Es war eine Abrechnung der Theologie mit sich selbst, mit ihren Versäumnissen und ihrem Versagen. Das reichte von mangelnder Sensibilität – auch unter Theologiestudenten waren und sind Opfer; die Täter sind Theologen –, bis zum Vorwurf, den Missbrauch mit ermöglicht zu haben. Konkrete Schuldbekenntnisse lauteten etwa: Die Theologie hat Strukturen mitgetragen, die durch eine lebensferne Sexualmoral und ein sakralisiertes, abgehobenes Amtsverständnis Missbrauch und dessen Vertuschung ermöglicht haben. Statt ihre Freiheit als Wissenschaft zu behaupten, hat sie sich in innertheologische Freiheitsräume zurückgezogen, hat Tabuthemen akzeptiert, über die eben nicht (öffentlich) gesprochen wurde. Und sie hat die Lebenswirklichkeit der Menschen zu wenig als theologische Erkenntnisquelle wahrgenommen.
In der Zuwendung zu den Erniedrigten, den Opfern, und im Kampf gegen Leid verursachende Strukturen und Lehren – der Missbrauch sei „die Spitze eines Eisbergs von unendlichen Leidensgeschichten in der Kirche“ hieß es – sah man Handlungsperspektiven. Diese würden auch für die Bischöfe gelten, die sich bislang vor der Übernahme persönlicher Verantwortung oder Schuld gedrückt hätten, stattdessen versuchten, Schuld und Verantwortung zu institutionalisieren. Wirkliche Umkehr sei bislang nicht zu erkennen.
Erschütterndes und Ernüchterndes gab es da zu hören; Kritik, auch Selbstkritik – und Perspektiven der Umkehr. Schade, dass anscheinend kein Mitglied des Allgemeinen Geistlichen Rates unseres Bistums Zeit für eine Teilnahme hatte.
Wolfgang Bullin