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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Offenheit und Sensibilität

    Diakon Raban Hirschmann (49), bislang in der Pfarrei Rottendorf tätig, ist neuer Bischofssek­retär. Zum 1. September hat der Vater einer elfjährigen Tochter die Nachfolge von Domvikar Simon Mayer (32) angetreten (wir berichteten). Hirschmann ist in Eltville/Rheingau geboren. Der gelernte Buchhändler studierte in St. Georgen und Würzburg Theologie. Anschließend war er als Pastoralassistent in Geisenheim (Diözese Limburg) tätig. 1994 kam er als Buchhändler nach Würzburg. Bischof Friedhelm weihte ihn 2006 zum Diakon. Seit 2010 hat Hirschmann auch als Krankenhausseelsorger an der Klinik Kitzinger Land gewirkt. Dem Sonntagsblatt stand der neue Bischofssekretär Rede und Antwort.

     

    ? Haben Sie sich für die freie Stelle beworben, oder wurden sie direkt vom Bischof gefragt?

    Der Bischof hat mich telefonisch um ein vertrauliches Gespräch gebeten. Das war am Karsamstagmorgen. Da macht man sich so einige Gedanken. Die Anfrage, ob ich mir vorstellen könnte, Nachfolger von Sekretär Simon Mayer zu werden, war sehr überraschend. Unser Bischof bat um Vertraulichkeit. In der Osterwoche habe ich mich intensiv mit meiner Familie beraten. Sonst habe ich nur den Rat einer 80-jährigen Benediktinerin aus der Abtei Kellenried gesucht. Die steht mit beiden Beinen im Leben. Nach einer Woche Bedenkzeit habe ich zugesagt. Es ist bestimmt keine leichte Aufgabe. Aber ich freue mich darauf.

     

    ? Was glauben Sie, welches Rüstzeug sollte man für das Amt des Bischofssekretärs mitbringen?

    Zuallererst Vertraulichkeit und unbedingte Loyalität gegenüber dem Bischof. Daneben theologische Bildung und Freude an Liturgie. Für die Arbeit im Würzburger Bischofshaus Kollegialität, Sensibilität, Gelassenheit, Überblick und Organisiert-Sein. Sicher braucht man auch ein dickes Fell und viele Kontakte. Abt Michael von Münsterschwarzach wünschte mir „ein weites Herz“ für die neue Aufgabe. Die Bodenhaftung darf man nicht verlieren. Und die Nase keinesfalls hoch tragen.?Wie bringen Sie Familie und ihr neues Amt unter einen Hut? Das weiß ich selbst noch nicht, aber es muss möglich sein. Ich habe ein gutes Einvernehmen mit meiner Frau und meiner Tochter. Die werden mich unterstützen, aber auch unbedingt einfordern, wenn zu wenig Zeit für die Familie bleibt. Und ich nehme unseren Bischof beim Wort, der bei der Diakonenweihe uns erinnerte: „Eure erste Sorge gelte euren Familien“.

     

    ? Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe?

    Nach den Jahren in der Pfarrei und zuletzt auch im Krankenhaus freue ich mich über die Weitung des Horizonts. Die Kontakte mit vielen Menschen, die Erfahrung von Orts- und Weltkirche, die Begegnung mit Kunst und Künstlern. „Sie werden in eine neue Welt eintauchen“, sagte mir jemand. Ich bin gespannt.

     

    ? Sind Sie neben ihrer Aufgabe als Diakon auch noch anderweitig engagiert?

    Nein. Als ich mich damals zur Diakonen-Ausbildung entschloss, habe ich an mein ehrenamtliches Engagement angeknüpft. Das ist sozusagen darin aufgegangen. Dann ist da, wie gesagt, meine Familie und meine Ehe. Für mehr bleibt keine Zeit.

     

    ? Der Bischof ist Kunstliebhaber. Wie stehen Sie zur Kunst? 

