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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Pharisäer oder arme Witwe?

    Spenden im Sinne Jesu heißt: Lebenshingabe. Wer gibt – empfängt. Wer schenkt – wird beschenkt.

    Evangelium

    In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal im Tempel dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.
    Markus 12,38–44

     

    Spendenaufruf! Wer spendet, setzt sich für andere ein. Wer spendet, unterstützt die „gute Sache“. Wer spendet, fördert das Gemeinwohl, ist sozial, gesellschaftlich, politisch anerkannt. Gerade jetzt, in dieser Zeit, dringt er zunehmend an unser Ohr: der Spendenaufruf für Menschen in Not, auf der Flucht, in Krankheit und Krisensituationen.
    Zum Spenden gehört natürlich auch immer die entsprechende Spendenquittung für die Steuererklärung. Manche Organisationen machen aus ihren Spendenaktionen eine sehr transparente Sache. Da kann jede und jeder nachlesen, sehen oder hören, wer wie viel gegeben hat.
    „Das ist doch selbstverständlich, Ehrensache ... da mache ich mit, da gebe ich selbstverständlich meinen Obolus. Der, die ... hat so viel gegeben – na, da geh ich ja noch locker drüber. Da stehe ich mit meiner Spende doch ganz hervorragend da!“

    Im Evangelium spricht Jesus von der Selbstherrlichkeit und der Scheinheiligkeit der Schriftgelehrten: „Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten!“ Dann beschreibt der Evangelist Markus, wie Jesus im Tempel von Jerusalem sitzt, dem Opferkasten gegenüber, und einer armen Witwe zuschaut, wie sie ihre Spende, ihr Opfer, in den Kasten wirft. Im dritten Teil dieses Abschnittes kommt die Erklärung für die Jünger, in der die „arme Witwe“ mit ihrem Verhalten beispielhaft ins Zentrum gerückt wird.

    Natürlich ist es damals wie heute die Pflicht derer, die in der Lage sind zu spenden, ihren Teil zum Ganzen beizutragen, zum Wohle derer, die dringend Hilfe benötigen. In allen Religionen wird mit Recht ein Teil meines Habens verlangt.
    Worauf es jedoch im Evangelium ankommt, ist die innere und äußere Haltung. Mit welchen Absichten, mit welcher Haltung spende ich? Das Evangelium stellt zwei Haltungen gegenüber:
    Auf der einen Seite stehen die „Pharisäer-Typen“: scheinheilig, moralapostolisierend. Auf der anderen Seite die „Arme-Witwe-Typen“: diejenigen, die aus echter, tiefer Nächstenliebe handeln, ihren ganzen Lebensunterhalt hergeben.

    Scheinheiligkeit gegen tiefe, innere Lebens- und Liebeshingabe. Es geht um Außen und Innen. Tue ich etwas Gutes, um dadurch vor anderen gut dazustehen, an Achtung und An­sehen zu gewinnen, um auch vor mir selbst zu punkten und mich gut zu fühlen? Oder geht es hier um innere Echtheit, Wahrhaftigkeit, Mitgefühl, Demut, Hingabe? Was bin ich bereit zu geben? Gebe ich etwas von mir – gebe ich mich?

    Das Lebensbeispiel Jesu ist sehr klar. Spenden im Sinne Jesu heißt: Lebenshingabe. Wer gibt – empfängt. Wer schenkt – wird beschenkt. Lebenshingabe bedeutet im Sinne Jesu nicht, sich zu verausgaben oder sich völlig auszuleeren. Das wäre eine missverstandene Form der Nächstenliebe, bei der die Selbstliebe fehlt.
    Wer in sich leer ist, kann nichts mehr geben. Dieses Ausgeleert-Sein nennen wir heute oft genug „Burn­out“.

    Die „arme Witwe“ lebt aus einem inneren, erfüllten Reichtum, aus dem tiefen Ja Gottes zu ihr, das sie in sich trägt und das sie trägt. Ob „Pharisäer“ oder „arme Witwe“ – wir tragen beides in uns, Scheinheiligkeit und Echtheit.

    Spendenaufruf – mit welcher Lebenshaltung werfe ich mein Opfer in den Spendenkasten?

    Ursula Summa
    („ur­sula.summa@bistum-wuerzburg.de“) ist Kur- und Rehaseel­sorgerin in Bad Kissingen und Bad Bocklet