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    Räume, Träume, Rituale

    Unter der Leitung des Würzburger Pastoraltheologen Professor Erich Garhammer und seines Mitarbeiters Bernhard Spielberg hat sich eine Gruppe auf den Weg gemacht, um hinter die Kulissen der Jugendkirchen zu schauen. Sie besuchten die Jugendkirchen in Oberhausen und Münster.
    Von der einstigen Pfarrkirche der Christkönig-Gemeinde in Oberhausen zeugen nur noch die dunkelroten Ziegelsteine. Im Innenraum stechen die zehn Gebote ins Auge. Dort, wo sonst der Leidensweg Christi in Öl hängt, leuchten sie als poppige Graffitis von den Leinwänden. Rote, grüne, blaue und grüne Stühle ersetzen hier die schweren, dunklen Kirchenbänke.

    Unter der Leitung des Würzburger Pastoraltheologen Professor Erich Garhammer und seines Mitarbeiters Bernhard Spielberg hat sich eine Gruppe auf den Weg gemacht, um hinter die Kulissen der Jugendkirchen zu schauen. Mit dabei waren sechs Mitglieder des Pastoralkurses der Diözese Würzburg mit ihrem Ausbildungsleiter Rainer Zöller sowie vier Studentinnen und Studenten der Theologischen Fakultät. Sie besuchten die Jugendkirchen in Oberhausen und Münster.

    Tabgha liegt mitten im Ruhrgebiet zwischen stillgelegten Zechen und modernen Einkaufstempeln in einem einfachen Wohngebiet. Tabgha ist die Jugendkirche von Oberhausen im Bistum Essen. Jugendliche aus der ganzen Stadt teilen sich das Gotteshaus mit den Gläubigen der örtlichen Gemeinde Christkönig.


    Einen Weg zurJugend entdeckt

    In Oberhausen hat die Kirche einen Weg zu den Jugendlichen entdeckt. Der führt freilich manchmal in bisher ungewohntes Gelände. Unter anderem sorgte die INRI-Ausstellung der Fotografin Bettina Reims für Aufregung. Sie inszenierte Jesus provokativ als modernen jungen Mann. Außerdem wird durch den Aufbau einer Skateranlage und eines Klettergartens die Welt der Jugendlichen in den Kirchenraum hineingetragen. Dies sorgte auch über die Grenzen des Ruhrgebietes hinaus für Schlagzeilen. Doch den Verantwortlichen geht es nicht darum, aktuelle Trends nachzumachen. „Wichtig ist, dass die Jugendlichen mit dem ernst genommen werden, was ihnen wichtig, vielleicht sogar heilig ist“, macht der Oberhausener Jugendpfarrer Bernd Wolharn deutlich. Stadtjugendseelsorger Oliver Heck fügt hinzu: „Es geht darum, dass ihre Lebens- und Glaubenserfahrung einen Platz in der Kirche finden.“ Beim Klettern stößen Jugendliche an ihre Grenzen. Dieses Lebensgefühl müsse man auch in einer Kirche erfahren dürfen.


    Die Herausforderung der Jugendpastoral

    Etwa 95 Prozent der deutschen Jugendlichen haben keinen Kontakt zur Kirche: Über diese Herausforderung heutiger Jugendpastoral sprechen die Würzburger Gäste mit zwei hochkarätigen Kennern der Szene. Hans Hobelsberger, Referent bei der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge der Bischofskonferenz, und Matthias Sellmann, Referent bei der Sozialethischen Arbeitsstelle der Bischofskonferenz, erläutern die Vielfalt der Jugendkulturen. „Die Kirche hat zu vielen Jugendlichen den Draht verloren, weil sie keine Antworten auf ihre Fragen gibt“, sagt Hobelsberger.

     

    Kooperation zwischen Jugend und Pfarrei

    Hans-Jürgen Vogel, Gemeindepfarrer von Christkönig, bestätigt den Würzburgern, dass seine Gemeinde schon lange vor Tabgha für die Jugendlichen offen gewesen sei. „Die Kooperation zwischen der Jugendkirche und der Pfarrei ist möglich“, sagt Vogel. Dennoch gebe es manchmal Probleme. Als 40 Kubikmeter Sand die Kirche in eine Wüstenlandschaft verwandelten, konnten sich gehbehinderte Senioren nur schwer in der Kirche fortbewegen. In Zukunft wollen die Jugendlichen auf die Älteren mehr Rücksicht nehmen.

    Die Jugendlichen aus dem Beraterteam von Tabgha sind stolz auf ihre Jugendkirche. Sie biete den jungen Leuten die Chance, in den wöchentlichen Jugendgottesdiensten lebendig ihren Glauben zu feiern. Diejenigen, die bisher mit Kirche nur wenig anfangen konnten, zeigen in besonderen Projekten wie beispielsweise eigenen Musicals ihre Kreativität. Dabei kämen sie mit religiösen Themen in Kontakt.


    Eine Jugendkirche für Würzburg?

    Die Würzburger besuchen auch die Jugendkirche Effata in Münster, gemeinsam mit dem Münsteraner Weihbischof Franz-Peter Tebartz-van Elst und Jugendreferent Joachim Koke. Anders als das in den 60er Jahren erbaute Gotteshaus der Jugendkirche Tabgha ist Effata eine 800 Jahre alte gotische Kirche. Die Würzburger sind beeindruckt. „Es ist erstaunlich, wie lebendig Kirche werden kann, wenn sie sich wirklich öffnet“, meint eine Theologiestudentin. Einig sind sich die Würzburger Theologen darin, dass es Tabgha und Effata gelungen ist, die Distanz zwischen Jugend und Kirche zu verringern. Auch für Würzburg wünschen sie sich eine Jugendkirche, wenngleich Tabgha und Effata nicht einfach kopiert werden könnten. Die Situation im Bistum Würzburg sei auf Grund der ländlichen Struktur eine ganz andere. Wie eine Jugendkirche für Würzburg aussehen kann, steht noch in den Sternen. Doch der Besuch von Tabgha und Effata hat den Würzburgern die Worte des verstorbenen Aachener Bischofs Klaus Hemmerle bestätigt: „Es geht in der Jugendpastoral nicht darum, die Jugend zur Kirche zu führen, sondern uns von der Jugend zu Christus führen zu lassen.“


    Nähere Infos zu den Jugendkirchen gibt es im Internet unter: „www.jugendkirche-oberhausen.de“, „www.jugendkirche-muenster.de“ oder „www.jugendkirchen.org“.