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    Dorothea Weitz ist Ansprechpartnerin für 1608 Frauen im Ordinariat

    „Schreien ist nicht mehr mein Stil"

    Dorothea Weitz ist Ansprechpartnerin für 1608 Frauen im Ordinariat
    Ob es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht oder um die Diskriminierung von Frauen am Arbeitsplatz: Dorothea Weitz ist seit November 2002 die Ansprechpartnerin für 1608 Frauen in der Diözese. Als Frauenbeauftragte der Mitarbeitervertretung (MAV) des Bischöfliches Ordinariates Würzburg arbeitet die 41-Jährige nach dem Motto „Was erreichbar ist, möchte ich auch erreichen.“
     
    In einer Arbeitswelt, die von Männern dominiert wird, setzt sich die allein erziehende Mutter eines 16-jährigen Sohnes schon seit 20 Jahren durch. Seit zwölf Jahren arbeitet sie als Religionslehrerin – „der typische Frauenberuf in der Kirche“, wie sie meint. Neben ihrem ehrenamtlichen Engagement in der MAV ist sie auch Diözesansprecherin ihrer Berufsgruppe. Denn: „Immer nur zu schimpfen, reicht eben nicht. Ich möchte mitbestimmen, ein Wörtchen mitzureden haben, wenn es um die Belange der Arbeitnehmerinnen geht.“ Also kämpft Weitz etwa gegen die Streichung der dritten Religionsstunde – und das mit Erfolg. „Ja, da hat der Protest Wirkung gezeigt“, sagt sie freudig. Doch sofort blickt sie realistisch in die Zukunft. Die Arbeitszeit für Reli-Lehrer soll nach dem Wunsch der Kirche von 25 auf 29 Stunden in der Woche erhöht werden. „Noch wird nur diskutiert, aber da müssen wir dran bleiben“, sagt sie energisch und streicht sich eine widerspenstige Haarsträhne aus der Stirn.
     
    Hartnäckigkeit ist Pflicht
    Bei aller Sachlichkeit hat sie aber auch Ziele, für die sie voller Optimismus kämpft. „Als ich angefangen habe als Diözesansprecherin der Religionslehrer hatte ich eine Höhergruppierung dieser Berufsgruppe als Ziel“, erzählt sie und muss ein wenig schmunzeln. „Das ist natürlich unrealistisch in Zeiten der Kürzungen“, gibt sie zu und quittiert ihre Idee mit einem kurzen Kopfschütteln. Dann schiebt sie willensstark hinterher: „Aber abgehackt habe ich das noch nicht.“ Fast klingt es wie eine Drohung. Hartnäckigkeit sei eben eine ihrer größten Eigenschaften. Und das müsse man gerade auch als Frauenbeauftragte sein. „Ich schreibe schon mal mehrere Briefe an Vorgesetzte. Wenn dann immer noch keine Reaktion kommt, lasse ich mir auch einen Termin geben.“ Denn für die Arbeitsbedingungen der Frauen müsse man am Ball bleiben. Bislang geht es fast nur um arbeitsrechtliche Anfragen, mit denen die Frauen an sie herantreten. Und so wühlt sich Weitz regelmäßig durch neue Arbeitszeitmodelle, etwa für Mütter. „Das ändert sich so oft“, stöhnt sie und ist froh, dass MAV-Sozialbeauftragte Helga Neudert bei solchen Fragen hilft.
    Neben solchen Rechtsfragen ist Weitz auch Ansprechpartnerin für Frauen, die in der Kirche diskriminiert werden. „Dass ich bislang solche Fälle nicht hatte, heißt nicht, dass es sie nicht gibt“, stellt sie klar. Mit einer Zusatzausbildung zur so genannten Mediatorin, einer Krisenbegleiterin, hofft sie, auch in solchen Fällen helfen zu können. Von einer vorgreifenden Einteilung „böser Mann gegen liebe Frau“ hält sie allerdings nichts. „Hinter solchen Auseinandersetzungen steckt immer etwas Tieferes“, ist sie sich sicher. Ein klärendes Gespräch helfe da sicher.
    Sie selbst hat bei der Arbeit für die Kirche noch keine negativen Erfahrungen mit Männern gemacht. „Mir hat sich noch keiner in den Weg gestellt“, sagt die robuste Blondine und greift mit Daumen und Zeigefinger nach einer Wespe, die sich an ihrem Eis zu schaffen macht, um sie auf den Boden zu werfen. Ihr Rezept? „Ich bin eine Kämpfernatur.“ Überzeugen wolle sie durch sich und ihre Arbeit – und das habe bislang immer geklappt.
    Doch eines stellt sie klar: Sie heult nicht mit den Wölfen. In ihrem ersten Jahr als Gemeindereferentin beispielsweise warf sie dem Pfarrer ihren Terminkalender vor die Füße. „Er war der Meinung, ich arbeite zu wenig. Da habe ich ihm lautstark die Meinung gesagt“, erinnert sie sich. Wegen solcher impulsiven Auftritte sei sie früher gefürchtet gewesen. Schämen tut sie sich heute nicht dafür. Allerdings: „Dieses Rumgeschreie ist nicht mehr mein Stil. Ich denke, ein klärendes, ruhiges Gespräch bringt mehr.“
     
    Hoffnungsvolle Beispiele
    Auch wenn sie selbst bislang Glück hatte und sich in ihrem Beruf entfalten konnte, weiß Weitz, dass Frauen in der Kirche von der Gleichberechtigung weit entfernt sind. „Wir haben ja kaum Aufstiegsmöglichkeiten, Leitungsfunktionen sind ganz tabu.“ Dennoch engagiert sie sich weiter in der Kirche, überzeugt davon, dass es sich lohnt, für ihren Glauben zu arbeiten. „Und seien wir doch mal ehrlich: Was Frauen in leitenden Funktionen angeht, ist die katholische Kirche nicht besser oder schlechter als Verwaltung oder Wirtschaft.“ Außerdem habe sie den Eindruck, in den vergangenen 20 Jahren habe sich auch viel zu Gunsten der Frauen verbessert. Beim Katholikentag in Ulm etwa traf sie auf die mittlerweile pensionierte Therese Wieland, die als eine der ersten Frauen Ordinariatsrätin in der Diözese Rottenburg-Stuttgart war. „Auch wenn noch keine entscheidenden Schritte passiert sind, stimmen mich solche Beispiele doch hoffnungsvoll.“
     
    Kontakt: FrauenbeauftragteDorothea Weitz, E-Mail „doroweitz@aol.com“, Büro der Mitarbeitervertretung, Kilianshaus, Kürschnerhof 2, 97070 Würzburg, Telefon 0931/386-65710, Öffnungszeiten montags bis donnerstags 9.30 bis 13.30 Uhr.