Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Salz der Erde, Licht der Welt

    Um Salz für andere und letztlich für die Welt sein zu können, brauchen wir die Würze der Selbstliebe. Wer auf der Menükarte des Lebens nicht den eigenen Leib und die eigene Seele ausgewogen nährt, kann andere nicht speisen. Und wer selbst dem Funken in sich nicht traut, kann auch kein Licht verschenken.

    Evangelium

    In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr; es wird weggeworfen und von den Leuten zertreten. Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen bleiben. Man zündet auch nicht ein Licht an und stülpt ein Gefäß darüber, sondern man stellt es auf den Leuchter; dann leuchtet es allen im Haus. So soll euer Licht vor den Menschen leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen. Matthäus 5,13–16   Salz der Erde, Licht der Welt sollen die Menschen sein, die Jesus nachfolgen wollen. Ganz einfache und klare Ansagen sind das, die jedes Kind versteht. „Mama, da fehlt noch Salz“, sagt mein jugendlicher Sohn Benjamin frei heraus, wenn ihm am Essen der gewisse Geschmack abgeht. Und jeder weiß um die Leuchtkraft einer Kerze, die einen dunklen Raum plötzlich mit Licht und Leben erfüllt. Salz der Erde, Licht der Welt. Einfache und klare Ansagen. Aber auch einfach und klar zu verwirklichen? Sind wir Christen so, wie Jesus uns gern hätte, geschmackvoll und leuchtend?   So einfache und klare Bilder Jesus wählt, so groß ist die Herausforderung, die sie mit sich bringen. Dabei helfen sie, sich auf das Wesentliche zu besinnen. Lassen wir fürs Erste die große weite Welt außen vor. Fangen wir im Kleinen an, bei uns, in unserem Alltag, in unseren Beziehungen. Wie gut schmecken wir uns selbst? Hat unser Leben die richtige Würze oder fühlt es sich manchmal fade oder gar versalzen an? Und was sind die guten Werke, unser Licht, das vor den Menschen leuchten soll?   Um Salz für andere und letztlich für die Welt sein zu können, brauchen wir die Würze der Selbstliebe. Wer auf der Menükarte des Lebens nicht den eigenen Leib und die eigene Seele ausgewogen nährt, kann andere nicht speisen. Und wer selbst dem Funken in sich nicht traut, kann auch kein Licht verschenken.   Es sind die fiesen Selbstzweifel in uns und die Kritik anderer an unserem Verhalten, die uns oft kleinmütig werden lassen. Ein schräger Blick, eine abwertende Geste, ein verletzendes Wort, und wir sind angezählt in unserem Selbstwert­gefühl. Umso wichtiger ist es, immer wieder Vertrauen zu üben, dass es der Geist Gottes ist, der uns beseelt, mit Kraft zur Seite steht und mit uns in die richtige Richtung geht. Und was die guten Werke betrifft, die Jesus einfordert: Das Evangelium gibt es nicht in der kalorienreduzierten Light-Version. Wir sollen nicht schöne Worte machen, schöne Reden schwingen. Davon gibt es viel zu viele, wer will sie noch hören.   Für uns Christen geht es um Taten. Und die beginnen im Kleinen:  nicht missmutig und ungeduldig auf die Uhr schauen, wenn wir an der Supermarktkasse Schlange stehen und die EC-Karte einsatzbereit in der Hand halten, während die gehbehinderte Seniorin vor uns ihre Münzen abzählt. Wie viel besser fühlt es sich an, sich bewusst zu machen, welche Würde die alte Frau in sich trägt und wie viel  sie in ihrem Leben wohl erlebt hat.   Oder: sich das Schimpfwort verkneifen, wenn der unverschämte Typ auf der Straße einem die Vorfahrt nimmt. Auch der andere darf einmal einen schlechten Tag haben, wenn er sich vom Leben ausgebremst und von Mitmenschen missachtet fühlt. Oder: nicht einstimmen ins gern gesungene Klagelied, dass sowieso alles den Berg runtergeht. Denn wer mit offenen Augen und offenem Herzen unterwegs ist, wird sie überall finden, die Salzkörner und Leuchtdioden des Lebens.   Mir kommen Textzeilen eines Gedichtes von Lothar Zenetti in den Sinn. Sie machen Mut, Salz zu sein, Licht zu sein, und im Sinne Jesu seinen Weg zu gehen: „Was keiner wagt, das sollt ihr wagen, was keiner anfängt, das führt aus, wenn alle zweifeln, wagt zu glauben, wo alle spotten, spottet nicht, wo alle geizen, wagt zu schenken, wo alles dunkel ist, macht Licht.“   Wenn wir Christen in diesem Sinne Salz der Erde sind, können wir gar nicht unseren Geschmack verlieren. Dann können und werden sie leuchten, die Lichter des Mutes, des Glaubens, der Zivilcourage und der Barmherzigkeit. Zuerst im Kleinen, bei uns selbst, in unserem Alltag. Und dann, nach und nach, ganz sicher auch in der Welt.   Die Autorin („katsumoto.swg@gmx. de“) ist Diplom-Theologin und arbeitet seit 2005 als freie Journalistin.