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    Mit „Zorn und Zärtlichkeit“ den Ärmsten helfen

    Als der kolumbianische Bischof Gregorio Garavito 1972 in Deutschland um Hilfe bat, hörte der junge Kaplan Josef Otter, dass niemand in die kolumbianischen Malaria-Gebiete und den tobenden Bürgerkrieg gehen wollte. Und er spürte gleichzeitig den Ruf des Evangeliums. So begann er in den „Llanos“, den weiten Ebenen Kolumbiens, mit „Zorn und Zärtlichkeit“ an der Seite der Armen zu arbeiten.
    Oscar Urbina Ortega, seit dem 26. Januar neuer Erzbischof der kolumbianischen Erz-Diözese Villavicencio, hat es sich nicht nehmen lassen, seine diesjährige Reise nach Rom zu unterbrechen und mit einem Kurzbesuch seine Freunde von der Aschaffenburger Stiftung „Weg der Hoffnung“ zu treffen. Besonders hat es ihn gefreut, von Bischof Friedhelm in Würzburg so freundlich aufgenommen zu werden. Anhand einer Bildmappe konnte er ihm von der notwendigen Arbeit des von Pfarrer Josef Otter gegründeten Hilfswerkes berichten und sich für die finanzielle Unterstützung der Diözese bedanken. „Monsignore Oscar“ berichtete von einem Werk, das die ärmsten Flüchtlingskinder und ihre Familien vom Säuglingsalter bis zum Beruf oder Studium begleitet. Als der kolumbianische Bischof Gregorio Garavito 1972 in Deutschland um Hilfe bat, hörte der junge Kaplan Josef Otter, dass niemand in die kolumbianischen Malaria-Gebiete und den tobenden Bürgerkrieg zwischen Guerilla, Regierung, Paramilitärs und Drogenmafia gehen wollte. Otter hörte von der Not der Flüchtlinge: 30000 Tote pro Jahr, drei Millionen Flüchtlinge, Entführungen, Folter, Todesdrohungen. Und er spürte gleichzeitig den Ruf des Evangeliums. So begann er in den „Llanos“, den weiten Ebenen Kolumbiens, mit „Zorn und Zärtlichkeit“ an der Seite der Armen zu arbeiten. Bis zu seinem Tod verbrachte er in zwei Etappen, unterbrochen durch Pfarreiarbeit in St. Kilian, Aschaffenburg (von 1978-1987) und zuletzt als Pfarrer von Mainaschaff (1995-2006), 15 Jahre in seiner zweiten Heimat Kolumbien, wohin ihm auch seine Mutter folgte. Heute hat das Land sich zwar entwickelt, aber im nun seit 50 Jahren quälenden Guerillakrieg blieb die  Armut der systematisch vertriebenen Bevölkerung: 50 Prozent der Menschen leben in Hunger und Not, 25 Prozent im Müll ohne Nahrung, Trinkwasser oder einer ausreichenden Gesundheitsversorgung. Die Kinder trifft es besonders schlimm. Darum baute Josef Otter zunächst mit Hilfe eines Fördervereins deutscher Freunde, seit 1999 dann als Stiftung, verschiedene Hilfsprojekte auf, um den etwa 70000 in Elendsgürteln um die Stadt Villavicencio vegetierenden Flüchtlingen zu helfen.  Inzwischen können über 1000 Kinder in drei verschiedene Heimen aufgenommen werden und mit Hilfe der Stiftung und der deutschen Spender ein menschenwürdiges Leben führen. Von drei Schwesterngemeinschaften werden sie erzogen und können zur Schule gehen. Josef Otter baute seine Heime mitten in die Elendsvierteln hinein. Dort gibt es eine Kinderkrippe für 34 Kleinkinder ab sechs Monaten, zwei Kindertagesstätten, wo die Kleinsten regelmäßige Mahlzeiten bekommen und eine gute Gesundheitsversorgung gewährleistet ist. Für die Flüchtlingskinder, die kaum zu essen haben, ist der Schulbesuch mit Kauf einer Uniform und Schuhen, Schulutensilien, Gesamtkosten von 178 Euro pro Kind und Jahr, nicht bezahlbar. Seit zwei Jahren wird über das Projekt „Schule für Alle“ jährlich 170 Kindern der Schulbesuch ermöglicht. Als Padre Jose dann die behinderten Kinder entdeckte, die oft schlimmer als Kettenhunde angebunden dahinvegetieren, baute er in einem Heim eine eigene Pflegestation für sie. Heute sind 130 Kinder mit Behinderung in ganzheitlicher Pflege in Heimen versorgt. Für die älteren Behinderten wurde eine Kleinwerkstatt eingerichtet. Dort lernen sie, Brot