Die Vereine der Hösbacher Ortsteile Winzenhohl und Schmerlenbach haben die Wallfahrtskirche – in der sich das auch künstlerisch bedeutsame Gnadenbild der Muttergottes von Schmerlenbach befindet - originalgetreu nachgebaut. Die Weihe am Dreifaltigkeitssonntag beginnt um 8.45 Uhr, danach ist Gottesdienst in der Wallfahrtskirche und ein Frühschoppen im Klosterhof. Die nächste Aktion ist für den Herbst anberaumt: Am Sonntag, 8. Oktober, läuft „ein Dorf für Schmerlenbach“. Und am 9. und 10. Dezember soll dort und im angrenzenden Park ein „Schmerlenbacher Weihnachtszauber“ veranstaltet werden.
Gabi Everts ist in der 450-Seelen-Pfarrei aufgewachsen und ist die treibende Kraft im Verein „Schmerlenbach braucht Hilfe!“. Schon jetzt müsse Geld für den Erhalt der Kirche gesammelt werden, meint sie. Es handele sich nicht um irgendein kleines hübsches Kirchlein, sondern um einen Ort von besonderer Anziehungskraft, den es zu erhalten gelte. Das Geld für die Sanierung der Orgel, 25000 Euro, hat der Verein bereits beisammen. Das Instrument kann aber erst dann auf Vordermann gebracht werden, wenn der Innenraum keine Baustelle mehr ist.
Die Kosten für die Sicherung des Gemäuers schätzt sie auf 125000 Euro. Für die Restaurierung der wertvollen Stuckarbeiten werde wohl eine Million nicht ausreichen. Bis zum Herbst soll das Ergebnis der statischen Untersuchung vorliegen, die der Architekt Norbert Schmidt derzeit vornimmt. Mit Hilfe von Kunststoffstreifen an den größeren Rissen im Stuck des Innenraums und an der Fassade kann per Laser die Bewegung des Gemäuers gemessen werden.
Warum ist es in Bewegung geraten? Pfarrer Eirich erklärt es mit der Geschichte des 1218 unter dem Namen „St. Maria im Hagen“ gegründeten Benediktinerklosters. Die ersten Nonnen seien vermutlich Zisterzienserinnen gewesen, meint Eirich. Dieser Reformorden habe die benediktinischen Regeln in aller Strenge gelebt, die Weltabgeschiedenheit gesucht und Ödland urbar gemacht. Das Geschenk der Klosterstifter, derer von Kugelnberg, sei solch ein unwirtliches Sumpfgebiet gewesen, das sich später zu einem landwirtschaftlichen Zentrum entwickelt habe.
Da die Bauakten im Zweiten Weltkrieg verloren gingen, ist über den romanischen Vorgängerbau der jetzigen Klosterkirche nicht viel überliefert. Sicher sei jedoch die Gründung mit Eichenstämmen, sagt Eirich. Die heutige Kirche, erbaut unter der Äbtissin Maria Engelberta von Rodenhausen, stammt aus dem Jahr 1758 und wurde 1960 fachmännisch und kunstverständig restauriert. Den ersten „Knacks“ habe die Statik dieses Gotteshauses bereits Mitte des
19. Jahrhunderts bekommen, als ein Glockenturm aufgesetzt wurde.
Beim Umbau des Klosters Schmerlenbach, das heute nicht mehr als solches genutzt wird, zum Bildungshaus Maria an der Sonne Mitte der 80er Jahre des 20. Jahrhunderts seien die Anbauten zwar nicht unmittelbar an die Kirche gesetzt worden, sondern um ein sorgfältig saniertes Ensemble aus Pfarrhaus, Kreuzgang und alter Abtei. Doch die Neubauten „zögen“ indirekt auch am Kirchengemäuer – vor allem, seit eine rege Bautätigkeit in Hösbach-Bahnhof und Winzenhohl eingesetzt habe und deshalb der Grundwasserspiegel kontinuierlich sinke. „Der Untergrund verändert sich wie ein Moosschwamm“, erklärt Eirich. Da habe auch die Unterfütterung der Kirche mit einem Betonfundament beim Bau des Bildungshauses nur bedingt geholfen.
Über das Engagement des neuen Vereins ist Pfarrer Eirich überglücklich. „Was kann sich ein Pfarrer mehr wünschen, als dass eine Gemeinde tatkräftig Verantwortung für ihre Kirche übernimmt?“ Die Gründung des Fördervereins „Schmerlenbach braucht Hilfe“ zeige, dass in der kleinsten Pfarrei des Dekanates Aschaffenburg-Ost das Kirchenverständnis des Zweiten Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode in Fleisch und Blut übergegangen sei. Ohne Aufforderung „von oben“ hätten sich Gemeindemitglieder zur Erhaltung ihrer Pfarrkirche zusammengefunden. Die Vorleistung, die sie in den nächsten Jahren mit vielen Aktionen für dieses Ziel erbringen wollten, verdiene jede finanzielle und ideelle Unterstützung durch die Bischöfliche Finanzbehörde, betont Pfarrer Eirich. Es werde gegenwärtig viel über die Zukunftsfähigkeit kleiner Gemeinden im Rahmen der entstehenden großflächigen Pfarreiengemeinschaften nachgedacht. „Lenkt man den Blick auf Schmerlenbach, so muss einem hierum nicht bange sein.“
Von heimatverbundenen Bürgern wurde eigens der Verein „Schmerlenach braucht Hilfe!“ gegründet. Infos unter: Gabi Everts, Franziskusstraße 17 a, 63768 Hösbach, Telefon 06021/69293 oder 0160/8345055, E-Mail „schmerlenbach. hilft@freenet.de“. Beitrittserklärungen können per Brief und online angefordert werden