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    Er – evangelisch, sie – katholisch: Ein Ehepaar schildert seine Erfahrungen

    Ökumene in den eigenen vier Wänden

    Er – evangelisch, sie – katholisch: Ein Ehepaar schildert seine Erfahrungen
    Katholische Würstchen, evangelischer Kartoffelsalat beim Pfarrfest – ganz so einfach wie beim Essen ist die Verbindung zwischen Katholiken und Protestanten noch nicht. Doch es tut sich einiges. Gehört der Ehepartner der anderen Glaubensgemeinschaft an, muss die Ökumene zwangsläufig täglich im Kleinen bewältigt werden. Das ist gar nicht mehr so selten. Nach Angaben des Netzwerks konfessionsverbindender Paare ist heute mehr als ein Drittel der kirchlich geschlossenen Ehen das, was man früher eine „Mischehe“ nannte. Das Ehepaar Stölting in Zellingen (Dekanat Karlstadt) praktiziert seit 24 Jahren eine solche Ehe.
     
    Elisabeth Stölting ist katholisch, ihr Mann Hartmut evangelisch. Sie ist in Nordrhein-Westfalen geboren, er stammt aus Schleswig-Holstein. Kennen gelernt haben sie sich während des Studiums in Braunschweig. Das war 1974. „Ich hätt’ mir nicht träumen lassen, mal ’ne katholische Frau zu haben“, sagt Hartmut Stölting heute. Der Ort, in dem er aufwuchs, war fast ausschließlich protestantisch. Eine katholische Gemeinde gab es nicht. In seiner Klasse sei nur ein Junge katholisch gewesen, erzählt er. „Der war integriert, denn er konnte gut Fußball spielen.“ In seiner Familie hätten Religion und Kirche allerdings keine Rolle gespielt. Seine Frau wiederum ist in einer religiös geprägten Großfamilie aufgewachsen. Das hat sich später auf ihr Lehramtsstudium ausgewirkt. Neben Mathematik und Anglistik wählte sie das Nebenfach „Katholische Religionslehre“. Mitten in der Vorbereitung auf die Missio canonica verliebte sie sich in ihren heutigen Mann. „Wenn man sich sympathisch ist, ist die Konfession in dem Moment unwichtig“, sagt sie rückblickend.
     
    Schubladendenken
    Auch als die beiden das erste Mal die Familie des anderen kennen lernten, gab es keine Probleme, „weil Sympathie da war für den potenziellen Schwiegersohn“, wie es Elisabeth Stölting ausdrückt. Doch nicht überall wurden die unterschiedlichen Glaubensrichtungen der beiden kommentarlos akzeptiert. Ein gewisses Schubladendenken sei in der Wohngemeinschaft ihres Mannes spürbar gewesen. Katholisch wurde mit konservativ gleichgesetzt. Und als die evangelischen Freunde von Hartmut Stölting erfuhren, dass seine Freundin die Mädchenschule der Ursulinen besucht hatte, waren weitere Vorurteile die Konsequenz. Doch das konnte die Liebe nicht verhindern. 1979 heirateten die beiden in der Heimatpfarrei von Elisabeth Stölting. Dort gab es einen neuen, jungen, katholischen Pfarrer, den auch Hartmut Stölting mochte. Es war eine katholische Trauung. „Aber Herr Stölting, dann werden ihre Kinder ja später katholisch“, war – mit negativem Tonfall – aus dem evangelischen Bekanntenkreis zu hören. Damals war das dem heute 51-jährigen Bauingenieur gar nicht so bewusst. Kira, Elena, Laura, Simon, Maresa und Sophia sind tatsächlich alle katholisch getauft. Der Traupfarrer habe allerdings nicht gesagt, die Kinder müssten katholisch werden, erzählt Elisabeth Stölting. „Wir sind gefragt worden: Sind Sie bereit, Ihre Kinder in christlichem Glauben zu erziehen?“ Oft kann es jedoch passieren, dass ein Pfarrer dies auch anders formuliert. Denn der katholische Christ hat die Pflicht, seine Kinder in der katholischen Kirche taufen zu lassen und im katholischen Glauben zu erziehen. Der Katholik kann aber Taufe und Erziehung seiner Kinder in der anderen Konfession dann zulassen, wenn der nicht-katholische Partner trotz ernsthaften Bemühens nicht bereit ist, der katholischen Erziehung zuzustimmen. Eine bürokratische Regelung.
    „Die Kinder werden katholisch, das war schon vor der Ehe klar“, sagt Hartmut Stölting. Seine Frau findet es im Nachhinein schade, dass ihr Mann als Protestant bei der katholischen Trauung nicht zur Kommunion gehen durfte. „Ich habe es damals hinnehmen müssen.“ Noch immer steht die offizielle Erlaubnis aus Rom aus, dass interkonfessionelle Paare gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen dürfen.
    In vielen Dingen ist die Ökumene in den vergangenen Jahrzehnten aber stark vorangekommen. Elisabeth Stölting und ihr Mann nehmen aktiv am Gemeindeleben der katholischen Pfarrei St. Georg in Zellingen teil. Die 50-Jährige ist sogar Pfarrgemeinderatsvorsitzende, ihr Mann unter anderem Mitglied im Familiengottesdienst-Team. Konvertieren – das war und ist für Hartmut Stölting aber kein Thema. „Durch die Beschäftigung mit dem Glauben, die Gespräche mit meiner Frau, bin ich bewusster Protestant geworden“, sagt er. Und auch Elisabeth Stölting hat durch ihren Mann eine intensivere Beziehung zu ihrem Glauben erhalten: „Früher war ich unkritisch, angepasst. Heute lebe ich meinen Glauben bewusster, nicht nur aus der Tradition heraus.“ Beide bemühen sich verstärkt um die Ökumene. Und die fängt vor der Haustür an. Die Familie besucht den katholischen Gottesdienst, Tochter Sophia singt im Kinderchor der evangelischen Gemeinde mit (Chorleiterin ist eine evangelische Pfarrerstochter, die gleichzeitig den katholischen Kirchenchor dirigiert!) und auch beim evangelischen Pfarrfest sind die Stöltings regelmäßige Gäste. So ist es kaum verwunderlich, dass sie zugleich Abonnenten des evangelischen Kirchenblattes wie auch des katholischen Sonntagsblattes sind.
     
    Hilfe beim Pfarrfest
    Hartmut und Elisabeth Stölting haben einen Traum: Sie wünschen sich, dass die Trennung zwischen den christlichen Konfessionen eines Tages Vergangenheit ist. Als Paar bilden sie mit ihrer Familie heute schon eine Brücke zwischen den Kirchen. Und manchmal fällt die unterschiedliche Religionszugehörigkeit der beiden in Zellingen gar nicht mehr auf. Vater Stölting ist zwar als einziger in der Familie evangelisch, dennoch wurde er schon zweimal für den Pfarrgemeinderat in Sankt Georg vorgeschlagen. Seine Erklärung: „Die Katholiken sehen nicht, dass ich evangelisch bin. Die sehen nur, dass ich bei ihrem Pfarrfest mithelfe.“