für alle Einrichtungen der Stiftung zu backen. Darüber hinaus stellen sie Kunstkarten her, die in Deutschland verkauft werden. Beide Projekte sind Hilfe zur Selbsthilfe und sollen innerhalb von zwei Jahren den Behinderten ihr Überleben sichern. Der Weg wird beim Gehen gemacht“, sagte Padre Jose und als die Kinder älter wurden, baute er für 120 Kinder und Jugendliche von zwölf bis 18 Jahren einen Bauernhof als Internat. Dort können die physischen und psychischen Wunden dieser Jugendlichen heilen, die alle schlimmste Schicksale erlitten haben. Der zwölfjährige Eric zum Beispiel kann kein Huhn schlachten. Auf Nachfrage, warum, erzählte er unter Tränen, dass er zusehen musste, wie die Guerilla seinen Vater mit einer Motorsäge köpfte. Heute schaffen jedes Jahr zehn bis 15 dieser jungen Menschen ein Abitur mit Auszeichnung.  Die Stiftung ermöglicht ihnen im jüngsten Projekt ein Studium, um durch ihre christliche Friedenserziehung in Solidarität zur Veränderung der Gesellschaft beizutragen. Sie verpflichten sich, während und nach ihrem Studium der Stiftung durch ihren Einsatz oder durch finanzielle Unterstützung zu helfen. Bereits drei von ihnen haben ein Theologiestudium begonnen. Bei der Betreuung der Kinder fiel den Mitarbeitern in Kolumbien auf, dass die Mütter oft von den Vätern verlassen wurden und die Hauptlast der Familien tragen. So wurden Frauenkurse in Handarbeit, Kunsthandwerk, Hygiene, Säuglingspflege begonnen, die den Frauen nach Kursende ein Selbstwertgefühl und die Möglichkeit, die Familien zu ernähren, mitgeben. Hunderte Familien erfahren so in diesem Projekt Förderung.  In einem anderen Elendsgebiet leistet die Stiftung die einzige Gesundheitsversorgung mit einem Arzt, einem Zahnarzt und gewährleistet Medikamente für 22000 Arme. Bereits ab halb 3 Uhr morgens stehen die Menschen an, um auf die Öffnung der Station um 6 Uhr zu warten. 6351 Kranke konnten im letzten Jahr versorgt werden. Schließlich leistet die Stiftung auch Nothilfe in besonders schlimmen Fällen: Da ist Virginia, durch falsche Anästhesie beim Arzt gehbehindert, von der Guerilla mit Benzin übergossen und angezündet, sie ist jetzt auch noch schwanger. Die Frau erhielt einen kleinen Laden und lebt vom Verkauf von Telefonkarten. Jenny, zehn Jahre alt, verlassen, musste ungeliebt in einem Bett mit ihrer Tante schlafen und wurde vom Paten zweimal missbraucht. Die Stiftung nimmt sie im Jugendbauernhof auf. Aus der Hingabe und Tatkraft eines einzelnen Menschen ist eine bedeutende Hilfe für die Ärmsten in Kolumbien geworden. In die Satzung der Stiftung schrieb Pfarrer Otter: „Ein Engagement von Christen in unserer Einen Welt zur Förderung der Ärmsten und Hilflosesten.“ Seit seinem Tod am 12. April 2006 wird die Stiftung von dem Mainaschaffer Pfarrer Georg Klar, Schwester Cornelia Bachmann und weiteren drei, ausschließlich ehrenamtlich arbeitenden Vorständen weitergeführt. Der neue kolumbianische Erzbischof Oscar ist überzeugt von der Arbeit der kirchlichen Stiftung, besonders weil es ein ganzheitliches christliches Werk mit unvergleichlich geringen Verwaltungskosten ist. Der Stiftung helfen neben der Diözese Würzburg, der Stadt Aschaffenburg, dem Aschaffenburger Partnerkaffee auch der Verein Kolumbienhilfe Mülheim, der Kolumbienkreis Pfarrweisach und das Kolumbienforum Aschaffenburg. Zahlreiche Pfarreien, Chöre, Schulen und Privatleute schenken den Ärmsten in Kolumbien Leben.  Informationen zur Stiftung gibt Wolfgand Hock, Email: „wolfgang.camino@ascafa.de“, im Internet unter der Adresse: „www.wegderhoffnung.de“. Spenden an: Stiftung Weg der Hoffnung (Spendenquittung folgt bei Angabe der Spenderadresse automatisch), Stiftungskonten Raiffeisenbank Aschaffenburg: Kontonummer 848 484, BLZ 795 625 14 oder bei der Sparkasse Aschaffenburg: Kontonummer: 972 000, BLZ: 795 500 00.