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Selbstverständlich und unspektakulär

Über Sinn oder Unsinn verschiedener Thementage oder -wochen lässt sich trefflich streiten. Aber nach Meinung Wolfgang Bullins hat die "Woche des bürgerschaftlichen Engagements" durchaus ihre Berechtigung, die den Stellenwert dieses Engagements würdigt und auch motiviert, sich einmal näher mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Unsere Gesellschaft werde immer egoistischer; kaum jemand kümmere sich noch um andere, jeder versuche herauszuholen, was nur herauszuholen sei. So oder so ähnlich kann man es immer wieder hören oder lesen und — Hand aufs Herz – gelegentlich ist man selbst auch versucht, so zu denken oder zu reden. Und es gibt ja auch genügend Beispiele für unsolidarisches, unachtsames oder rücksichtloses Verhalten. So ist es vielleicht ganz gut, dass es unter den vielen „Wochen des oder der ...“ auch eine „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ gibt, die den Stellenwert dieses Engagements würdigt und auch motiviert, sich einmal näher mit dem Thema auseinanderzusetzen. Und da stößt man dann auf Zahlen, die die eingangs angeführten Aussagen doch relativieren. So hat die Bundesministerin für Familie, Frauen, Senioren und Jugend, Ursula von der Leyen, zum Auftakt der diesjährigen „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“, die an diesem Sonntag zu Ende geht, darauf hingewiesen, dass sich 36 Prozent der über 14-Jährigen in Deutschland – das sind über 23 Millionen Menschen – ehrenamtlich engagieren. Und nach einer von ihrem Ministerium in Auftrag gegebenen Untersuchung ist die Zahl dieser ehrenamtlich Engagierten von 1999 bis 2004 sogar um zwei Prozent gestiegen – und nicht zurückgegangen, wie man vielleicht vermuten möchte.
Allerdings bringen solche Zahlen nicht einmal ansatzweise zum Ausdruck, für welch immense Einsatz- und Opferbereitschaft sie letztlich stehen. Zumal sich ein Großteil dieses Engagements völlig selbstverständlich und unspektakulär, oft sogar im Verborgenen abspielt und es diejenigen, die es leisten, meist nicht an die große Glocke hängen wollen. Und so mag der Eindruck von der immer egoistischer werdenden Gesellschaft auch damit zusammenhängen, dass rücksichtslose oder prügelnde Autofahrer oder Menschen, die die Sozialsysteme missbrauchen, eher in die Zeitung kommen als Übungsleiter im Sportverein, die Jugendlichen eine Alternative zum Herumhängen auf der Straße bieten, oder Menschen, die über Jahre hinweg einen dementen Angehörigen pflegen. Das sollte man (sich) öfter bewusst machen als nur einmal im Jahr.