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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Selig seid ihr – Glückwunsch!

    Jesus nennt die Menschen glücklich, denen Gott sein Ja zuspricht, die sich von Gottes Liebe geborgen wissen dürfen, die Söhne und Töchter Gottes heißen dürfen. Was auch immer Böses und Unberechenbares geschieht: Sie dürfen sich glücklich schätzen.

    Evangelium 

    In jener Zeit, als Jesus die vielen Menschen sah, die ihm folgten, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Selig, die arm sind vor Gott; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein.Matthäus 5,1–12a  Du Opfer!“ Bis heute finde ich es schockierend, wenn jemand dieses Wort als Beleidigung benutzt. Vielleicht soll die Aussage auch schocken. „Du Opfer!“ – Das ist ein sehr abwertendes Urteil. Das kann jemanden treffen, der gerade unten ist, aber auch jemanden, der zu schwach ist, sich durchzusetzen, oder der das vielleicht auch gar nicht will. „Du Opfer!“ – Das ist nicht gerade eine Seligpreisung heutzutage. Eine ähnliche Spezies ist der „Gutmensch“: Wer noch an das Gute im Menschen glaubt, andere nicht von vornherein abschreibt, auch mal helfen will: ein „Gutmensch“. Auch das ist nicht gerade eine Seligpreisung. Von solchen Gutmenschen und Opfern spricht das Evangelium. Jesus nennt sie selig, „glücklich“. Zu seiner Zeit war das ähnlich provokativ, wie es heute wäre: Die Friedfertigen? Die Barmherzigen? Die Trauernden? Gar: Die Verfolgten? Da haben sicher auch Jesu Zeitgenossen die Köpfe geschüttelt. In seiner Zeit galt: Glücklich konnten die Römer sein, die Besatzer, die Reichen, die Landbesitzer, die Großhändler. Aber doch nicht die Gewaltlosen, die Hungernden oder gar die „Armen vor Gott“ – oder „Armen im Geist“, wie es wörtlich heißt –, wen immer Jesus damit gemeint haben sollte. Ich denke, dass Jesus diese Provokation bewusst einsetzt: Er will schockieren, wenn er die Schwachen, die Armen, die Verachteten selig nennt. Jesus will zeigen, dass die herrschenden Wertmaßstäbe nicht alles sind, dass im Gegenteil vor Gott oft andere Maßstäbe zählen. So kann er diese Menschen glücklich nennen, die es vordergründig gerade gar nicht sind: Die Trauernden nennt er glücklich, diejenigen, die sich nach Gerechtigkeit verzehren, und diejenigen, die verfolgt und geschmäht werden. Also gerade solche Menschen, die sich subjektiv vielleicht gerade selbst zutiefst unglücklich fühlen. Ihnen sagt Jesus: Freut euch, Gott steht auf eurer Seite. Ihr dürft glücklich sein! Das ist eine andere Seligkeit, von der Jesus spricht. Sie trifft nicht nur ganz andere Leute, sondern es ist auch eine andere Art Glück als das Glück, das wir aus dem Werbefernsehen und den Soap-Operas kennen. Es ist nicht das vordergründige Glück, viel zu besitzen, Macht zu haben, jung, gut aussehend und erfolgreich zu sein. Auch nicht das bürgerliche Glück einer sicheren Arbeitsstelle, einer harmonischen Familie oder eines erholsamen Sommerurlaubs ist gemeint. Jesus nennt die Menschen glücklich, denen Gott sein Ja zuspricht, die sich von Gottes Liebe geborgen wissen dürfen, die Söhne und Töchter Gottes heißen dürfen. Was auch immer Böses und Unberechenbares geschieht: Sie dürfen sich glücklich schätzen. Vielleicht sind Menschen, denen alle anderen Seligkeiten genommen wurden, diesem Glück besonders nahe. Gehören Sie auch zu diesen Glücklichen Gottes? Kennen Sie diese Erfahrung, dass es in uns ein unzerstörbares Glück gibt, so ganz anders als alle irdischen Seligkeiten? Haben Sie auch schon einmal mitten in Trauer und Verzweiflung Trost erfahren? Haben Sie auch schon einmal Frieden gestiftet, hatten Sie auch schon Hunger nach Gerechtigkeit, haben Sie auch schon bewusst auf Gewalt verzichtet? Dann kennen auch Sie vielleicht dieses tiefere Glück, das über die Verheißungen der Konsum­industrie hinausgeht. Die Seligpreisungen Jesu sind das Festevangelium für die Heiligen Kilian, Kolonat und Totnan. Ich denke, dass wir uns diese Glückwünsche Jesu auch zu eigen machen können. Denn Jesus richtete sie nicht nur an „die ganz Frommen“, „die richtig Heiligen“. Nicht nur für die großen Missionare und Märtyrer gilt Jesu Segenswunsch, sondern für alle Menschen, denen Gott besonders nahe ist. Er gilt auch für uns. In diesem Sinn dürfen wir diese Zusagen Jesu persönlich nehmen: Herzlichen Glückwunsch – selig sind Sie! Der Autor („stefan.silber@bistum-wuerzburg.de“) ist Mitarbeiter der diözesanen Bibelpastoral und Bistumssprecher von Pax Christi.