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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Neue Kraft schöpfen

    Wer dafür eintritt, Gott im Alltag, in Gebet und Gottesdienst einen festen Platz zu geben, wird oft als rückständig und nicht mehr up-to-date angesehen. Und manchmal findet auch innerkirchlich diese engagierte Mitarbeit nicht die Anerkennung und Wertschätzung, die ihr eigentlich gebührt. Kurzum: Wer in die aktive Nachfolge Jesu tritt – und dies gilt für Hauptamtliche und erst recht für Ehrenamtliche – der lässt dabei zuweilen Kraft, Zeit und auch Nerven. Umso wichtiger sind zwei Mosaiksteine des Handelns Jesu im heutigen Evangelium: Er zieht sich an einen einsamen Ort zurück und betet. Damit liefert Jesus uns heutigen Jüngerinnen und Jüngern ein Handlungsmodell, das uns vor Erschöpfung, Aktivismus oder Resignation bewahren kann.

    Evangelium

    In jener Zeit ging Jesus zusammen mit Jakobus und Johannes in das Haus des Simon und Andreas. Die Schwiegermutter des Simon lag mit Fieber im Bett. Sie sprachen mit Jesus über sie, und er ging zu ihr, fasste sie an der Hand und richtete sie auf. Da wich das Fieber von ihr, und sie sorgte für sie. Am Abend, als die Sonne untergegangen war, brachte man alle Kranken und Besessenen zu Jesus. Die ganze Stadt war vor der Haustür versammelt, und er heilte viele, die an allen möglichen Krankheiten litten, und trieb viele Dämonen aus. Und er verbot den Dämonen zu reden; denn sie wussten, wer er war. In aller Frühe, als es noch dunkel war, stand er auf und ging an einen einsamen Ort, um zu beten. Simon und seine Begleiter eilten ihm nach, und als sie ihn fanden, sagten sie zu ihm: Alle suchen dich. Er antwortete: Lasst uns anderswohin gehen, in die benachbarten Dörfer, damit ich auch dort predige; denn dazu bin ich gekommen. Und er zog durch ganz Galiläa, predigte in den Synagogen und trieb die Dämonen aus.
    Markus 1,29–39

    Eine große Zahl von Frauen  und Männern jeglichen Alters erklärt in diesen Tagen in unserem Bistum die Bereitschaft, als Kandidatin oder Kandidat bei der Wahl zum Pfarrgemeinderat am 12. März zu kandidieren. Diese Frauen und Männer stellen sich für den Aufbau des Reiches Gottes in unseren Dörfern und Städten zur Verfügung. Sie stellen sich als Ehrenamtliche unmittelbar in die Nachfolge Jesu – eine freudige Nachricht.
    Doch machen wir uns nichts vor: Ein solches Zeugnis gelebten Glaubens ist heutzutage vielfach kein „Honigschlecken“. Wer sich auf die Nachfolge Jesu einlässt, der kann anecken und anstößig werden. Wer seine Stimme für Arme, Schwache und Entrechtete erhebt, wer es wagt zu kritisieren, dass in unserem Land die Schere zwischen arm und reich immer weiter auseinandergeht, der muss damit rechnen, von den Mächtigen schief angesehen zu werden.
    Wer eine gnadenlose „Geiz-ist- geil“-Mentalität anprangert, kann dafür nur ein mitleidiges Lächeln ernten. Wer dafür eintritt, Gott im Alltag in Gebet und Gottesdienst einen festen Platz zu geben, wird oft als rückständig und nicht mehr up-to-date angesehen. Und manchmal findet auch innerkirchlich diese engagierte Mitarbeit nicht die Anerkennung und Wertschätzung, die ihr eigentlich gebührt. Kurzum: Wer in die aktive Nachfolge Jesu tritt – und dies gilt für Hauptamtliche und erst recht für Ehrenamtliche – der lässt dabei zuweilen Kraft, Zeit und auch Nerven.
    Umso wichtiger sind zwei Mosaiksteine des Handelns Jesu im heutigen Evangelium: Er zieht sich an einen einsamen Ort zurück und betet. Damit liefert Jesus uns heutigen Jüngerinnen und Jüngern ein Handlungsmodell, das uns vor Erschöpfung, Aktivismus oder Resignation bewahren kann. Nachdem sich Jesus in sehr intensiver Weise den Menschen zugewendet hat und ihnen nahe gekommen ist, zieht er sich auch wieder von ihnen zurück und sucht die Einsamkeit und Stille. Er hält den Vorwurf der Jünger „Alle suchen dich“ aus und erliegt nicht der Versuchung, sich für unentbehrlich zu halten und pausenlos für die Menschen dasein zu wollen. Zugleich sucht er im Gebet die Rückbindung an den Vater, um sich dadurch gestärkt erneut den Menschen zuzuwenden.
    So wünsche ich den künftigen Pfarrgemeinderäten und allen übrigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Weinberg des Herrn die Kraft, dass wir uns weiterhin engagiert für unseren Glauben einsetzen, dabei aber die Sorge für uns selbst niemals vernachlässigen. Jesus selbst ermutigt uns, zu unseren Grenzen zu stehen und stets eindeutig unser Ja und manchmal auch unser Nein zu sprechen. Überdies möge es uns gelingen, all unser Tun spirituell zu verankern und aus dem Gebet immer wieder neue Kraft zu schöpfen.
    Für mich ist in meiner Arbeit mit Menschen in Ehe- und Lebenskrisen das stille Verweilen vor dem wunderschönen Kreuz in der Würzburger Neumünsterkirche zu einem guten Ritual und zu einer wertvollen Kraftquelle für mein Tun geworden. Wenn wir so von Jesus lernen, dann werden wir frohe, engagierte, tolerante und humorvolle Frauen und Männer in der Kirche bleiben mit einem weiten Herz für die Menschen, die uns anvertraut sind. Dann dürfen wir uns von unserem Bischof in seinem Wort zur Pfarrgemeinderatswahl zurufen lassen: „Ich ermutige Sie, gemeinsam mit anderen im Pfarrgemeinderat sich den Hoffnungen und Freuden, der Trauer und der Angst der Menschen von heute zu widmen. Kirche ist kein Selbstzweck. Kirche steht im Auftrag Jesu Christi, den Menschen zu dienen.“

    Der Autor ist Pastoralreferent. Er arbeitet als Diözesanrichter am Bischöflichen Offizialat in Würzburg und leitet die Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle in Tauberbischofsheim.