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      Was es mit der neuen „Frankenhymne“ des Theilheimers Kilian Moritz auf sich hat

      „Schütt de Brüh noo”

      Im Sommer letzten Jahres saß Kilian Moritz in einem Würzburger Café mit einem guten Bekannten zusammen und rückte erstmals, ein wenig zögernd, mit einem „Geheimnis“ heraus: „Du, ich hab da so a Liedle ...“ Na los, lass mal hören! Und Moritz sang, geziemend leise, wie es sich in einem Café gehört, Hermann Freibott, so hieß der Mann, alle Strophen von „Die Schöppli hier in Franken – Schütt de Brüh noo“ vor. Freibott platzte fast vor Lachen. Damit begann die Erfolgsgeschichte der neuen „Frankenhymne“, die inzwischen nicht nur Musiker wie Hermann Freibott, sondern auch Persönlichkeiten wie Würzburgs Bischof Franz Jung begeistert.

      Welche Bedeutung sein „Liedle“ bekommen würde, das konnte Kilian Moritz zu diesem Zeitpunkt noch nicht ahnen. „Ich hatte natürlich schon gedacht, dass das Lied einigen Menschen Spaß machen würde“, sagt der 54-jährige Musiker aus Theilheim bei Würzburg. Doch dass er eine Lawine lostritt, damit hatte er nicht rechnen können.

      Zu verdanken hat Moritz dies Menschen wie Hermann Freibott, seinem einstigen Lehrer am Würzburger Konservatorium, die das Potenzial des Lieds gleich erkannt hatten. Unter Freibotts Leitung brachte der Männerchor des Fränkischen Sängerbunds den humoristisch-frechen Song im September 2018 in der Rhön zur Uraufführung.

      Hinter den Kulissen ist seitdem eine lebhafte Debatte im Gang: Darf man denn so was? Darf man den guten Frankenwein als eine „Brüh“ bezeichnen? „Damit hat so mancher Funktionär seine Schwierigkeiten“, schmunzelt Moritz. Dabei meint er die „Brüh“ absolut nicht despektierlich.

      „Jus de pruneau“ „schütt de Brüh noo“

      Auf die lokalkolorierte Weinmetapher kam er durch eine französische Wendung: „Jus de pruneau“. Das meint übersetzt „Pflaumensaft“, hat also nichts mit Höherprozentigem zu tun, klingt aber, fand der Komponist und Texter, mit einer minimalen Akzentverschiebung ganz so wie ein im Frankenland verbreiteter Spruch: „Schütt de Brüh noo“. Moritz lässt sich nicht abschrecken von Menschen, denen es offenbar an Humor mangelt. Ohnehin stellen die nur eine Minderheit dar. Die Fans seiner „Frankenhymne“ überwiegen bei weitem. Zu diesen Fans zählen auch etliche Studenten. „Und zwar selbst ausgesprochene Freaks“, sagt Moritz. Also junge Leute zwischen Anfang und Mitte 20, die mit Volksmusik wenig am Hut haben.

      Dozent in Würzburg

      Dass sie gleich von Moritz’ Lied erfuhren, kommt nicht von ungefähr: Kilian Moritz ist im Hauptberuf Dozent. An der Würzburger Hochschule für angewandte Wissenschaften unterrichtet der studierte Musiker und ehemalige BR-Radiomoderator als Professor Journalismus, Medien- und Urheberrecht, Radio und Fernsehen.

      Schon öfter besuche er mit seinen Studentinnen und Studenten das Medienhaus der Diözese, was die angehenden Medienmacher stets sehr interessant finden. Auch das Sonntagsblatt lernte Moritz auf diese Weise kennen. Mehrmals vermittelte er schon Studenten als Praktikanten an die Redaktion. Das „Frankenlied“ dient übrigens nicht dazu, Moritz’ Einkommen aufzubessern. Im Ge­genteil. Der Musiker, der den Arrangement-Verlag als ­Kooperationspartner gewinnen konnte, ließ die Liedblätter auf eigene Kosten gestalten.

