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Gedanken zum Sonntagsevangelium von Ulrich Debler, Volkers
Sich ganz auf Gott verlassen
Evangelium
In jener Zeit stieg Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Lukas 6,17.20–26
Bei den Evangelien, die in diesem Jahr Sonntag für Sonntag von Lukas genommen sind, wird nicht das ganze Evangelium vorgetragen, nur einzelne Teile. Es ist mir ein Anliegen, einmal die Zwischenstücke zu berücksichtigen. Gemäß seiner Grundsatzpredigt in der Synagoge von Nazareth heilt Jesus nach der ersten Jüngerberufung einen Aussätzigen, dann einen Gelähmten; er beruft den Zöllner Levi und hält Mahl mit Zöllnern; in seinen Gesprächen und Predigten setzt er sich von den Pharisäern und von Johannes ab, hat eine andere Sicht vom Sabbat als die Pharisäer, heilt einen Mann am Sabbat in einer Synagoge, was bereits zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten führt. Schließlich kommt es zu einem ersten „Höhepunkt“: Jesus geht auf einen Berg, betet dort die ganze Nacht und wählt dann aus der Jüngerschar einen Zwölferkreis aus; namentlich werden die 12 Apostel genannt. Durch diese Auswahl unterstreicht Jesus sein Anliegen, das zerstreute Volk Israel zu sammeln, jeder Apostel steht für einen der zwölf Stämme Israels.
Jetzt beginnt das Sonntagsevangelium: Mit diesem Kreis steigt Jesus vom Berg herunter zu den Leuten, die aus einigen Teilen des ehemaligen Wohngebietes des Volkes Israel zahlreich gekommen sind, und er hält eine längere Predigt („Feldrede“, Mt: „Bergpredigt“), der erste Teil ist aufgeführt. Diese Konstellation: Jesus kommt vom Gebet mit dem Vater, er hat sich also von ihm das weitere Vorgehen absegnen lassen, beruft die Zwölf – das Ganze auf dem Berg – und hält in der Ebene eine Grundsatzpredigt – diese Konstellation wertet diese „Feldrede“ enorm auf.
Angesprochen bin ich als Jünger: Lesen Sie, lieber Leser, bitte einmal laut diese Seligpreisungen und Wehrufe. Wie geht es Ihnen dabei? Es ist sicher großartig, Seligkeit, Himmel, Heil, Fülle, Zukunft zugesprochen zu bekommen, aber: Bin ich arm, hungrig? Bin ich traurig, so dass ich weine? Werde ich um meines Glaubens willen gehasst, ausgeschlossen aus Gruppen, beschimpft und in Verruf gebracht? Will ich das überhaupt? Wie soll man hier Armut, Hunger, Trauer, Ausschluss verstehen?
Vielleicht an dieser Stelle eine Einschränkung auf die Armut, sie scheint der Grundbegriff zu sein. Lukas geht es wirklich um materiel-
le Armut beziehungsweise im Gegensatz um materiellen Reichtum. Aber nicht jede Armut ist selig. Es gibt Armut, die macht Menschen zu Verbrechern, sie lässt Menschen dahinvegetieren und beraubt sie jeder Kultur. Das kann nicht gemeint sein. Bei Matthäus ist an gleicher Stelle hinzugefügt: arm „vor Gott“. Das heißt, Menschen, die um ihre Armut wissen, um ihr Unvermögen, aber sich ganz auf Gott als Helfer und Heil verlassen, so dass sie Halt haben. Diese Sicht wird auch bei Lukas mitschwingen. Ein „Armer“ im Sinne dieser Seligpreisungen ist Jesus selbst: Er besitzt kein Haus, hat kein Vermögen, lässt sich von den Leuten einladen, eckt an – und weiß sich zuinnerst geliebt und gehalten von Gott, seinem „Papa“ – schon jetzt und auch am Kreuz.
Die Weherufe unterstreichen und konturieren die Seligpreisungen: wer sich nicht auf Gott verlässt, sondern auf sein Geld, seinen vollen Bauch, seine Zufriedenheit, sein Ansehen bei den Leuten, der hat bereits erhalten, es kommt für ihn nichts nach. All das, auf das er sich stützt, vergeht, man kann es nicht konservieren, erst recht nicht im Tod. Diese Einleitung in der „Feldrede“ ist sehr markant, holzschnittartig. Sie ist ein Spiegel, der mir als Christ vorgehalten wird, damit ich mich selbst einschätzen kann, auf wen ich mich verlasse: wirklich auf Gott und seine Zukunft, die er für mich bereithält oder auf vergängliche Dinge, die nur kurze Zeit satt machen und wärmen.
Der Autor ist Kuratus von Volkers und Geistlicher Begleiter im Haus Volkersberg.
