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    Nicht mehr weg-, sondern hinschauen

    Zivilcourage ist gefragt, nicht Wegschauen und nach dem Staat rufen, schreibt Chefredakteur Wolfgang Bullin.
    Der Duden kennt den Begriff, das dtv-Taschenlexikon nicht, und auch in unserer Gesellschaft scheint Zivilcourage zu den Tugenden zu gehören, die im Schwinden begriffen sind. Die brutale Tat am S-Bahnhof München-Solln hat dem Begriff eine gewisse Konjunktur beschert – aber wohl nur sprachlich. Immerhin hat seine dort praktizierte Zivilcourage einen Mann das Leben gekostet; das motiviert nicht unbedingt, es ihm gleichzutun. Also wegschauen und raushalten, wie es heute der Trend zu sein scheint? Und stattdessen die „da­für Zuständigen“, den Staat, die Behörden in die Pflicht nehmen, mehr Prävention, bessere Kontrolle, strengere Gesetze und härtere Strafen fordern? So ist es bislang immer geschehen nach Gewaltexzessen jugendlicher Schläger, aber auch wenn ein Schüler Amok gelaufen ist oder wenn Eltern ihr Kind haben verkommen oder verhungern lassen.  Gefragt sind aber nicht markige Worte, die meist nichts bewirken, gefragt ist vielmehr die schon erwähnte Zivilcourage. Und die besteht nicht im Vollbringen von Heldentaten, sondern zuallererst einmal da­rin, nicht wegzuschauen und die heute übliche „Geht mich doch nichts an“-Haltung aufzugeben. Natürlich wäre dann als Konsequenz möglicherweise das eigene Einschreiten, Hilfe holen oder Hilfe leisten gefordert. Aber auch das fiele leichter und wäre wohl auch weniger gefährlich für den Einzelnen, wenn er nicht mehr fürchten müsste, letztlich allein dazustehen.  Ein gutes Beispiel für solche Zivilcourage, die Einzelne stark machen, ja schützen kann, sind die Montagsdemos vor 20 Jahren in der DDR, an die in diesen Tagen wieder erinnert wird. Einzelne haben damals erste Schritte gewagt, sind – trotz Angst – weitermarschiert, weil sie Rückhalt gespürt haben, und haben andere ermutigt.  Das Ergebnis ist bekannt. Also: nicht weg-, sondern hinschauen und nach den eigenen Möglichkeiten und Fähigkeiten handeln, so wie der junge Mann in Ansbach, der nach dem Amoklauf an seiner Schule das umgesetzt hat, was er als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr trainiert hatte – nicht mehr, aber auch nicht weniger.