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    Mit Kreuzwegstationen als Gepäck

    Jeden Tag beten und mit einer Kreuzwegstation auf dem Rücken durch die Gegend laufen – ist das nicht ein bisschen viel Frömmigkeit? Wer glaubt, bei den Fußwallfahrern handelt es sich um eine weltfremde „Büßerschar“, der täuscht sich. Auch wenn mitunter ernste Themen zur Sprache kommen – mit hängenden Schultern laufen die zwischen 18 und 76 Jahre alten Pilger nicht durch die Gegend. Im Gegenteil, unterwegs wird auch viel miteinander gescherzt und gelacht. Und das sei auch völlig in Ordnung, meint Erich Schwind. Nicht zuletzt möchte der 76-Jährige mit seinem ungewöhnlichen Pilgerweg ein „großes Dankeschön“ für sein eigenes Leben sagen.
    Eigentlich könnte der Mann sich zurücklehnen und seinen wohl verdienten Ruhestand genießen. Aber Erich Schwind denkt nicht daran. Stattdessen hat sich der 76jährige ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Gemeinsam mit einer Gruppe von Pilgern trägt der Rentner 14 selbst geschnitzte Kreuzwegstationen zu Fuß nach Rom. Sein Weg führte ihn dabei auch durch Franken.
    Es klingt schon ein bisschen verrückt: Da machen sich ein paar Leute auf den Weg, um quer durch Deutschland, Österreich und Südtirol Richtung Rom zu marschieren. Auf den Rücken haben sie sich keine Wanderrucksäcke geschnallt, sondern bis zu zehn Kilogramm schwere Holztafeln, die den Leidensweg Christi darstellen. Wer so etwas initiiert, muss schon von einer besonderen Mission beseelt sein und einen tiefen Glauben haben. Auf
    Erich Schwind trifft wohl beides zu.

    Im April diesen Jahres war der 76-Jährige aus dem kleinen Dörfchen Bengel im Moselgebiet gestartet, um gemeinsam mit 25 Mitstreitern sein Mammutprojekt in Angriff zu nehmen. Ausgangspunkt der einjährigen Tour war der Ort Bernkastel-Kues, Geburtsort des Nikolaus von Kues. Auf dessen Spuren soll es bis nach Rom gehen, wo der Leichnam des Kardinals und Universalgelehrten ruht.
    Unter dem Leitwort „Ein Kreuz findet seinen Weg“ will der rüstige Rentner mit seinen Begleitern insgesamt 1 400 Kilometer zu Fuß zurücklegen. Im Abstand von etwa sechs Wochen ist die Gruppe jeweils zwei Wochen lang unterwegs. Stationen der insgesamt sieben Hauptetappen sind unter anderem Benediktbeuern, Bozen, Modena und Ovieto. In der Karwoche 2007 hoffen Erich Schwind und seine Mitwanderer am Ziel zu sein.

    Den Anstoß für seine ungewöhnliche Idee erhielt der ehemalige Busfahrer vor zwei Jahren, als er an der Karfreitagspassion in Rom teilnahm. Die Atmosphäre in dem mit einer riesigen Menschenmenge gefüllten Kolosseum wie auch der damals von Krankheit schon schwer gezeichnete Papst Johannes Paul II. beeindruckten ihn zutiefst. Nachdem der Hobbykünstler zwei Jahre zuvor einen Kurs in Oberammergau besucht hatte, kam ihm der Gedanke, 14 Kreuzwegstationen zu schnitzen und diese bis in die Ewige Stadt zu tragen.
    Die erste Etappe im April führte die Fußwallfahrer bis nach Mainz. Im Juni ging es dann quer durch Franken bis nach Nürnberg. Für die Dauer der zweiten, 13-tägigen Tour hatten die Wanderer –- wegen Krankheit und berufsbedingt war die Gruppe auf 14 Teilnehmer geschrumpft – im Würzburger Kloster Oberzell eine ebenso günstige wie passende Bleibe gefunden. Von hier aus starteten sie jeden Tag mit dem eigens angemieteten Bus zu den jeweiligen Tagesetappen. Nach einem Tagesmarsch von etwa 20 Kilometern fuhren sie dann jeden Abend zurück ins Kloster, wo gemeinsam gekocht und übernachtet wurde.

