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„Nacht der Lichter“ am 15. November

Ökumenische Gemeinschaft von Taizé
Singen und beten in vielen Sprachen: inspiriert durch die ökumenische Gemeinschaft von Taizé. Gefeiert wird die „Nacht der Lichter“ in vielen Kirchen, in den Würzburger Dom kommen seit Jahren mehr als tausend Gläubige, um die besondere Atmosphäre zu erleben. In diesem Jahr am 15. November.

Religionspädagogin Ulrike Michel-Schurr ist jedes Jahr aufs neue überwältigt von der Atmosphäre bei der „Nacht der Lichter“ im Dom: „Der intensivste Moment ist, wenn mehr als tausend Menschen im Dom sieben bis acht Minuten lang schweigen. Da kann man eine Stecknadel fallen hören.“ Die Leiterin der Katholischen Hochschulgemeinde (KHG) Würzburg ist seit Beginn an dabei: 2007 hätten zwei Studentinnen die Idee gehabt, „den Geist von Taizé“ nach Würzburg zu holen.

Taizégebet dienstags in der KHG

Seit vielen Jahren gibt es jeden Dienstagabend um 19.30 Uhr ein Taizégebet in der KHG-Kapelle. „Das war von Anfang an ökumenisch angelegt, weil wir schon immer eng mit der Evangelischen Studierendengemeinde ESG zusammenarbeiten“, berichtet Ulrike Michel-Schurr. Die erste Nacht der Lichter 2007 sei zwar eher provisorisch, aber schon gleich im Dom gewesen. Während dessen Renovierung zog die Veranstaltung einige Jahre nach St. Stephan. Im Corona-Jahr 2020 gab es eine dezentrale Version in fünf Kirchen und ohne Gesang. „Das war für viele ein wichtiger Anker in der Pandemie“, erinnert sich die Religionspädagogin.

Schon als Jugendlicher erlebte Johannes Körner die Nacht der Lichter. „Was mich schon damals fasziniert hat, ist, dass viele Menschen unterschiedlichen Alters im Dom auf dem Boden zusammensitzen und miteinander singen und beten“, erinnert er sich. Mittlerweile arbeitet Körner als evangelischer Pfarrer in der ESG mit. Für die Nacht der Lichter würden die ersten acht Bankreihen weggeräumt, diese „reduzierte Atmosphäre“ werde begleitet von einer stimmungsvollen Beleuchtung der Wände und Tüchern vor dem Altarraum.

Mit im Organisationsteam sitzt auch Katharina Leniger, Leiterin des Referats Spiritualität der Diözese Würzburg. Sie war selbst schon oft in Taizé und ist deshalb auch begeistert von der Idee einer Nacht der Lichter im Dom und anderen Kirchen des Bistums. „In diese klare Liturgie kann man gut hineingehen, ohne sich selbst aufzugeben“, fasst sie ihre Eindrücke zusammen.

Charakteristisch seien die sehr einfachen und sich wiederholenden Gesänge in verschiedenen Sprachen. Alles stehe unter dem Motto „Pilgerweg des Vertrauens“. Ulrike Michel-Schurr spricht von einer „weiten und offenen Spiritualität“. Zudem würden die Bibeltexte nur vorgetragen: „Sie wirken für sich und werden nicht bepredigt.“ Von Anfang an hätten sich Studierende in ihrer Muttersprache eingebracht. Texte werden in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch gelesen. Andere Sprachen kommen zufällig hinzu, etwa Ukrainisch, Russisch oder Arabisch. „Die Nacht der Lichter zeigt, dass wir mehr sind als jetzt hier im Dom.“

Eintreten für gerechtere Welt

Genau diese universelle Dimension macht für Katharina Leniger auch den Geist von Taizé aus: „Taizé ist zwar ein sehr geistlicher, aber kein vergeistigter Ort.“ Gründer Roger Schutz, der vor 20 Jahren nach einem Attentat starb, habe in dem französischen Ort während des Zweiten Weltkriegs Kriegsflüchtlinge und Juden aufgenommen. „Dort kommen Spiritualität und der Glaube an Gott zusammen mit dem Handeln und dem Eintreten für eine gerechtere Welt“, sagt Katharina Leniger, und: „Hier hat alles Raum, was uns beschäftigt.“

Parallel zur tiefen Spiritualität hat für den evangelischen Pfarrer Johannes Körner die Nacht der Lichter noch eine andere Seite: Im hinteren Teil des Doms gebe es viel Bewegung, Passanten würden einfach mal in den orange beleuchteten Dom schauen, manche gehen weiter, andere bleiben und lassen sich inspirieren. „Das ist keine geschlossene Gesellschaft.“ Und laut Ulrike Michel-Schurr gelte das auch für die Organisation: Zum Beispiel finde sich jedes Jahr bei der Nacht der Lichter spontan ein Chor, der die Lieder intoniert.

Neben dem Referat Spiritualität, KHG und ESG sind die Evangelische Jugend und die Fachstelle für kirchliche Jugendarbeit Mainfranken (kja) an der Organisation beteiligt. Der Aufbau im Dom startet am Freitag, 14. November, mit dem Verschieben der Bänke und der Installation von Licht- und Ton-Technik. Zum dritten Mal gibt es in diesem Jahr am Vorabend um 18.30 Uhr eine Einstimmung auf die Nacht der Lichter. Das „Ensemble Pizzicato“ steuert die musikalischen Impulse bei. Das dauere gut eine Stunde, berichtet Christian Bargel von der kja. Am Samstag, 15. November, folgt um 14 Uhr zunächst ein Mittagsgebet. Um 19.30 Uhr beginnt dann die eigentliche Nacht der Lichter, zu der in den vergangenen Jahren jeweils mehr als tausend Besucher kamen. Die Organisatoren empfehlen, Decken und Gebetshocker mitzubringen.

Die Mischung aus Gesang und Gebet im Kerzenlicht dauere eineinhalb bis zwei Stunden. Der Dom bleibt laut Aussage Bargels immer bis nach Mitternacht geöffnet. Er selbst arbeite meist bis 2 Uhr morgens, um noch alles aufzuräumen.

Von Ralf Ruppert