Hinweis

Ihre Browserversion wird leider nicht mehr unterstüzt. Dies kann dazu führen, dass Webseiten nicht mehr fehlerfrei dargestellt werden und stellt ein erhebliches Sicherheitsrisiko dar. Wir empfehlen Ihnen, Ihren Browser zu aktualisieren oder einen der folgenden Browser zu verwenden:

Probeabo des Magazins bestellen

Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

    Mehr

    Mit Herzblut und Leidenschaft

    Wenn Anna Boecker von ihrer Ausbildung erzählt, beginnt sie zu strahlen. Sie ist im letzten Ausbildungsjahr zur Erzieherin, zur Zeit arbeitet sie noch in einem Kindergarten in Aschaffenburg. „Es macht mir Spaß, Kinder in ihrer Entwicklung zu begleiten“, sagt die 21-Jährige. Doch ihren Berufswunsch und ihre Leidenschaft teilen immer weniger junge Menschen – soziale Berufsfelder wie Altenpflege und Kinderbetreuung sind vom Fachkräftemangel bedroht.

    Besonders schlimm sei die Lage derzeit in der Altenpflege, sagt Julia Stampfer. Die 30-Jährige leitet im Diözesan-Caritasverband das Projekt „Rückenwind" – die einzelnen Buchstaben stehen für Rüstzeug, Überzeugungsarbeit, Chance, Kritikfähigkeit, Entwicklung, Nachhaltigkeit, Wirkung, Information, Netzwerke und Dank. Gemeinsam mit ihrem Team will Stampfer in der Diözese Führungskräften in sozialen Berufen dabei helfen, Nachwuchs zu gewinnen und Personal langfristig zu halten. Das Projekt „Rückenwind" wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziles, vom Europäischen Sozialfonds für Deutschland und der Europäischen Union gefördert.

    Ein großes Problem in der Altenpflege sei der hohe bürokratische Aufwand, erklärt Julia Stampfer. „Es gibt viel Papierarbeit", sagt sie. Das gehe zu Lasten der gemeinsamen Zeit mit den Bewohnern. Diese Erfahrung kann Denice Harris bestätigen: „Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit für die Bewohner." Die 30-Jährige ist fast fertig mit ihrer Ausbildung zur Altenpflegerin – und wurde von ihrer Einrichtung bereits übernommen; unbefristet und mit einer vollen Stelle. Sie hat Glück gehabt. Oft werden Stellen nur befristet oder in Teilzeit vergeben, weiß Stampfer. Damit ist auch die angehende Erzieherin Anna Boe­cker schon konfrontiert worden. Das hat auch mit den geänderten Rahmenbedingungen seitens des Gesetzgebers zu tun, die es den Eltern ermöglichen, flexible Betreuungszeiten zu buchen und nicht nur feste Gruppenzeiten, wie früher üblich. Dadurch – das sei der erzieherische Aspekt – verpassten die Kinder teilweise wichtige Elemente wie etwa den Morgenkreis. Zudem erfordere das viel Flexibilität in Sachen Personal und führe dazu, dass immer mehr Erzieher in Teilzeit und nur befristetet angestellt würden. „Für junge Leute ist das schwierig", meint Julia Stampfer, selbst gelernte Erzieherin. Viele Fachkräfte verdienten einfach zu wenig, um den Lebensunterhalt zu finanzieren.

    Viele Vorurteile

    Dazu käme, dass viele Menschen ein falsches Bild von sozialen Berufen hätten – gerade im Bereich der Altenpflege. „Es geht nicht nur ums Waschen alter Menschen", sagt Stampfer, „es geht auch um Lebensqualität." Durch ihre Arbeit ermöglichten Altenpfleger älteren Menschen etwas , was diese unter Umständen alleine nicht mehr schaffen würden. Das sei aber oft weit weg von der eigenen Lebenswelt der Jugendlichen. Und so könnten jungen Menschen oft mit diesem ihnen unbekannten Lebensabschnitt wenig anfangen. Auch beim Berufsbild der Heilerziehungspfleger, die mit Behinderten arbeiten, kursierten falsche Vorstellungen. Viele denken, die Pfleger gingen nur mit den Behinderten zum Kaffeetrinken in die Stadt, erzählt die Auszubildende Maja Rentz von ihren Erfahrungen. Sie müsse oft erklären, dass ihre Arbeit eben aus mehr besteht – nämlich aus einer intensiven Begleitung und Pflege behinderter Menschen. Umso wichtiger seien deswegen eine gute Öffentlichkeitsarbeit und die Möglichkeit für junge Menschen, in solchen Einrichtungen zu hospitieren, ergänzt Stampfer.

    Mitarbeiter gesucht

    In vielen Häusern fehlen Mitarbeiter – zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Instituts für angewandte Wirtschafts- und Sozialforschung in Bamberg. Von den rund 700 befragten Einrichtungen des Diözesan-Caritasverbands in den Bereichen Jugend/Familie und Kindertageseinrichtungen gaben 22 beziehungsweise 24 Prozent an, einen Bedarf an zusätzlichen Mitarbeitern zu haben – in der Altenpflege waren es sogar knapp 45 Prozent. Dies deute auf eine gewachsene Belastung der Mitarbeiter hin, erklärt Stampfer. Um trotz aller Schwierigkeiten das Image sozialer Berufe zu verbessern, gibt es verschiedene Initiativen. Eine davon ist die Kampagne „Herzwerker" des Bayerischen Staatministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Frauen und Familie. Mit Hilfe eines Theaterstücks, das an mehreren Schulen in Bayern aufgeführt wurde, wollten die Verantwortlichen die Lebenswelt von Herzwerkern, also Menschen mit sozialen Berufen, darstellen. Die Schüler der entsprechenden Schulen hatten innerhalb kurzer Zeit und mit Hilfe „echter" Herzwerker Szenen aus den einzelnen Berufen einstudiert und vorgeführt.

