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      Gedanken zum Evangelium - Ostern

      Schaut auf den Richtigen!

      In einer politisch schwierigen Zeit sind viele Menschen hoffnungslos. Was kann da helfen? Nikodemus Schnabel, Abt der Benediktinerabtei Dormitio in Jerusalem, rät: Konzentriert euch weniger auf die Herren dieser Welt und mehr auf den, der wirklich das Leben bringt.

      Evangelium

      Am ersten Tag der Woche kam Maria von Magdala frühmorgens, als es noch dunkel war, zum Grab und sah, dass der Stein vom Grab weggenommen war. Da lief sie schnell zu Simon Petrus und dem anderen Jünger, den Jesus liebte, und sagte zu ihnen: Sie haben den Herrn aus dem Grab weggenommen und wir wissen nicht, wohin sie ihn gelegt haben.

      Da gingen Petrus und der andere Jünger hinaus und kamen zum Grab; sie liefen beide zusammen, aber weil der andere Jünger schneller war als Petrus, kam er als Erster ans Grab. Er beugte sich vor und sah die Leinenbinden liegen, ging jedoch nicht hinein. Da kam auch Simon Petrus, der ihm gefolgt war, und ging in das Grab hinein. Er sah die Leinenbinden liegen und das Schweißtuch, das auf dem Haupt Jesu gelegen hatte; es lag aber nicht bei den Leinenbinden, sondern zusammengebunden daneben an einer besonderen Stelle.

      Da ging auch der andere Jünger, der als Erster an das Grab gekommen war, hinein; er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass er von den Toten auferstehen müsse.

      Johannesevangelium 20,1–9

      „Pilger der Hoffnung“ – so lautet das Motto für das Heilige Jahr 2025, das Papst Franziskus ausgerufen hat. Jetzt kann man sich streiten: Ist dies das unpassendste Motto zur aktuellen Weltlage oder gerade ein mehr als passendes im Blick auf das derzeitige weltweite politische Geschehen?

      Ich persönlich begegne leider sehr vielen Menschen, die gerade mit großer Sorge auf unsere Gegenwart und Zukunft blicken; Gespräche, die von sprudelnder Hoffnungsfreude geprägt sind, sind hingegen eher rar. Viele Menschen erlebe ich entweder wütend oder verzweifelt und resigniert oder immer häufiger spottend-sarkastisch, bisweilen sogar bitter-zynisch, wenn es um das derzeitige politische Weltgeschehen geht.

      Ich gebe gerne zu, dass meine sehr spezielle Lebenssituation inmitten dieses Ozeans von Leid im Heiligen Land, in Israel und in Palästina, meine Wahrnehmung stark beeinflusst. Aber leider stelle ich bei meinen Aufenthalten in Deutschland fest, dass die Stimmung der Menschen dort nicht wirklich hoffnungsstrahlender ist als derjenigen in Nahost.

      Und noch etwas stelle ich fest – und das geht tief hinein in kirchliche Kreise bis hin zu meiner eigenen klösterlichen Gemeinschaft und ja, ich selbst bin keineswegs frei davon: dass in den zwischenmenschlichen Gesprächen, auch in nicht wenigen Gesprächen zwischen uns Mönchen, die „Herren dieser Welt“ als Gesprächsthema dominieren. Was reden wir nicht stundenlang über die Mächtigen dieser Welt, die gegenwärtig in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft das Weltgeschehen dominieren. Die unverfroren offen ihre Verachtung für die unantastbare Würde jedes menschlichen Lebens zur Schau stellen, für die Recht und Gerechtigkeit kein Kompass ihres Tuns ist und die sich darin gefallen, ethisch-moralische Grundlagen des menschlichen Zusammenlebens schamlos für obsolet zu erklären.

      Diesen Mächtigen schenken wir unfassbar viel Zeit in unserer Aufmerksamkeit und Informationsaufnahme, in unseren Gedanken und Gesprächen. Ich wage die These, dass in nicht wenigen kirchlichen Kreisen der Name einiger bestimmter Politiker häufiger genannt wird als Jesus.

      Und in aller Ehrlichkeit: Ich kann das an einigen Tagen auch nicht für unsere benediktinische Klostergemeinschaft in Jerusalem ausschließen, inklusive meiner eigenen Beteiligung daran als Abt. Anders ausgedrückt: Es gibt auf unserem Planeten einige Menschen, denen wir gerade sehr viel, in meinen Augen zu viel, Aufmerksamkeit schenken.

      Der alttestamentliche Prophet Jeremia spricht da wunderschön schnörkellos Klartext:

      „Verflucht der Mensch, der auf Menschen vertraut, auf schwaches Fleisch sich stützt und dessen Herz sich abwendet vom Herrn. Er ist wie ein Strauch in der Steppe, der nie Regen kommen sieht; er wohnt auf heißem Wüstenboden, im Salzland, das unbewohnbar ist. Gesegnet der Mensch, der auf den Herrn vertraut und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und zum Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, er hört nicht auf, Frucht zu tragen.“ (Jeremia 17,5–8)

      Wie sehr denken die selbst ernannten Herren dieser Erde, dass die Welt in ihren Händen liegt – und wie sehr spielen wir dieses Spiel nur allzu willig mit und meinen, dass unsere Welt, unser Schicksal und unser Leben von ihnen abhängt. Dabei sind sie nur schwaches Fleisch. Im nächsten Atemzug können sie tot sein – und wenn nicht im nächsten Atemzug, so doch irgendwann in Zukunft ganz sicher. Sie sind Sterbliche.

      Ja, all diese Mächtigen werden irgendwann vollständig entmachtet werden, zum Staub zurückkehren und müssen sich vor dem göttlichen Richter verantworten. Diese Menschen werden niemals das letzte Wort über uns haben; das hat nämlich – Gott sei Dank! – ein anderer, dessen Sieg über Sünde und Tod wir an Ostern feiern und dessen Wiederkunft wir im Credo gläubig hoffend bekennen: Jesus Christus.

      Als Nachgeborener berührt mich sehr die Rede des damaligen Präses der gesamtdeutschen Synode der EKD und des späteren deutschen Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Er hat sie am 27. August 1950 auf der Schlusskundgebung des Zweiten Evangelischen Kirchentags in seiner Heimatstadt Essen inmitten der noch deutlich erkennbaren Trümmerlandschaft des Zweiten Weltkriegs gehalten. Sie endet mit den berühmten Worten:

      „Unsere Freiheit wurde durch den Tod des Sohnes Gottes teuer erkauft. Niemand kann uns in neue Fesseln schlagen, denn Gottes Sohn ist auferstanden. Lasst uns der Welt antworten, wenn sie uns furchtsam machen will: Eure Herren gehen, unser Herr aber kommt!“

      Besser kann ich es als katholischer Mönch 75 Jahre später inmitten der Trümmerlandschaft des aktuellen Krieges hier in Nahost auch nicht ausdrücken.

      Das ist der gläubige Grund meiner Hoffnung: Mein Herr Jesus Christus hat durch seinen Tod und seine Auferstehung Sünde, Hoffnungslosigkeit und Tod besiegt. Er wird kommen. Die anderen werden hingegen abtreten müssen. Gemeinsam möge er, der König der ewigen Herrlichkeit, uns zum Gastmahl des ewigen Lebens führen!

      Nikodemus Schnabel

      Zur Person 
      Nikodemus Schnabel (46), evangelisch getauft, trat 2003 in die Benediktinerabtei der Dormitio auf dem Berg Zion in Jerusalem ein. Seit 2023 ist er ihr Abt.