayern; wegen der hohen Heizkosten und um Gas und CO2 zu sparen, wurde sie heuer in den April/Mai verlegt. Bis zu 400 Mahlzeiten werden täglich ausgegeben, für 1,50 Euro. Die Kosten werden zu einem großen Teil aus Spenden gedeckt. Ansonsten läuft das Meiste ehrenamtlich: So haben in wenigen Stunden eine Handvoll Helfer den PVC-Boden in der Kirche verlegt, um den Sandsteinboden zu schützen. Pfarrerin Renger staunte: „Das ging so schnell, Wahnsinn. Die wussten genau, was sie tun.“ Kurzerhand wurde aus dem Kirchenschiff ein einladender Gastraum.

    Bevor die Ehrenamtlichen an die Arbeit gehen, gibts auch morgens zu Beginn einem geistlichen Impuls. Dann erst geht es ans Eindecken, erklärt Gertrud Wolf. „Die Gäste sollen sich wohlfühlen, darum Tischdecken, Blumenvasen, Servietten und Besteck auf den Tischen. Und wir bringen ihnen das Essen zum Platz.“ Dann sei auch mal beim Essen ein Gespräch mit den Besuchern möglich. Geliefert wird das Essen aus der Kantine des Leopoldina-Krankenhauses. Eine Dame sitzt allein am Tisch, heute sei sie ohne ihren Ehemann hergekommen. „Es hat wieder köstlich geschmeckt und ich freue mich, in dieser besonderen Atmosphäre essen zu können.“ Dann ertönt der Gong und Barbara Renger bittet alle Besucher die Kirche zu verlassen. Nun gebe es noch einen Impuls – nur für die GastgeberInnen. Bei einer Tasse Kaffee und einem Stückchen Kuchen versteht sich.

    Judith Bornemann