    Mit viel Leidenschaft

    Besonders wichtig sei letztlich aber das, was junge Menschen im Umfeld sozialer Einrichtung erlebten, sagt Stampfer. Wenn Mitarbeiter positiv von ihrer Arbeit erzählen, sei dies die beste Werbung. Hier setzt das Projekt „Rückenwind" an. In Seminaren vermittelt das Projektteam Einrichtungen, wie sich beispielsweise Burnout-Erkrankungen vermeiden lassen oder wie eine effektive Öffentlichkeitsarbeit aussieht.

    Was die Voraussetzungen für ihre Berufe angeht, sind sich die angehenden Fachkräfte einig: „Die Leidenschaft ist wichtig", bringt es Anna Boecker auf den Punkt. Sonst könne man die vielen Herausforderungen, die der Beruf mit sich bringt, nicht bestehen. Maja Rentz erinnert sich noch gut an einen ihrer ersten „Einsätze" im Blindeninstitut. Da sei am Anfang schon eine Hemmschwelle da gewesen. Doch je länger sie da gewesen sei, desto besser habe sie die Menschen verstanden. „Die geben einem so viel mehr als andere Menschen." Im Laufe der Ausbildung lerne man, Menschen nicht in Schubladen zu stecken. Julia Stampfer empfiehlt jedem, der sich für einen sozialen Beruf interessiert, sich vorher bei Einrichtungen zu informieren und um eine Hospitanz zu bitten. Diese müsse auch nicht lange sein – oft reichten schon einige Tage, um zu wissen, ob es einem gefällt oder nicht. „Mir hat eine Stunde gereicht", erinnert sich Anna Boecker lachend. „Da wusste ich schon, dass ich mit Kindern arbeiten möchte." Auch Männer sollten sich nicht vom klassischen Rollenbild abschrecken lassen. Sicherlich gebe es gerade in der Altenpflege noch viele Vorbehalte gegenüber männlichen Pflegern, meint Stampfer. „Ich gehe aber davon aus, dass sich das bessern wird, wenn die Rollenbilder weiter aufweichen." Gerade in Kindertagesstätten seien männliche Erzieher gefragt: „Buben brauchen männliche Vorbilder."

    Schön an ihrem Beruf seien vor allem die Vielfältigkeit und die Gestaltungsmöglichkeiten. „Ich kann jungen Leuten guten Gewissens zu diesen Berufen raten", sagt Stampfer. Durch Fortbildungen oder weiterführende Studiengänge habe jeder die Möglichkeit, sich weiterzuentwickeln. Sie selbst hat noch einen Abschluss als Dip­lom-Sozialpädagogin und einen Master in der Erwachsenenbildung.

    Nützliche Adressen

    Im Bereich der Diözese gibt es mehrere Schulen, die für soziale Berufe ausbilden.
    Hier eine Auswahl:

    Berufsfachschule Hofheim für Altenpflege und Altenpflegehilfe:
    Dreijährige Ausbildung, Bewerbung ganzjährig möglich, Ausbildungsbeginn jeweils im September.
    Weitere Informationen unter Telefon 0 95 23/3 38 oder „www.altenpflege-hofheim.de".

    Fachakademie für Heilpädagogik Würzburg:

    Zweijährige Ausbildung, es gibt alle zwei Jahre einen neuen Kurs, der nächste Kursbeginn ist im September 2014,

    Bewerbungen für diesen Kurs werden jederzeit angenommen und bearbeitet.

    Weitere Informationen unter 09 31/41 90 40 oder „www.skf-wue.de".

    Fachakademie für Sozialpädagogik St. Hildegard Würzburg:

    Fünfjährige Ausbildung, Bewerbung jeweils ab dem 15. September für das nächste Ausbildungsjahr.

    Weitere Informationen unter 09 31/35 27 40 oder „www.faks-wuerzburg.de".

    Fachakademie für Sozialpädagogik Aschaffenburg:
    Fünfjährige Ausbildung, Bewerbungen ab 1. September bis zum Erreichen der Aufnahmekapazität.
    Weitere Informationen unter 0 60 21/3 63 90 oder „www.faks-ab.de".

    Fachakademie für Sozialpädagogik Haßfurt:
    Fünfjährige Ausbildung, Bewerbung möglichst zu Beginn der 10. Klasse mit Jahreszeugnis der 9. Klasse.
    Weitere Informationen unter 0 95 21/5 92 82 80 oder unter „www.fakshassberge.kirchenserver.info".

    Weitere Informationen bieten der Caritasverband Bayern unter „www.caritasjobs-bayern.de"
    und das Bayerische Sozialministerium unter „www.herzwerker.de" an.
    Informationen zum Projekt „Rückenwind" gibt Julia Stampfer unter 09 31/386-66 698 oder per
    E-Mail: „Julia.Stampfer@caritas-wuerzburg.de".

    Sophia Michalzik