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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Sende aus deinen Geist …

    Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“. Eine berechtigte Bitte, wenn wir uns die Welt, die Erde anschauen mit den großen und kleinen Kriegen, mit den lokalen und globalen Katastrophen; wenn wir erfahren, wie Hoffnungslosigkeit und Resignation um sich greifen; wenn so mancher Zeitgenosse sich fragt und sagt: „Wo führt das Leben hin und was soll’s?“ Wir suchen nach erfülltem Leben, einem Leben in Fülle. Und dann wird unser Suchen zur Sucht, füllen wir uns an mit etwas, was uns im Augenblick befriedigt und zufrieden macht.
    „Sende aus deinen Geist“, die Bitte ist berechtigt, wenn wir die Kämpfe sehen ums Überleben in der Arbeitswelt. Bei all dem Krach und Streit, den es gibt; bei all den Schwierigkeiten, die wir haben, um Beziehungen zu leben und zu erhalten. Die Bitte ist berechtigt, weil wir uns oft am Boden zerstört fühlen, am Ende mit unseren Kräften, mit unserem Vermögen. Unsere Erde gleicht oft mehr einem Grabhügel als einem blauen Juwel im All. Und wenn wir auf unsere Kirche sehen, macht sie manchmal mehr den Eindruck einer Dunkelkammer als eines lichterfüllten Raumes. Wo das Leben sich verdunkelt, bekommen wir Angst. Wir verschließen uns, machen Tür und Tor zu. Es herrscht Torschlusspanik. Was wir in unserem Leben oft erfahren, das haben die Jünger ähnlich erlebt mit dem Tod ihres Herrn. Sie hatten alle Hoffnung begraben. Nichts von Licht und Leben. Wo sie am Ende sind, kommt der Herr ihnen entgegen, tritt in die Mitte ihres Lebens. War es vielleicht gerade darum möglich, den Auferstandenen zu erfahren, weil sie ganz leer waren? „Friede sei mit euch“, sagt er ihnen. In ihrer Unruhe möchte er ihnen seinen Frieden schenken, in ihrer Traurigkeit seine Freude, in der Dunkelheit sein Licht. Die Früchte des Heiligen Geistes sind Frieden und Freude, Licht und Leben. Gottes Geist macht im Tiefsten zufrieden und öffnet den Blick für die Zukunft.  Etwas von der Lebensfreude, die Gottes Geist schenken will, sagt das Bild mit den vielen Farben auf den alten Steinen. Das Bild stammt aus dem Kölner Dom. Es ist nicht immer und gleich zu finden. Der Betrachter muss sich in die hoch gelegenen Laufgänge des Domes begeben. Dort findet er dann dieses farbprächtige Bild, wenn das Sonnenlicht durch das Fenster des Südquerhauses fällt. Bei dem Fenster handelt es sich um das 2007 eingebrachte Glasbild von dem Künstler Gerhard Richter. Es hat eine riesige Fläche von 113 Quadratmeter, ist 19 Meter hoch und 9,50 Meter breit. Die Größe des Fensters wird nur erfahren im Kirchenraum. Wer sich auf dem Laufgang, dem Triforium, befindet, kann die immensen Ausmaße des Fensters wiederum nicht erfassen. Es ist nichts Gegenständliches dargestellt. In 11263 Farbquadraten kehren 72 Farben in unterschiedlichsten Kombinationen wieder. Das Sonnenlicht legt auf den grauen Naturstein der Pfeiler und Wände einen farbigen Behang.  Ein beeindruckendes Bild, wenn wir im Raum des Glaubens, in der Kirche, aber auch im ganz normalen und alltäglichen Leben das Licht des Auferstandenen einlassen. Die Wände und die Säulen zeugen von Halt und Stabilität, die Formen und Muster in und mit dem Stein sind Zeugnisse hoher Baukunst. Im Licht der Farben bekommt aber alles erst sein Leben, wird der Stein lebendig, ersteht Totes zum Leben. 50 Tage feiern wir Ostern, vom Ostersonntag über Christi Himmelfahrt bis hin zum Hohen Pfingstfest. Pfingsten ist die Vollendung des Osterfestes. Das Leben im Licht der Auferstehung Jesu Christi sehen und den lebensschaffenden Geist Gottes zur Wirkung kommen lassen. Darum geht es. „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“. Wo der Stein sich von Licht und Farbe treffen lässt, dort bekommt der Stein ein neues Bild. Wo sich der Alltag mit seinen Sorgen und Nöten, Fragen und Problemen, von der Botschaft der Auferstehung berühren lässt, bekommt das Leben ein neues Gesicht. Nicht, dass damit alles geändert oder gar verschwunden wäre. Wir dürfen das Leben neu ansehen. Weil Gottes Geist Jesus von den Toten auferweckt hat, ist auch all das, was unser Leben tot zu machen scheint, nicht das letzte Wort über unser Leben. Die bunten Farben der Fenster an den Domwänden sagen im Blick auf das Pfingstfest: Zum einen die Vielfalt zulassen. Alle Scheiben haben dasselbe Maß, sie sind aber unterschiedlich in den Farben und Zusammensetzungen. Eine jede Scheibe birgt ihre eigene Schönheit in sich. Erst im Zusammenspiel mit den anderen kommt jede einzelne zur Wirkung. So ist das auch bei uns Menschen. Im Zusammenleben mit den anderen finden wir uns selbst. Jede Scheibe nimmt etwas von dem Licht auf, das sie trifft. Doch sie bleibt lichtdurchlässig. Da, wo und wie sie ist, gibt sie Licht und Farbe weiter. Das meint das Wort vom Völkerapostel Paulus an die Gemeinde in Korinth: Die Verschiedenheit der Gnadengaben wird von dem einen Geist verliehen zum Nutzen aller (1 Korinther 12,4–7).  Zum anderen sagt dieses Bild, dass wir das Leben erst in seiner ganzen Fülle wahrnehmen, wenn wir es aus der Nähe betrachten. Dass wir uns über den Überblick hinaus einen Einblick verschaffen, hinschauen in das Leben der Gemeinde, der Kirche, der Welt.  „Sende aus deinen Geist, und das Antlitz der Erde wird neu“. Was in der Liturgie der Begräbnisfeier gesagt wird, gilt auch überall da, wo wir uns tot und am Ende unserer Kräfte fühlen, wenn wir beten: Führe uns vom Tod zum Leben, aus dem Dunkel zum Licht, aus der Bedrängnis in Gottes Frieden. Das ist gemeint, wenn der Auferstandene Herr in die Mitte seiner Jünger und seiner Gemeinde tritt, ihnen neues Leben schenkt und sagt: „Friede sei mit euch. Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (Johannes 20,21).