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    Viele Herausforderungen warteten auf Jugendliche bei der 72-Stunden-Aktion im Bistum Würzburg

    Pinseln, jäten, den Bischof empfangen

    In drei Tagen die Welt verändern. Diesen Anspruch hatte die bundesweite 72-Stunden-Aktion vom 23. bis 26. Mai. 107 Gruppen im Bistum Würzburg, in den Partnerbistümern Mbinga und Óbidos sowie andernorts setzten das Motto um, das der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) als Veranstalter ausgerufen hatte: „Uns schickt der Himmel.“ Die Teilnehmer bewiesen, dass es zum Weltverändern nicht viel braucht. Ein Klettergerüst genügt.

    Das Klettergerüst steht auf dem Gelände der Asylunterkunft „Corlette Circle“ in Kitzingen. Eine frühere US-Wohnsiedlung mit schmucklosen Häusern, mittendrin ein umzäuntes Spielareal für Kinder. Hier ist während der 72-Stunden-Aktion das Revier der Katholischen jungen Gemeinde (KjG) Kitzingen. Florian Langer (21) von der Pfarrjugendleitung schaut zu, wie etwa zehn Personen – Jugendliche und Bewohner der Unterkunft – das Klettergerüst mit Farben bepinseln. Es ist bereits der zweite Anstrich, und Florian bestätigt, dass die Aktionsgruppe gut in der Zeit liege. „Hier werden wir in jedem Fall fertig dank der fleißigen Vorarbeit von Ahmad.“ Gemeint ist Ahmad Fawad Sekandari, ein 37-jähriger Afghane, der seit drei Jahren in Deutschland lebt und bei einem Kitzinger Malerbetrieb arbeitet. Er ist der Experte für den Anstrich, und freut sich, dass er seinen Kindern eine Freude machen kann, die mit ihm und seiner Frau im „Corlette Circle“ wohnen.

    Das Aufhübschen des Klettergerüsts ist eine der Aufgaben, die sich die Kitzinger KjG bei der 72-Stunden-Aktion vorgenommen hat. Eine weitere Aufgabe ist das Befüllen einer Sandfläche zum Spielen nahe des Klettergerüsts. Da passt es, dass Bischof Franz vorbeischaut. Das Kitzinger Projekt zählt zu seinen Besuchsstationen, und hier darf er gleich mit anpacken. Der Bischof trägt das Aktions- T-Shirt mit dem Schriftzug „Uns schickt der Himmel“, als er mehrmals bereit­liegenden Sand in eine Schubkarre wuchtet und unter Anfeuerungsrufen im Laufschritt zum künftigen Sandplatz karrt.

    „Das Beste an dieser Aktion ist, dass jemand die Initiative ergreift, andere nehmen den Ball auf und machen mit. Auch wenn es nur ein Sandkasten ist – man kann in 72 Stunden die Welt verändern“, unterstreicht der Bischof. Dabei helfen die Sponsoren, die in Kitzingen zum Beispiel Farben und Pinsel spendieren – oder Baumstämme, die den Sandplatz eingrenzen.

    Auf ähnlich positive Erfahrungen blickt Theresa Störlein (23) in der Gemeinde Estenfeld zurück. Die Oberministrantin hat mit etwa 15 Jugendlichen ein Jahr lang die Verschönerung der Kartause geplant, eines historischen Klosterareals, das heute ein Wahrzeichen der Gemeinde ist. Nun stehen die Jugendlichen hinter der Zufahrt, kratzen mit spitzen Hacken in der Erde und kehren Erdbrocken auf ihre Schaufeln. Am Ende soll das historische Pflaster von Überwucherungen befreit sein. „Das ist die unleidigste Arbeit von allen“, sagt Theresa.

    Wer andere Tätigkeiten bevorzugt, baut Palettenmöbel. Aussägen, abschleifen, pinseln und zusammenschrauben – Tätigkeiten, für die sich die anwesenden Teenager begeistern können. Auch Spiele für die Spielkiste der Kartause werden in 72 Stunden gebastelt und der Toilettencontainer mit Wasserlack verziert. Dass die Estenfelder Aktion von langer Hand geplant war, zeigt die Liste mit mehr als einem Dutzend Spendern und Sponsoren. Auch an eine religiöse Eröffnungsfeier mit Pfarrer Joachim Bayer haben die Estenfelder Ministranten gedacht.

    Während die Projekte in Kitzingen und Estenfeld von den beteiligten Gruppen selbst angeregt wurden, gibt es bei der 72-Stunden-Aktion auch die sogenannte „Get it“-Variante. Eine Gruppe lässt sich dabei eine Aufgabe zuteilen, über die sie erst beim Start informiert wird. Diesen Weg haben die Ministranten der Pfarrei St. Josef im Würzburger Stadtteil Rottenbauer gewählt. Ihr Auftrag­geber ist die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe (DAHW). Weil die Organisation auf Spenden angewiesen ist, sitzen im Würzburger Kilianeum – Haus der Jugend fünf Ministrantinnen aus Rottenbauer und verwandeln Marmeladengläser in Spendenbehälter. Gleichmäßig drücken die Jugendlichen Klebeband auf die Gläser und verzieren sie mit Glitzer- und Farbsteinen. Andere bedrucken Jutebeutel, die später gegen Spenden abgegeben werden sollen.

    Noch aufwändiger ist das Erarbeiten eines „Actionbound“, einer spielerischen Info-App, die Smartphone-Nutzer an verschiedene Orte lotst und an jedem erreichten Standort Fragen und Infotexte zum DAHW und zu den Krankheiten Lepra und Tuberkulose bietet. „Wir wussten, wie ein Actionbound funk- tioniert, haben aber noch nie einen erstellt. Wir fanden die Aufgabe ganz cool“, erzählt Oberministrantin Franziska Müller (21).

    Als Bischof Franz im Kilianeum vorbeischaut, probiert er die App bei einem Spaziergang durch die Würzburger Innenstadt aus. Die App vermehrt das Wissen des Bischofs, wird das auch bei anderen tun – und so ein Stück Welt verändern.     

    Ulrich Bausewein