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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Wie ein Kirchenlied entstand, das Mut machen will, die Kirche zu erneuern

    Musik reagiert auf Missstände

    Dass die Kirche aktuell in zum Teil schweren Fahrwasser ist, wissen wir alle – verursacht durch Fehlverhalten Einzelner, aber auch durch ganz grundlegende strukturelle Probleme“, konstatiert der Komponist Kilian Moritz trocken. Nun könne man als Christ den Kopf in den Sand stecken und sich resigniert von der Kirche abwenden. Oder – ein Lied schreiben! So wie er das getan hat, gemeinsam mit dem Theologen Dr. Jakob Johannes Koch.

    Alles begann im vergangenen Sommer: Die Schlagzeilen über immer neue Verfehlungen einzelner Geistlicher überschlugen sich. Und die Motivation der geistlichen Obrigkeit, Missstände auszuräumen, schien sich vielerorts in Grenzen zu halten.

    Eine flotte Melodie

    Der studierte Musiker und Kulturmanager Moritz, der heute Professor an der Fakultät für Journalismus und Medien der „thws Würzburg-Schweinfurt“ ist, erinnert sich, dass diese Idee genau aus dieser Situation heraus geboren wurde: „Ich hatte eine flotte, eingängige Melodie geschrieben, für die ich an einen geistlichen Text gedacht habe, etwas Richtung Dank und Lobpreis. Mir selbst fiel aber kein Text ein, mit dem ich wirklich zufrieden gewesen wäre.“

    So spielte der Theilheimer die Melodie seinem Freund Jakob Johannes Koch vor, mit dem er einst in Würzburg Musik studiert hatte und der als Kulturreferent der Deutschen Bischofskonferenz wirkt, und fragte ihn, ob er als Theologe eine Idee hätte. „Er schickte mir dann erstmal ganz andere Textentwürfe, die zwar nicht auf meine Melodie passten, mich aber inhaltlich sofort gefesselt haben: kirchenkritische Zeilen – aber stets positiv, motivierend und voller Zuversicht. Ich habe mich sofort an den Flügel gesetzt und probiert, wie ich die vertonen kann!“

    Das Ergebnis: ein neues Kirchenlied. „Den Aufbruch wagen“ macht nicht nur mit seinem aufrüttelnden Text, sondern auch mit seiner Harmonik – für Fachleute: Es orientiert sich an Harmonisch-Moll – auf sich aufmerksam. „Ich wollte für diesen tollen und anspruchsvollen Text keine platte, triviale Melodie“, erklärt der Komponist die ungewöhnliche Wahl. „Dennoch sollte sie sangbar sein, der Refrain im Ohr bleiben. Denn ‚Deine Kirche, o Herr, will den Aufbruch wagen!‘: Da soll jeder aus voller Brust mitschmettern können!“

    Gemeinsam gefeilt

    Nun hat man sich eine solche Liedentstehung nicht so vorzustellen, dass der Text da liegt, der Komponist die Melodie drunter setzt, und das war’s. Nein, entsinnt sich Moritz, er habe Anmerkungen zum Text gehabt, Koch welche zur Melodie – immer wieder hätten sie gefeilt: „Es war ein konstruktiv-kreatives Miteinander, ein Team-Play, bei dem ein echtes Gemeinschaftswerk entstanden ist.“

    Und als Dritter im Bunde kam irgendwann noch der Verleger und Arrangeur Bernd Stallmann hinzu, dem sie das Lied zur Veröffentlichung anboten und der sofort zusagte, auch noch einen Chorsatz dazuzuschreiben. „Und auch mit ihm haben wir dann noch an der einen oder anderen Kleinigkeit gefeilt“, schmunzelt Moritz.

    So harrt das fertige Lied – inklusive der Version für Chor, einer für Kirchenbands und eines poppigen Arrangements für Jugendchor von Matthias Haarmann – nun möglichst zahlreicher Aufführungen. „Ich fände es schön, wenn wir damit viele Christen erreichen, egal ob sie katholischen oder evangelischen Glaubens sind“, wünscht sich Moritz: „Ich möchte als Komponist meinen kleinen Teil dazu beitragen, den Reformprozess der Kirche voranzubringen.“

    In Chorbuch aufgenommen

    Ein erster Schritt ist dafür sicherlich, dass Diözesanmusikdirektor em. Gregor Frede den Satz in das Chorbuch der Diö­zese (Ausgabe 2022/2) aufgenommen hat. „Es ist ein großartiges Erlebnis, wenn das, was man zuhause am Klavier oder Computer komponiert, später von Sängern oder Musikern mit Leben erfüllt und zum Klingen gebracht wird“, freut sich Moritz.

    Aber: Was wurde eigentlich aus seiner ersten Melodie, derjenigen, mit der alles angefangen hat …? Moritz lacht herzlich. „Die liegt noch immer daheim am Klavier und wartet, dass sie irgendwann einen passenden Text bekommt. Schau’n mer amal ...“

    Andrea Braun