Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Neu und unbegreiflich

    Was damals an Pfingsten geschah, geschieht auch heute immer wieder, neu und unbegreiflich. Lassen wir uns von Gottes Geist bewegen und verkünden wir sein Wort, jeder und jede mit den je eigenen Fähigkeiten. Und vertrauen wir darauf, dass dort, wo Menschen sich bemühen und Gottes Wort verkünden, sein Geist mit dabei ist.

    Evangelium

    Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen hatten, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, dass sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert.

    Johannes 20,19–23

     

    Als ich gefragt wurde, ob ich für das Sonntagsblatt vier Auslegungen schreiben würde, habe ich mich sehr gefreut und gerne zugesagt. Aber dann, als ich mich an die Arbeit machen wollte, hatte ich ständig die Schar derer vor Augen, die viel kompetenter sind und die meine Auslegungen leicht auch zerpflücken könnten. Ich war wie gelähmt. Mir fiel nichts Gescheites ein, ich war wie eingemauert. Erst eine Kollegin und Freundin half mir aus diesem Gefängnis heraus. „Für wen schreibst du?“, fragte sie mich. Ich schreibe für die, zu denen ich gesandt bin und ich schreibe so, wie ich gesandt bin, aus meiner Blickrichtung. Das war wie ein frischer Wind in meinem Kopf. Ich traute mich, aus meinem „Gefängnis“ herauszutreten.
    Ja, ich kann sie gut verstehen, die Jünger. Sie waren immer noch begeistert von der Botschaft, die ihnen Jesus gebracht hatte. Sie wollten eigentlich immer noch diese gute Botschaft weitergeben, wäre da nicht dieser furchtbare Tod Jesu. Wie konnten die Menschen all das, was er gesagt und getan hat, so mit Füßen treten? Wie konnten sie es zulassen, dass Jesus diesen schändlichen Tod am Kreuz sterben musste? Was würden diese Menschen, „die Juden“ heißt es im Text, mit ihnen anstellen, wenn sie jetzt da raus gingen, um Gottes Wort zu verkünden? Können sie das überhaupt, ohne ihren Meister? Er wusste, was zu tun war, sie sind doch nur die Schüler. Sie trauten es sich nicht zu. Sie hatten Angst, und wie wir wissen, begründete Angst um ihr Leben. Die Angst lähmte sie, sie konnten das Haus nicht verlassen.
    Mitten hinein in ihre Angst, in ihr Gefängnis, kommt Jesus und sagt „Friede sei mit euch“. Im hebräischen Wort „shalom“ steckt mehr als in unserem Wort „Friede“. Es soll euch rundum gut gehen, ist hier gemeint. Mitten in die Angst hinein wünscht ihnen jemand, dass es ihnen an nichts fehlen soll, es soll ihnen rundum gut gehen. Und es ist nicht irgendwer, es ist Jesus, ihr Meister, der das sagt. Er gibt sich ihnen zu erkennen. Die Freude der Jünger ist, denke ich, für jeden nachvollziehbar. Er sagt noch einmal „Friede sei mit euch“. Durch diese Wiederholung wird deutlich, wie wichtig es Jesus ist, dass die Jünger ihren Frieden haben, ihre Zufriedenheit auch mit sich selbst und ihren Fähigkeiten. Dass sie mit ihren begrenzten Möglichkeiten Frieden schließen und sie dennoch einsetzen, denn: Im gleichen Atemzug sendet er sie auch. Er schickt sie raus aus dem Gemäuer. Er gibt ihnen den Auftrag, das zu tun, wovor sie gerade noch so große Angst hatten. „So wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“, das ist ein großer Auftrag. Jetzt sind sie an der Reihe, Gottes Wort zu verkünden. Jesus traut ihnen das zu, sonst würde er sie nicht senden, auch das wird den Jüngern klar. So ermutigt, ist der Blick schon freier.
    Jesus weiß aber auch von ihren Schwächen und Ängsten. „Empfangt den Heiligen Geist“. Die Jünger sind nicht alleine gelassen. Er sagt ihnen Gottes Geist bei all ihrem Tun zu. Das ist Stärkung und Ermutigung zugleich. Die eben noch ängstlichen Jünger trauen sich aus dem Haus und verkünden voll Begeisterung Gottes Wort. Das feiern wir an Pfingsten.
    Im Johannesevangelium findet, nebenbei bemerkt, die Geistverleihung bereits am Ostersonntag statt. Die Szene spielt am ersten Tag der Woche nach dem Tod Jesu. Es ist der Tag der Auffindung des leeren Grabes und der Begegnung Jesu mit Maria von Magdala.
    Es ist aber, so meine ich, nicht wichtig, ob dies schon das Pfingstereignis war oder, wie es in der Apostelgeschichte steht, erst 50 Tage später. Wichtig ist, dass diese kleine verängstigte Jüngerschar plötzlich den Mut hatte, in die Welt hinauszugehen. Nur so konnte der Glaube, der zuerst nur eine kleine Gemeinschaft verband, zur großen Gemeinschaft unserer Weltkirche werden.
    Was damals an Pfingsten geschah, geschieht auch heute immer wieder, neu und unbegreiflich. Lassen wir uns von Gottes Geist bewegen und verkünden wir sein Wort, jeder und jede mit den je eigenen Fähigkeiten. Und vertrauen wir darauf, dass dort, wo Menschen sich bemühen und Gottes Wort verkünden, sein Geist mit dabei ist.

    Die Autorin ist Gemeindereferentin und arbeitet als Familienseelsorgerin im Dekanat Schweinfurt Nord sowie als Religionslehrerin an der Grund- und Hauptschule Geldersheim.