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      Der Spätsommer ist die Zeit der Wespen

      Nervende Plagegeister oder hilfreiche Kammerjäger?

      Nein, bloß nicht wegpusten! Wer Wespen mit dem eigenen Atem verscheuchen will, erreicht das Gegenteil.

      Denn Kohlendioxid ist für die Tiere ein Alarmsignal, das sie aggressiv macht. Was also tun, wenn am Kuchentisch wieder gelb-schwarze Quälgeister kreuchen und fleuchen? Experten raten zum Wasserspritzen: einfach eine Sprühflasche hernehmen, fix für etwas Nebel sorgen – und zack, ziehen die Wespen sich ins Nest zurück, weil sie Regen fürchten.

      Unter Naturschutz

      Mit Wespen derart pfleglich umzugehen, empfiehlt sich nicht nur aus moralischen Gründen und weil sie unter Naturschutz stehen. Vielmehr hat der Mensch den Insekten einiges zu verdanken. So hieße ohne sie der berühmte Roller nicht „Vespa“, eine Anlehnung an Form und Brummgeräusche des Insekts. Vor allem aber vertilgen Wespen allerlei Wesen, die der Mensch gemeinhin nicht gerade als Nützlinge betrachtet. Sie füttern ihren Nachwuchs mit gefräßigen Raupen und Blattläusen, sirrenden Mücken und blutdürstigen Bremsen. Außerdem bestäuben Wespen Pflanzen. Zum Beispiel die Echte Feige. Und jetzt wird‘s hart für alle Vegetarier.

      Zum Mitessen

      Denn den Bestäuber dieses Strauchs – die nur rund zwei Millimeter kleine Feigengallwespe – isst man mit jeder Feige mit. Das liegt daran, dass der Sechsbeiner zur Befruchtung in die Feige hineinkrabbelt, dabei aber durch die dort herrschende Enge Teile seiner Gliedmaßen verliert, deshalb zugrunde geht und zersetzt wird. Die Larven können sich später in der Feige gut geschützt entwickeln und nehmen in ihr bereits den Pollen für die nächste Bestäubung auf.

      In Deutschland gibt es die Feigengallwespe nicht, aber Tausende anderer Wespenarten. Darunter sind Singles wie Staatenbildende, Geflügelte wie Flügellose. Und Winzlinge wie die Erzwespen, die es gerade mal auf 0,2 Millimeter bringen. Deutlich auffälliger erscheinen die farbenfrohen Goldwespen, die rot, grün, blau schillern, stets grundiert vom Leuchtton des namensgebenden Edelmetalls. Die markanteste heimische Wespenart ist aber die größte: die Hornisse. Ihre Königin wird bis zu 3,5 Zentimeter groß.

      Die Gelb-Schwarzen

      Und dann sind da natürlich die schon angesprochenen Plagegeister vom Pflaumenkuchen. Von all den zig Arten sind es allerdings bloß zwei, die dem Menschen hierzulande unangenehm nahekommen: die Gemeine und die Deutsche Wespe. Beide sehen so aus, wie sich wohl die meisten Leute eine Wespe vorstellen: gelb-schwarz geringelt.

      Besonders jetzt im Spätsommer tummeln sie sich gern auf Tortentellern. Warum das so ist, erklärt Tarja Richter, Wespenfachfrau des bayerischen Naturschutzverband LBV aus dem fränkischen Hilpoltstein: „Ungefähr im August wird die letzte Brut dieser Arten selbstständig. Die Alttiere können dann ihr eigenes restliches Leben bis zum Herbst genießen – dazu gönnen sie sich gerne Süßes.“ Wie Richter ergänzt, müssen wir Menschen uns für die Zukunft auf zunehmendes Wespen-Generve einstellen: „Der Klimawandel bringt wärmere und längere Sommer. Das erhöht die Aktivität der Wespen und lässt sie später als bisher sterben.“

      Gar nicht so gefährlich

      Apropos Tod: Wespenstiche können höchstens Allergikern gefährlich werden. Dass drei Hornissenstöße einen Mann und sieben ein Pferd umbrächten, wie es landläufig heißt, ist Kokolores. Wer weiß, womöglich wurzelt diese Mär in der Bibel. Denn dem wissenschaftlichen Internet-Bibellexikon WiBiLex zufolge steht im Alten Testament gleich dreimal, Gottwerde Wespen oder Hornissen zur Vertreibung und Vernichtung feindlicher Völker senden. Allerdings sei umstritten, ob der entsprechende hebräische Begriff nicht eher so viel wie „Panik“ bedeute. Das Wort „Wespe“ selbst wiederum heißt laut Duden ursprünglich „die Webende“. Der Name leitet sich vom gewebeartig-papiernen Nest der bekanntesten Arten ab. Damit passt er längst nicht zu allen Spezies.

      Ohne Nest vermehren sich zum Beispiel Schlupfwespen. Schädlingsbekämpfer setzen sie beispielsweise gegen den Holzwurm ein: Die Wespen legen ihre Eier an diese Tiere, später fressen die Larven sie auf. Solche Einsätze gibt es beispielsweise in alten Kirchen immer wieder. Wespen sind also vieles: Widersacher am Kuchentisch ebenso wie Werkzeug Gottes und Kammerjäger.

      Christopher Beschnitt (KNA)

      Tipps zum Umgang mit Wespen

      ✗ Ruhe bewahren;
      ✗ Süßigkeiten, Nahrungsmittel und Getränke im Freien abdecken;
      ✗ Trinkhalme verwenden;
      ✗ Essensreste wegräumen;
      ✗ Kindern nach dem Essen Gesicht und Hände abwischen;
      ✗ Mülleimer und Kompost abdecken;
      ✗ hektische oder panische Bewegungen vermeiden;
      ✗ nicht anpusten (Kohlendioxid ist für sie ein Alarmsignal);
      ✗ auf geblümte Kleidung und duftendes Parfüm verzichten.
      ✗ Fliegengitter (Maschenweite kleiner als 3 Millimeter) halten Insekten aus Wohnräumen fern.

      In unmittelbarer Nähe zum Nest sollten Sie folgende Punkte vermeiden:
      ✗ längeres Verstellen der Hauptflugrichtung;
      ✗ schnelle hektische Bewegungen;
      ✗ starke Erschütterungen;
      ✗ Herumstochern im Wespennest. Wespennester sind geschützt und dürfen ohne Genehmigung nicht entfernt werden

      Quelle: LBV – Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e.V