    Während der Tour steuerte Erich Schwind die Pilgergruppe nicht nur mit dem Bus zu den Ausgangsorten der jeweiligen Tagesetappen. Der rüstige Moselaner wanderte auch selbst mit, strampelte dann mit dem Fahrrad zurück und fuhr die Pilger anschließend wieder nach Oberzell. Unterstützt wurde er von seinem Nachbarn Hermann Sausen. Mit seinem Wohnmobil transportierte dieser den nötigen Drahtesel und sorgte unterwegs für die Verpflegung.
    Auf ihrem Weg nach Nürnberg machten die Pilger unter anderem in Haibach, Weibersbrunn, Marktheidenfeld, Kitzingen, Neustadt an der Aisch und Veitsbronn Station. Wenn möglich, stellten sie ihre Kreuzwegstationen in den Kirchen auf. Morgens und abends feierten sie eine Andacht oder die Heilige Messe.

    Jeden Tag beten und mit einer Kreuzwegstation auf dem Rücken durch die Gegend laufen – ist das nicht ein bisschen viel Frömmigkeit? Wer glaubt, bei den Fußwallfahrern handelt es sich um eine weltfremde „Büßerschar“, der täuscht sich. Im Gespräch entpuppen sich die Wanderer als durch und durch bodenständige Menschen, mit Sinn für Humor und beiden Beinen auf dem Boden. So wie Elisabeth Jung. Nachdem die Winzerin aus Kues durch die Ausstellung der Kreuzwegstationen in ihrer Heimatkirche von der geplanten Pilgerreise erfahren hatte, war sie sofort begeistert. Gereizt hat sie vor allem der Gedanke, den langen Weg nach Rom zu Fuß zurückzulegen: Auch ihr Ehemann war von der Sache angetan. Trotz eines Schlaganfalls marschierte der 70-Jährige die ganze erste Etappe von Kues nach Mainz mit.
    Wenn möglich, möchte die 60-Jährige auf allen Etappen bis nach Rom dabei sein. „Wir sind eine wirklich gute Gemeinschaft. Jeder packt mit an und hilft dem anderen“, lobt sie den Zusammenhalt untereinander. Wichtig sei für sie auch, während der Pilgerreise für andere zu beten. „Wir tragen unser Holzkreuz sichtbar vor uns her. Viele haben ihr Kreuz innen drin in ihrer Seele“, erklärt sie. Insofern versteht sie die Pilgerreise auch als ein Zeichen der Solidarität, als ein Mittragen des Kreuzes und Leides anderer Menschen. Auch für Initiator Erich Schwind ist das Beten für andere ein Anliegen seiner Reise. Zugleich könne das gemeinsame Unterwegssein in den persönlichen Nöten weiterhelfen. „Unterwegs erfährt man, dass andere auch Sorgen und Kummer haben. Da tut es gut, wenn jemand einmal zuhört“.

    Auch wenn mitunter ernste Themen zur Sprache kommen – mit hängenden Schultern laufen die zwischen 18 und 76 Jahre alten Pilger nicht durch die Gegend. Im Gegenteil, unterwegs wird auch viel miteinander gescherzt und gelacht. Und das sei auch völlig in Ordnung, meint Erich Schwind. Nicht zuletzt möchte der 76-Jährige mit seinem ungewöhnlichen Pilgerweg ein „großes Dankeschön“ für sein eigenes Leben sagen. „Ich habe sehr viel Glück gehabt. Und ich habe eine glückliche, zufriedene und gesunde Familie“, sagt er. Dafür möchte er Gott danken. Darüber hinaus sei die Reise eine Reminiszenz an den von ihm sehr verehrten verstorbenen Papst Johannes Paul II., der den Kommunismus zu Fall gebracht und damit die deutsche Wiedervereinigung ermöglicht habe.

    Was nach Ende des Pilgerweges mit den Kreuzwegstationen geschieht, ist noch offen. Möglicherweise könnten sie in einer Kirche eine dauernde Bleibe finden. Schwind’s großer Traum wäre die Errichtung eines Cusanus-Pilgerweges, ähnlich dem Jakobus-Weg in Spanien. Die einzelnen Stationen könnten dann an den Hauptstationen aufgestellt werden. Natürlich müsste der Weg entsprechend beschildert werden. Ein wenig illusorisch erscheint das schon. Aber genauso verrückt mutete es an, als der Rentner vor zwei Jahren den Plan zu seiner Pilgerreise fasste – und jetzt ist er auf dem Weg nach Rom.

    Erich Schwind lädt unterwegs Interessierte zum Mitlaufen ein. Informationen gibt es dazu über Telefon 0 65 32/9 93 37 35 oder 0 65 31 / 40 23.