      Bischof amüsiert

      An Chöre oder Wirtshaussänger gibt er sie oft umsonst ab. Sein Ziel ist es, Freude unter die Menschen zu bringen. Und das schafft er. Selbst Bischof Franz zeigte sich amüsiert von dem, was der Katholik kreiert hat. „Ich habe mich gefreut, dass der Bischof im Stückfasskeller der Residenz nach einer TV-Aufzeichnung auf mich zukam und mir sagte, dass meine Darbietung für ihn einer der beiden Höhepunkte der Veranstaltung gewesen sei“, sagt Moritz.

      Den Journalismusprofessor freute das Lob des Bischofs deshalb so sehr, weil er gläubig und der Kirche zugetan ist. Von seiner christlichen Gesinnung spricht unter anderem das „Trostlied zu Trauerfeiern“, das Moritz für seinen verstorbenen Vater getextet und komponiert hat. „Die Zeit mit ihm, du guter Gott, wir danken dir dafür“, heißt es in der ersten Strophe.

      Notizbuch stets dabei

      Für den Text seines Frankenlieds musste sich der Theilheimer richtig ins Zeug legen. Was daran liegt, dass er ein äußerst akribischer Arbeiter ist. So launig der Song daherkommt: Hinter jeder Zeile steckt eine Menge Hirnschmalz. „Ich lief wochenlang mit meinem Notizbuch herum“, erzählt der dreifache Vater. Wo immer ihm eine Inspiration kam, machte er sich Notizen. Ideen fielen ihm in der Produktionszeit des Liedes ständig und überall ein: „Sogar einmal mitten in der Vorlesung.“ Aber auch beim Radfahren durch die fränkischen Dörfer und die Weinberge kamen ihm Einfälle, die er sofort niederschrieb.

      Einmal zum Beispiel wurde in Sommerhausen ein Fest gefeiert. Moritz radelte just des Wegs und wurde hellhörig: Die Saxophontöne, die zu ihm herüberwehten, klangen ganz nach seinem Freund Rainer Schwander. Moritz radelte näher, und tatsächlich: Da stand Schwander mit seiner Musikergruppe auf der Bühne. Plötzlich fiel Moritz’ Blick auf ein Transparent, auf dem folgender Spruch prangte: „Wer schwankt, hat mehr vom Weg“. Lustig! Und genau passend für das „Liedle“, das da gerade entstand. Am Ende floss der Spruch in die zwölfte, die Freibier-Strophe ein.

      Saufen ist tabu

      Beim gemütlichen Treffen mit Freunden nur Wasser zu trinken, könnte sich Kilian Moritz nicht vorstellen. Er liebt einen guten Schoppen. Das darf ein Silvaner sein. Ein Müller-Thurgau. Aber durchaus auch mal ein Cabernet. Denn in Schubladen stecken lässt sich Moritz weder kulinarisch noch musikalisch. Aufs Thema „Alkohol“ angesprochen, betont er allerdings unmissverständlich: „Ich hasse es, wenn im Übermaß getrunken wird.“ Exzesse, Saufen bis zum Filmriss, Binge-Drinking – das alles lehnt Moritz ab. Seine „Frankenhymne“ will der in Gefäll bei Bad Kissingen aufgewachsene Rhöner auch nicht als „Sauflied“ verstanden wissen. Sondern als Huldigung an seine Heimat Franken.

      Obwohl das Lied bereits im Umlauf ist, macht sich Moritz weiter Gedanken über sein Werk, das in manchen Kreisen bereits den Status einer „Frankenhymne“ besitzt. Inzwischen existieren drei weitere Strophen. In Strophe 13 geht es um das winterliche Schweineschlachten.

      Vor wenigen Wochen wurde die „Kreuzberg-Strophe“ nach langem Grübeln und zähem Ringen fertig. In dieser Strophe kommt auch Kilian Moritz Verbundenheit mit der katholischen Kirche zum Ausdruck. Und die geht so: „Als Heil´ger Berg der Franken/der Kreuzberg ist bekannt/Von hier aus hat Sankt Kilian/bekehrt das Frankenland./Noch heute kommen Wall-Leut/erschöpft dort oben an/Jahrhunderte schon braut man hier/das hochgelobte Klosterbier/ Schütte de Brüh noo...“     

      Pat Christ