Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Schäfchenzählen

    Irgendetwas ist anders bei den Gottesdiensten am zweiten Novemberwochenende: Stifte kratzen über das Papier, Handzähler klickern leise. Bei der sogenannten Kirchenbesucherzählung werden zwei Mal jährlich bundesweit die Zahlen der Gottesdienstteilnehmer für die kirchliche Jahresstatistik erfasst – so auch im Bistum Würzburg. Doch wozu diese Erhebung? Und was passiert mit den gesammelten Daten?
    „Die Pfarreien müssen alle zählen“, erklärt Margit Rotter, die als Leiterin des Würzburger Diözesanbüros die Aktion im Dekanat Würzburg-Stadt koordiniert. Die Verpflichtung zum Zählen ist von der Deutschen Bischofskonferenz vorgeschrieben, ebenso der Zeitpunkt. Zwei Mal im Jahr müssen in allen 27 deutschen Erz-/ Bistümern die Gottesdienstbesucher erfasst werden – an zwei einheitlichen Sonntagen und in den dazugehörigen Vorabendmessen. Im Frühjahr ist es der zweite Fastensonntag, im Herbst der zweite Sonntag im November.  

    Zähltage sollen „Normale“ Tage sein

    Die Termine seien von der Bischofskonferenz ganz bewusst auf „normale“ Sonntage gelegt, erklärt Rotter. So sollen möglichst realistische Zahlen erfasst werden, die nicht durch bedeutende Feste im Kirchenjahr – an denen überdurchschnittlich viele Gläubige in die Kirchen strömen – verzerrt werden.   Das klappe allerdings nicht immer. „Hier zum Beispiel: Da war irgendwas“, murmelt die Leiterin des Diözesanbüros und zeigt mit dem Finger auf eine Pfarrei ihrer Liste. Im Herbst 2016 waren dort doppelt so viele Menschen im Gottesdienst wie im Frühjahr des gleichen Jahres oder im vorangegangenen Herbst. Margit Rotter kann sich vorstellen, dass dort der Pfarrer an diesem Sonntag vielleicht eine Hubertusmesse gefeiert hat.   Dennoch sieht sie die Zahlen als gute Grundlage. Da zwei Mal im Jahr gezählt wird, lässt sich ein recht verlässlicher Mittelwert errechnen. Das ist auch der Wert, der laut der Zentralen Informationsstelle in die Jahresstatistik des Bistums einfließt. Eine Zählung in jedem Gottesdienst wäre zwar genauer, würde aber mehr Aufwand und größere, weniger übersichtliche Datenmengen bedeuten, heißt es von der Zentralen Informationsstelle.  

    Gezählt wird auf Vertrauensbasis

    Wie die Pfarreien beim Zählen vorgehen, ist ganz unterschiedlich, sagt Rotter. Ob Handzähler oder Strichliste, die bevorzugte Art hänge von der Größe der Kirche und der Anzahl an Ehrenamtlichen ab. Worauf generell zu achten ist, steht im Diözesanblatt.   Welches die praktikabelste Variante ist, will Rotter nicht beurteilen. Vielmehr kommt es ihr darauf an, dass überhaupt gezählt und nicht einfach nur geschätzt werde. Kontrollieren könne man die Richtigkeit der Zahlen aber nicht – die Zählung basiert auf dem Vertrauen in die Eigenangaben der Pfarreien. Schließlich täten sich diese selbst keinen Gefallen, wenn sie falsche Zahlen meldeten.  

