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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Politikverdrossenheit – wen wundert’s?

    Schon seit geraumer Zeit wird hierzulande immer wieder über die Politikverdrossenheit der Bürger geklagt. Eine Verdrossenheit, die beispielsweise in der stetig sinkenden Wahlbeteiligung zum Ausdruck kommt und natürlich auch darin, dass Parteien und Politiker bei Umfragen bezüglich Glaubwürdigkeit beziehungsweise Vertrauenswürdigkeit immer weiter unten in der Skala rangieren.
    Und lässt man das politische Geschehen der vergangenen Wochen Revue passieren, finden sich ja auch genügend Vorgänge, die nur allzu geeignet waren, diese Verdrossenheit zu befördern. Erinnert sei nur an das Scheitern der Föderalismus-Kommission, an die so genannte – noch lange nicht ausgestandene – Visa-Affäre oder an jene Volksvertreter, die zugeben mussten, mit zum Teil erklecklichen Summen auf den Gehaltslisten von Wirtschaftsunternehmen zu stehen.
    Auch die jüngsten Geschehnisse in Kiel darf man wohl dazu zählen. Aber nicht deswegen, weil ein Abgeordneter – aus welchen Gründen auch immer – sich nicht der Parteidisziplin gebeugt und dadurch die Wiederwahl von Ministerpräsidentin Simonis vereitelt hat, sondern wegen der Art und Weise, wie man damit umgegangen ist. Verrat und Hinterbänkler waren noch die maßvollsten Bezeichnungen, die „Parteifreunde“ für den Abweichler und dessen Verhalten fanden. Aber auch von Judas, Schwein, geistig verwirrt und hinterhältigem Dolchstoß war die Rede.
    Eine Wortwahl, die es verständlich erscheinen lässt, dass der Abweichler seine Position weder im Vorfeld noch im Nachhinein offen vertreten hat. Es wäre ihm nicht gut bekommen, denn diese Wortwahl zeigt auch, wie das Spiel läuft: Ein Abgeordneter hat nicht zuerst seinem Land oder gar seinem Gewissen verpflichtet zu sein, sondern seiner Partei und deren Machterhalt.
    In der Öffentlichkeit aber führt man gern das Wohl des Landes und seiner Bürger im Munde, während es hinter den Kulissen nur allzu oft vor allem um Machterhalt, Seilschaften und die Sorge um die eigene Karriere geht. Insofern haben die in Kiel benutzten Begriffe vielleicht auch ihr Gutes. Hat man damit doch – zumindest kurzzeitig – die sprachliche Maske fallen lassen, mit der man ansonsten quer durch alle Parteien versucht, das Wahlvolk einzulullen.