WÜRZBURG. Freiwilliges Engagement lohnt sich, denn wer sich freiwillig engagiert, lernt dabei eine Menge. Ältere Menschen zu motivieren, ihre Talente in Freiwilligenprojekte einzubringen, ist eines der Ziele des Programms „Generationenübergreifender Freiwilligendienst“ (GFD). Seit eineinhalb Jahren gibt es GFD in der Diözese Würzburg, organisiert vom Verband IN VIA Katholische Mädchensozialarbeit. Allerdings: Bisher ließ sich noch kein einziger Senior in ein Freiwilligenprojekt vermitteln.
Jeden Morgen freiwillig zu einer bestimmten Uhrzeit in einem Kindergarten oder einem Krankenhaus anwesend zu sein, ist nicht jedermanns Sache, hat Andrea Klüpfel in den vergangenen 17 Monaten erfahren. Klüpfel arbeitet beim Verband
IN VIA. Dieser Caritas-Fachverband ist der einzige in Nordbayern, der in Kooperation mit dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) am Modellprogramm „Generationenübergreifender Freiwilligendienst“ des Bundesfamilienministeriums teilnimmt. Das auf drei Jahre angelegte Programm, so Klüpfel in ihrer Halbzeitbilanz, ist grundsätzlich eine gute Sache, wenn es auch einiges zu verbessern gibt. Zu den Nachteilen des GFD gehört nach Ansicht der IN VIA-Fachbetreuerin, dass Menschen, die freiwillig in einem GFD-Projekt mitarbeiten, nicht versichert sind. Frauen, die nach der Kindererziehungsphase via GFD wieder in ihren Beruf hineinschnuppern wollen, müssen also über ihren Mann versichert sein.
45 Freiwillige vermittelt
Insgesamt wurden seit September 2005 rund 45 Freiwillige ab 17 Jahren zu einer GFD-Einsatzstelle in der Diözese Würzburg vermittelt. Bis auf vier Fälle handelte es sich durchwegs um Jugendliche. Einige der Jugendlichen wollten ursprünglich ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolvieren. Doch FSJ-Plätze sind rar. Insgesamt 40 Plätze konnte Klüpfel in diesem Jahr vermitteln, wobei sich fünf Einsatzstellen in der Diözese Eichstätt befanden. Für diese Einsatzstellen erhält Klüpfel jährlich bis zu 300 Bewerbungen. Aktuell engagieren sich bei GFD 28 Menschen aus der Diözese Würzburg im Projekt.
Bei der einzigen über 20-Jährigen, die augenblicklich im Einsatz ist, handelt es sich um eine Sozialpädagogin, die während ihres Studiums bei IN VIA Dienst tut. Die Arbeit macht ihr Freude, außerdem hofft sie, durch das Zertifikat, das jeder GFD-Teilnehmer am Ende erhält, ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die „Generationenübergreifenden Freiwilligendienste“ sind von ihrer Idee her zwischen dem reinen Ehrenamt und dem „Freiwilligen Sozialen Jahr“ angesiedelt. Die Freiwilligen verpflichten sich, zwischen drei Monaten und zwei Jahren wöchentlich 15 bis 38,5 Stunden freiwillig in einer sozialen Einrichtung, einem sozialen oder ökologischen Projekt mitzuarbeiten. Die Einsatzfelder reichen vom Behindertenheim über das Krankenhaus bis hin zum Sportverein. Für die Tätigkeit gibt es eine Aufwandsentschädigung von höchstens 200 Euro im Monat.
Ein erweitertes Ehrenamt
GFD ist eine Erweiterung des klassischen Ehrenamts. Einrichtungen, die Freiwillige einsetzen, haben zumindest eine gewisse Garantie, dass sie sich über mehrere Monate hinweg auf den freiwilligen Helfer verlassen können. Die Freiwilligen profitieren von der pädagogischen Begleitung und den drei Bildungstagen im Quartal, an denen sie kostenlos teilnehmen können. Vor allem junge Menschen könnten auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt von dem Projekt profitieren, so Klüpfel. So verbrachte eine Kinderpflegerin aus der Diözese die erste Zeit nach ihrer Ausbildung in einem GFD-Projekt, nachdem sie keine Anstellung gefunden hatte. Dem bei Bad Neustadt angesiedelten Kindergarten, der bereit war, sie als Freiwillige zu nehmen, gelang es, nach der GFD-Zeit zumindest eine halbe Stelle als Kinderpflegerin zu schaffen.
Erfahrungen sammeln
Aktuell arbeitet die junge Frau einen halben Tag als fest angestellte Kinderpflegerin, die zweite Tageshälfte ist sie als Freiwillige in dem Kindergarten beschäftigt. Natürlich wäre es besser, räumt Klüpfel ein, wenn die jungen Menschen nach der Schule oder dem Studium direkt in den Beruf einsteigen könnten. Doch das ist bei dem derzeitigen Arbeitsmarkt noch immer nicht möglich. GFD bietet immerhin die Chance, berufliche Erfahrungen zu sammeln. Wobei es schön wäre, wenn irgendwann die Grundidee des Projekts verwirklicht werden könnte: Ältere Menschen engagieren sich zusammen mit Jugendlichen und geben auf diese Weise beim gemeinsamen Arbeiten ihre Erfahrungen an die nächste Generation weiter.
Wollen Sie mitarbeiten oder sich informieren, Telefon: 0931/38666-728 (Andrea Klüpfel);
E-Mail: „kluepfela@caritas-wuerzburg.de“