    Würzburg über dem Durchschnitt

    „Die Pfarreien vor Ort sollten aus den Zahlen Konsequenzen ziehen“, sagt Margit Rotter. Für sie dienen die Zahlen als Anhaltspunkt, wo noch lebendige Gottesdienstgemeinden sind – und die gibt es. Gottesdienste mit ausgeprägtem Profil hätten dabei in der Regel mehr Zulauf. Wenn die Zahlen sinken, sollte auch einmal die Wirtschaftlichkeit des Angebots überdacht werden: Lohnt es sich die Kirche für so wenige Leute zu heizen, Organisten und Küster zu bezahlen?   „Die Pfarreien könnten viel mehr Gottesdienste reduzieren“, ist Rotter beim Blick auf die Zahlen überzeugt. „Wir haben zu viele und zu große Kirchen.“ Denn Fakt ist: Die weniger werdenden Katholiken gehen weniger regelmäßig in den Gottesdienst. Nahmen 2003 deutschlandweit im Schnitt 15 Prozent der Katholiken an der Messe teil, waren es 2017 nur noch unter zehn Prozent. Im Bistum Würzburg sank der Anteil der Gottesdienstbesucher unter den Gläubigen im gleichen Zeitraum von 19 auf zwölf Prozent.   „Damit ist Würzburg im Vergleich zu anderen Großstädten gut aufgestellt“, ordnet die Leiterin des Diözesanbüros die Ergebnisse der Kirchenbesucherzählung ein, die über dem bundesweiten Durchschnitt liegen. Jedoch lassen sich die Zahlen für die einzelnen Bistümer nur bedingt vergleichen, warnt die Zentrale Informationsstelle. Zu unterschiedlich seien die Erz-/Diözesen in Struktur, Größe und ihren pastoralen Zukunftsprozessen.  

    Zahlen fließen in Seelsorgearbeit ein

    Die Region Würzburg in den Blick genommen, fällt laut Margit Rotter auf, dass in den letzten Jahren gerade die Vorabendmesse an Zulauf verloren hat. Auch könne man einen richtigen Generationenwechsel erkennen: „Viele ältere Leute können nicht mehr in die Messe gehen.“ Auf solche Veränderungen müsse man reagieren. Daher fließen die Zahlen der Kirchenbesucherzählung regelmäßig in Seelsorgekonferenzen, die Gestaltung der pastoralen Räume oder Treffen rund um das Projekt Pastoral der Zukunft ein.   Der Aufwand sei groß, aber es sei auch für die Gemeinden von Interesse zu wissen, wie viel Gemeindemitglieder den Gottesdienst mitfeiern. So möchte man in Uettingen im Dekanat Würzburg links des Mains als Reaktion auf die veränderten Zahlen einen Gottesdienst am Sonntagabend auf den Weg bringen. „Wir wollen jetzt von den Leuten her denken“, sagt Rotter. Am Sonntagvormittag würden viele Gläubige gerne ausschlafen oder die Zeit mit ihrer Familie verbringen. Als Alternative biete das Dekanat daher ab 2. Dezember in Uettingen einen Gottesdienst am Sonntagabend um 18.30 Uhr an, zu der explizit Gläubige der gesamten Region eingeladen sind.   Spitzenreiter ist bei den Kirchenbesucherzahlen im Stadtdekanat Würzburg der Dom. Doch auch bei den Augustinern oder in der Innenstadtkirche St. Peter und Paul sind die Messen gut besucht. In der Stadt Würzburg gingen im Jahr 2016 im Schnitt rund 8400 der 62800 Gläubigen in die Messe. „Über 8000 Menschen. Das ist acht Mal der voll besetzte Dom“, freut sich Rotter.   In Würzburg erfolgt die Erhebung besonders detailliert. Hier wird zusätzlich erfasst, wie viele Frauen, Männer und Kinder unter den Besuchern sind. So kann Rotter beim Blick auf die Zahlen sagen, welche Gottesdienstzeiten etwa für Familien attraktiv sind.  

    Bundesweite Jahresstatistik

    An die Zentrale Informationsstelle des Bistums melden die einzelnen Pfarreien die Zahl der Kirchenbesucher am Zählwochenende. Diese wird auf dem Erhebungsbogen eingetragen, in dem auch Taufen, Beerdigungen, Eheschließungen und andere Daten erfasst sind. Einmal jährlich werden diese Informationen, nach Dekanaten zusammengefasst, vom Bistum Würzburg veröffentlicht. Gleichzeitig verwendet die Deutsche Bischofskonferenz diese Zahlen für die deutschlandweite Jahresstatistik. Victoria Förster