Selbst Bischof Franz, der sich gerade als Läufer beim 6,5 Kilometer „iwelt-Firmenlauf” sportlich bewährt hat (wir berichteten), habe er zu gewinnen versucht. Er habe aber schon andere Termine gehabt. Immerhin, sagt er „ich traue es mir zu, dass ich nicht runterfalle. Man wird ja auch geführt und begleitet. Und bevor es ausfällt ...”
Kirche ist präsent
Beim Pfingstritt geht es schließlich um eine sehr lange Tradition, die es aufrecht zu erhalten gilt und es sei gut, wenn die Kirche präsent ist“, findet Weber – auch wenn Muskelkater vorhergesagt wird.
Erwähnung findet der Pfingstritt bereits 1464 in Urkunden, die mit dem Bau der Wolfgangskirche an der B 13 einen Kilometer südlich der Stadt zusammen hängen. Um 1500 waren Pilgerkirchen in ganz Europa an den Wegstrecken zum Wolfgangssee, dem Gnadenort des damals so beliebten Heiligen entstanden. So auch in Ochsenfurt, wo sich die mittelalterlichen Fernrouten am Main-Übergang kreuzten, um sich nach dem steilen Aufstieg aus dem Maintal an der Hangkante des Wolfgangsberges bei der Kirche wieder zu trennen.
„Washington“ heißt das Bayerische Warmblut, mit dem Pfarrer Weber am Pfingstmontag über die Alte Mainbrücke und durch die Altstadt dem festlichen Zug voran reitet. Er habe auch schon mehrfach den heiligen Martin getragen und ist Publikum gewohnt, sagt Besitzerin Petra Kronwitter. Genau wie die Haflinger-Stute Miranda, die den symbolischen Pilger tragen wird, verdingen sich beide als Schulpferde in Mainbernheim. Mit im Festzug: Cowboys, Amazonen, Rittersleut, Reitschulen, Pferdeliebhaber aller Art mit ihren Tieren und prächtig geschmückte Kutschen. An der St. Wolfgangskirche werden die Pferde nach alter Tradition gesegnet, damit sie gesund und von Unglück verschont bleiben. Denn: Krankes Vieh fällt in die Zuständigkeit von St. Wolfgang. Einst waren es die Bauern aus dem Ochsenfurter Gau, die zu Pfingsten ihre Pferde segnen ließen und beim heiligen Wolfgang für ihr krankes Vieh beteten. Die Hufeisen am nördlichen Seiteneingang zeugen davon, gleich Votivgaben. „Ich freue mich und bin gespannt“, sagt Weber und weiß noch nicht einmal recht, was ihn erwartet. Denn selbst gesehen hat er den Pfingstritt auch noch nicht, kennt ihn nur aus der Zeitung.
Bratwurstfest
Zur Geschichte des Pfingstritts gehört auch die Entstehung des Ochsenfurter Bratwurstfestes. Es hatte sich zum Pfingstritt nämlich nach und nach eine regelrechte Messe rund um die Wolfgangskirche ausgebreitet mit allerlei Verkaufsständen und „nicht nur gesitteter Erbauung”, wie in der Chronik von 1845 bei Johann Baptist Kestler nachzulesen ist. Die Kirche hatte deshalb 1803 die Vergnügungen an der Wolfgangskirche verboten. Doch keine Wallfahrt ohne Wallwurst! Der Ausklang zum Pfingstritt wurde daraufhin in die Stadt verlegt, zunächst in die Gasthäuser und Biergärten. Seit 1963 richtet der Volkstrachtenverein das jährliche Bratwurstfest aus.
Antje Roscoe
Der Pfingstritt 2019 startet am Pfingstmontag 10. Juni, um 13 Uhr. Reiter, Kutschen, die Musikkapellen, der Volkstrachtenverein und weitere Fahnen-Abordnungen der Ochsenfurter Vereine stellen sich auf der Mainwiese an der Alten Mainbrücke rechtsmainisch auf. Sie ziehen als festliche Prozession über die Alte Mainbrücke und durch die Altstadt hinauf zur St. Wolfgangskapelle. Den Zug führen ein symbolischer Pilger, der Pfarrer und die Ministranten an. Diesmal wird es Pfarrer Klaus Weber, Tückelhausen, sein. Hunderte Schaulustige werden die Straßen säumen und sich teilweise anschließen. An der Kapelle werden schließlich Ross und Reiter von Pfarrer Oswald Sternagel gesegnet. Nach kurzer Rast formiert sich der Zug für den Rückweg, zurück durch die Altstadt. Jetzt begleitet von munteren Marschmelodien. Gegen 15.30 Uhr endet der Pfingstritt geradewegs im Festzelt am Main mit dem Vergnügungspark daneben. Vom 8. bis 11. Juni richtet der Volkstrachtenverein Ochsenfurt dort das 57. Bratwurstfest aus. Veranstalter des Pfingstritts ist die Stadt Ochsenfurt mit dem Stadtmarketing-Verein.