In jener Zeit stieg Jesus mit seinen Jüngern den Berg hinab. In der Ebene blieb er mit einer großen Schar seiner Jünger stehen, und viele Menschen aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstengebiet von Tyrus und Sidon strömten herbei. Jesus richtete seine Augen auf seine Jünger und sagte: Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes. Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden. Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen. Freut euch und jauchzt an jenem Tag; euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn ebenso haben es ihre Väter mit den Propheten gemacht. Aber weh euch, die ihr reich seid; denn ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh euch, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen. Weh euch, wenn euch alle Menschen loben; denn ebenso haben es ihre Väter mit den falschen Propheten gemacht.
Lukas 6,17.20–26
Bei den Evangelien, die in diesem Jahr Sonntag für Sonntag von Lukas genommen sind, wird nicht das ganze Evangelium vorgetragen, nur einzelne Teile. Es ist mir ein Anliegen, einmal die Zwischenstücke zu berücksichtigen. Gemäß seiner Grundsatzpredigt in der Synagoge von Nazareth heilt Jesus nach der ersten Jüngerberufung einen Aussätzigen, dann einen Gelähmten; er beruft den Zöllner Levi und hält Mahl mit Zöllnern; in seinen Gesprächen und Predigten setzt er sich von den Pharisäern und von Johannes ab, hat eine andere Sicht vom Sabbat als die Pharisäer, heilt einen Mann am Sabbat in einer Synagoge, was bereits zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten führt. Schließlich kommt es zu einem ersten „Höhepunkt“: Jesus geht auf einen Berg, betet dort die ganze Nacht und wählt dann aus der Jüngerschar einen Zwölferkreis aus; namentlich werden die 12 Apostel genannt. Durch diese Auswahl unterstreicht Jesus sein Anliegen, das zerstreute Volk Israel zu sammeln, jeder Apostel steht für einen der zwölf Stämme Israels.
Jetzt beginnt das Sonntagsevangelium: Mit diesem Kreis steigt Jesus vom Berg herunter zu den Leuten, die aus einigen Teilen des ehemaligen Wohngebietes des Volkes Israel zahlreich gekommen sind, und er hält eine längere Predigt („Feldrede“, Mt: „Bergpredigt“), der erste Teil ist aufgeführt. Diese Konstellation: Jesus kommt vom Gebet mit dem Vater, er hat sich also von ihm das weitere Vorgehen absegnen lassen, beruft die Zwölf – das Ganze auf dem Berg – und hält in der Ebene eine Grundsatzpredigt – diese Konstellation wertet diese „Feldrede“ enorm auf.
Angesprochen bin ich als Jünger: Lesen Sie, lieber Leser, bitte einmal laut diese Seligpreisungen und Wehrufe. Wie geht es Ihnen dabei? Es ist sicher großartig, Seligkeit, Himmel, Heil, Fülle, Zukunft zugesprochen zu bekommen, aber: Bin ich arm, hungrig? Bin ich traurig, so dass ich weine? Werde ich um meines Glaubens willen gehasst, ausgeschlossen aus Gruppen, beschimpft und in Verruf gebracht? Will ich das überhaupt? Wie soll man hier Armut, Hunger, Trauer, Ausschluss verstehen?
Vielleicht an dieser Stelle eine Einschränkung auf die Armut, sie scheint der Grundbegriff zu sein. Lukas geht es wirklich um materiel-
le Armut beziehungsweise im Gegensatz um materiellen Reichtum. Aber nicht jede Armut ist selig. Es gibt Armut, die macht Menschen zu Verbrechern, sie lässt Menschen dahinvegetieren und beraubt sie jeder Kultur. Das kann nicht gemeint sein. Bei Matthäus ist an gleicher Stelle hinzugefügt: arm „vor Gott“. Das heißt, Menschen, die um ihre Armut wissen, um ihr Unvermögen, aber sich ganz auf Gott als Helfer und Heil verlassen, so dass sie Halt haben. Diese Sicht wird auch bei Lukas mitschwingen. Ein „Armer“ im Sinne dieser Seligpreisungen ist Jesus selbst: Er besitzt kein Haus, hat kein Vermögen, lässt sich von den Leuten einladen, eckt an – und weiß sich zuinnerst geliebt und gehalten von Gott, seinem „Papa“ – schon jetzt und auch am Kreuz.
Die Weherufe unterstreichen und konturieren die Seligpreisungen: wer sich nicht auf Gott verlässt, sondern auf sein Geld, seinen vollen Bauch, seine Zufriedenheit, sein Ansehen bei den Leuten, der hat bereits erhalten, es kommt für ihn nichts nach. All das, auf das er sich stützt, vergeht, man kann es nicht konservieren, erst recht nicht im Tod. Diese Einleitung in der „Feldrede“ ist sehr markant, holzschnittartig. Sie ist ein Spiegel, der mir als Christ vorgehalten wird, damit ich mich selbst einschätzen kann, auf wen ich mich verlasse: wirklich auf Gott und seine Zukunft, die er für mich bereithält oder auf vergängliche Dinge, die nur kurze Zeit satt machen und wärmen.
Der Autor ist Kuratus von Volkers und Geistlicher Begleiter im Haus Volkersberg.