„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten“, heißt es im Gründungsmanifest des Bündnisses. Jeder habe Anspruch auf die in den allgemeinen Menschenrechten verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied. Doch der Alltag sehe auch in Würzburg mitunter anders aus, berichtet Stefan Lutz-Simon, Leiter der Jugendbildungsstätte Würzburg des Bezirks Unterfranken. Für die Initiatoren habe der Angriff auf eine Mitarbeiterin der Einrichtung das Fass zum Überlaufen gebracht. Er habe den Anstoß für die Gründung der Initiative gebildet. In der Straßenbahn pöbelte ein Schläger die Frau nachts an und schlug ihr auf den Kopf, weil sie ein Kopftuch trug. „Niemandem ist geholfen, wenn das dann am nächsten Tag in der Zeitung steht“, meint Lutz-Simon. „Man muss dem Opfer klar machen: Nicht Du bist das Problem, das Problem liegt beim Täter!“ Diesem müsse man unmissverständlich verdeutlichen: „Hier in Würzburg gelten andere Regeln, und die hast Du verletzt!“ „Der Angriff auf die junge Frau ist ein Angriff auf uns alle“, unterstreicht Lutz-Simon.
Zwei Ziele vor allem wollen die Initiatoren erreichen: Das Thema soll in die Öffentlichkeit kommen. Es müsse deutlich werden, dass viele gesellschaftliche Gruppen dahinterstehen. Auf einer Hotline sollen Opfer Vorkommnisse umgehend melden. Langfristig will das Bündnis aus ihnen eine Dokumentation erstellen. Ein Fachforum soll erste Ergebnisse und Perspektiven aufarbeiten.
In einem zweiten Schritt wollen die Unterstützergruppen aktiv werden. So will die Jugendbildungsstätte als pädagogische Einrichtung Rollenspiele zur Einübung von Zivilcourage anbieten. „Man muss nicht den Helden spielen, es genügt oft schon, den Nachbarn in der Bahn zu fragen, ob er die Situation auch so unangenehm empfinde, und schon baut sich eine Gegenposition gegen Gewalt auf“, erläutert Lutz-Simon. Alle teilnehmenden Gruppen oder Einzelpersonen können im Bündnis nach eigenen Möglichkeiten mitarbeiten. Zunächst soll das Bündnis lokal aktiv werden. Eine räumlich Ausweitung ist aber nicht ausgeschlossen.
„Vor allem die Jugendarbeit wird bei 17,4 Prozent Menschen mit Migrationshintergrund in der Bevölkerung – zum Beispiel Jugendliche mit ausländischen Eltern oder Großeltern – an dem Thema nicht mehr vorbeikommen“, erläutert Lutz-Simon. Bereits jedes vierte Kind im Kindergarten gehöre zu dieser Gruppe. Lutz-Simon erklärt, das Zusammenleben funktioniere dort, wo Minderheiten ihren Platz in der Mehrheitsgesellschaft bekommen: „Daher haben wir kein Minderheiten-, sondern ein Mehrheitenproblem!“ Die Mehrheitsgesellschaft müsse im Alltag ihren Beitrag leisten und dürfe niemand ausgrenzen. Bei einer Führung auf der Würzburger Festung habe das schon beispielhaft funktioniert: Zwei Teilnehmer wollten nicht mitkommen, weil Kinder teilnahmen. Da habe die Führerin sie aufgefordert, wegzubleiben, und dafür von der ganzen Gruppe Applaus erhalten.
Kontakt für Interessierte:
Jugendbildungsstätte Unterfranken, Berner Straße 14, 97084 Würzburg,
Telefon 09 31/6 00 60-4 10;
E-Mail: „stefan.lutz-simon@jubi-unterfranken.de“;
Internet: „www.jubi-unterfranken.de“.
Bisherige Mitglieder des Bündnisses
AK Eine Welt an der Universität Würzburg;
Arbeitsgemeinschaft für Christlich-Islamischen Dialog, Würzburg;
Ausländerbeirat der Stadt Würzburg;
Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), Diözese Würzburg;
BDKJ Würzburg Land;
Christopherus e.V. (Bahnhofsmission Würzburg);
Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit;
Deutsche Jugend in Europa, djo Würzburg;
Evangelische Jugend, Dekanat Würzburg-Land;
Internationales Islamisches Forum, Würzburg;
Jüdische Gemeinde Würzburg;
Jugendbildungsstätte des Bezirks Unterfranken;
Katholische Akademikerseelsorge;
Katholische Hochschulgemeinde (KHG);
Katholische Junge Gemeinde KJG), Diözese Würzburg;
Katholische Landjugendbewegung (KLJB), Diözese Würzburg;
Katholisches Seniorenforum Würzburg;
Pfadfinderinnenschaft St. Georg, Diözese Würzburg (PSG);
Regionalstelle für kirchliche Jugendarbeit – Würzburg Land;
Stadtjugendring Würzburg;
Welt-Laden Würzburg.