    Ich bin sehr kunstinteressiert und freue mich gerade auch in dieser Hinsicht auf die Arbeit mit Bischof Friedhelm. Der Kunstgeschichte, unter anderem der Architektur, gilt mein großes Interesse. Aber auch die Begegnung mit moderner, zeitgenössischer Kunst finde ich reizvoll und sehr spannend.

     

    ? Welches sind Ihre Hobbies?

    Ich bin ein Büchermensch und lese sehr gerne, wenn Zeit und Energie dazu bleibt. Seit über 30 Jahren bin ich begeisterter und ich denke verantwortlicher Motorradfahrer. Zeit dazu bleibt auch jetzt häufig nur am frühen Sonntagmorgen vor Frühstück und Gottesdienst. Dann ist das „TeDeum“ oder eine Taschenausgabe der Psalmen in meiner Motorradjacke. Einige Jahre war ich mit Mitbrüdern im Sommer zur Motorrad-Wallfahrt unterwegs, zum Beispiel nach Südtirol. Ich wandere sehr gerne. Und unser Kurzhaardackel ist ein begeisterter Weggefährte. Im Winter liebe ich den Kartonmodellbau. Da sind zu Hause ganze Architektur-Welten entstanden und um einige Modelle kreist eine Märklin-Eisenbahn.

     

    ? Als gelernter Buchändler: Was für ein Buch lesen Sie gerade, und welches würden Sie uns wärmstens empfehlen?

    Ich las soeben von Joachim Gauck „Winter im Sommer – Frühling im Herbst. Erinnerungen des ehemaligen Beauftragten für die Stasi-Unterlagen“. Lebendige Zeitgeschichte und unbedingt lesenswert. Sehr schade, dass Gauck nicht zum Bundespräsident gewählt wurde. Ich schätze die perfekten Romane von Ian McEwan. Für Krimi-Freunde empfehle ich den Engländer Dick Francis, egal welches Buch. Die sind alle gut. In diesem Urlaub habe ich das autobiographische Buch von Hanns-Josef Ortheil „Die Erfindung des Lebens“ fast ganz gelesen. Beeindruckend und hervorragend geschrieben: wie ein stummes Kind mit einer stummen Mutter durch das Klavierspiel und das Schreiben das Leben gewinnt und erfindet.

     

    ? Zum Schluss zehn Stichwörter, die sie bitte kurz kommentieren.

    Dialoginitiative:  Glaube und Kirche lebt vom Gespräch, aber Tabus darf es unter mündigen Christen nicht geben und das Miteinander-Sprechen darf nicht folgenlos bleiben.Pfarreiengemeinschaften: Eine der Not geschuldete strukturelle Reform, aber sie überfordert viele Priester und viele Gläubige vor Ort.Beschwerden: Mit denen werde ich im Bischofshaus viel zu tun haben, da muss ich genau hinschauen und unterscheiden, mir aber auch nicht jeden Schuh anziehen.Diakonat der Frau: Kirche lebt durch Frauen, die sich engagieren. Das habe ich gerade in Frankreich wieder erlebt. Ich wünschte uns allen mehr Mut und weniger Angst in der Kirche.Missbrauchsskandal: Traurig, beschämend und katastrophal für die Kirche, auch wenn es prozentual viel weniger Fälle sind, als von der Öffentlichkeit wahrgenommen.Domsanierung: Ich bin gespannt auf das Ergebnis; die Sanierung der Neumünsterkirche ist meines Erachtens hervorragend gelungen.Kirchenmusik: Gehört unverzichtbar zum Gotteslob im Großen wie im Kleinen, sie öffnet unser Herz für die Begegnung mit Gott.Wallfahrten: Werden in unserer Zeit erfreulicherweise wieder entdeckt und sind äußerer Ausdruck des wandernden Gottesvolks; es gibt wirkliche Gnadenorte.Frankenwein oder Rheingau: Ich freue mich an beidem: Rheingauer Riesling und Fränkischer Silvaner gehören für mich zu den besten Weißweinen überhaupt.Rheintal oder Maintal: Wo Weinberge sind, da lässt sich gut leben, aber mein Herz wird weit, wenn ich an den Rhein komme.