Seligsprechungen – Kraft in der Diaspora
Was wurde doch über die Vielzahl der Selig- und Heiligsprechungen unter Johannes Paul II. gelästert. Und wahrhaftig: 482 Heilige und 1341 Selige sind stolze Zahlen. In den ersten Jahren des Pontifikats von Benedikt XVI. ist eine Trendwende nicht in Sicht. Wer registriert, dass in absehbarer Zeit allein vier weitere Päpste des 20. Jahrhunderts zur Ehre der Altäre erhoben werden können – Pius XII., Paul VI., Johannes Paul I. und Johannes Paul II., – darf gewiss sein: Die Zahl verehrungswürdiger Christen wird weiter stark zunehmen. Gerade in den letzten Tagen wurden weitere vorbildliche Menschen selig gesprochen: 188 Märtyrer in Japan und ein Ordensmann in Kuba. Freilich: Gerade diese Beispiele zeigen auch, wie wichtig Seligsprechungen für die jeweilige Ortskirche sein können. Für die 460000 katholischen Japaner ist die öffentliche Erinnerung an den Märtyrertod früherer Christen eine Stärkung im Glauben in einem ganz anders geprägten Umfeld: Die Frauen, Kinder, Alten, Ordensleute, die ihr Leben für Jesus von Nazaret hingaben, können für jeden Christen, ob alt oder jung, Laie oder Kleriker, zum Vorbild werden. Eine Diasporasituation anderer Art als in Japan erleben die Menschen auf Kuba: Wer sich unter dem immer noch kommunistisch gelenkten Regime als Christ engagiert, muss auch nach dem Besuch von Johannes Paul II. und nach der Machtübernahme von Fidel Castros Bruder Raul weiter Nachteile hinnehmen – und die Möglichkeiten der Kirche sind begrenzt geblieben. Doch die Seligsprechungsfeier von José Ollalo Valdés mit der Teilnahme des Staatspräsidenten eröffnet Hoffnung auf einen neuen Frühling: Mit gestärktem Selbstvertrauen werden Christen ihren Weg gehen. Mag für Deutsche die Seligsprechung eines Ordensmanns aus Kuba überflüssig erscheinen – wie so viele andere hat sie ihren tiefen Sinn: Das gilt selbstverständlich auch dann, wenn wir uns hoffentlich in den nächsten Jahren im Bistum Würzburg über die Seligsprechung der Schwestern Franziska Streitel und Maria Julitta Ritz, von Pfarrer Georg Häfner und Pater Engelmar Unzeitig freuen dürfen.