Von weitem könnten es ganz normale Münzen sein. Sie wiegen etwas mehr als drei Gramm und haben einen Durchmesser von rund zwei Zentimetern. Ihr äußerer Rand ist schräg geriffelt. Und trotzdem trifft „normal“ ganz und gar nicht zu, denn es sind die Goldmünzen, die die Stadt Würzburg jahrhundertelang dem Landesherrn zum neuen Jahr schenkte – auch bekannt als die Würzburger Neujahrsgoldgulden.
„Es ist ein ururalter Brauch, dass man sich zum neuen Jahr gegenseitig beglückwünscht oder beschenkt“, sagt Dr. Eva Zahn-Biemüller, Archäologin am Mainfränkischen Museum. Schon die Römer übten diesen Brauch an den Kalenden, dem ersten Tag eines Monats, aus, indem der Untergebene seinem Herrn und jeder Bewohner Roms dem Kaiser eine Gabe darbringen musste. In den ersten Zeiten bestand diese aus Früchten, später wurde sie durch wertvollere Spenden abgelöst. Der Brauch der Neujahrsgoldgulden sei durch Ratsprotokolle überliefert, erzählt die Archäologin. Ein Protokoll aus dem Jahr 1408 enthalte eine Liste, die aufzeige, wer wie viele dieser Goldgulden erhalten habe. Denn der Fürstbischof war nicht der einzige Empfänger von Neujahrsgoldgulden, wie oft angenommen wird. Auch seine Räte und Amtsleute, wie Bürgermeister, Steuerherren oder Stadtschreiber, bekamen die kostbaren Münzen als Vergütung. Zwischen 40 und 60, meistens aber 50 Goldgulden wurden dem Fürstbischof in einem edel bestickten Samtsäckchen zu Neujahr überreicht.
„Civitas Wirceburgensis“
„Früher waren die Goldgulden ein gewöhnliches Zahlungsmittel“, weiß Zahn-Biemüller, die für die Münzsammlung im Mainfränkischen Museum verantwortlich ist. Erst aus der Regierungszeit des Bischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1545 bis 1617) seien Neujahrsgoldgulden mit der Jahreszahl 1583 bekannt, die durch die Buchstaben C.W. für „Civitas Wirceburgensis“ erkennen lassen, dass die Stadt sie ausgegeben habe. Dieser Neujahrsgoldgulden ist der älteste von 73, die im Mainfränkischen Museum aufbewahrt werden. Waren zunächst Wappen auf den Neujahrsgoldgulden abgebildet, zierte schon bald das Konterfei des Landesherrn die Vorderseite der Gedenkmedaille. „Im 19. Jahrhundert erkannte die Stadt Würzburg dann, dass man mit den Gulden Gewinn machen kann“, erklärt Zahn-Biemüller. Jedes Jahr seien einige Goldgulden mehr geprägt worden, die von Bürgern für einen Aufpreis erworben werden konnten.
Tauftaler aus Gold
Viele hätten die Goldgulden zur Taufe als Tauftaler verschenkt, sagt die Archäologin. Nachdem das Reichsmünzgesetz 1871 die Herstellung eigener Gulden untersagte und die bayerische Monarchie 1918 abgeschafft wurde, geriet der Brauch in Vergessenheit. Seit 1985 stellt die Städtische Sparkasse wieder eigene Neujahrsgulden her, die Sammler in Zinn, Silber oder Gold erwerben können.
Sämtliche Würzburger Münzen und Medaillen sind im digitalen Katalog unter „www.mainfraenkisches-museum.de“ zu finden.