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    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Mit Haut und Haaren

    Mögen Sie Ihren eigenen Körper? Schauen Sie gern in den Spiegel? Mögen Sie Ihr Gesicht? Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut? Wann haben Sie Ihrem Körper zum letzten Mal so richtig was Gutes getan? Das fragt uns heute Stefan Kömm, Pfarrer von Niederwerrn und Oberwerrn.

    Evangelium

    Die beiden Jünger, die von Emmaus zurückgekehrt waren, erzählten den Elf und den anderen Jüngern, was sie unterwegs erlebt und wie sie Jesus erkannt hatten, als er das Brot brach. Während sie noch darüber redeten, trat er selbst in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Sie erschraken und hatten große Angst, denn sie meinten, einen Geist zu sehen. Da sagte er zu ihnen: Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in eurem Herzen solche Zweifel aufkommen? Seht meine Hände und meine Füße an: Ich bin es selbst. Fasst mich doch an, und begreift: Kein Geist hat Fleisch und Knochen, wie ihr es bei mir seht. Bei diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und Füße. Sie staunten, konnten es aber vor Freude immer noch nicht glauben. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr etwas zu essen hier? Sie gaben ihm ein Stück gebratenen Fisch; er nahm es und aß es vor ihren Augen. Dann sprach er zu ihnen: Das sind die Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich gesagt ist. Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift. Er sagte zu ihnen: So steht es in der Schrift: Der Messias wird leiden und am dritten Tag von den Toten auferstehen, und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Ihr seid Zeugen dafür.
     

    Lukas 24,35–48

     

    Mögen Sie Ihren eigenen Körper? Schauen Sie gern in den Spiegel? Mögen Sie Ihr Gesicht? Fühlen Sie sich wohl in Ihrer Haut? Wann haben Sie Ihrem Körper zum letzten Mal so richtig was Gutes getan?
    Fragen, die Sie vielleicht überraschen, vor allem dann, wenn Sie in einer Kirchenzeitung gestellt werden. Körperlichkeit – das war lange Zeit in unserer Kirche negativ besetzt. Wenn in der Kirche vom Körper die Rede war, dann meist im Zusammenhang mit Sünde. Beim Glauben, so dachte man, geht es darum, die Seele zu retten, der Körper ist ohnehin zweitrangig. Die Seele ist das, was im Menschen unsterblich ist, beim Tod trennt sich die Seele vom Leib und der Leib bleibt als Abfallprodukt zurück.
    Im biblischen Denken ist dagegen Auferstehung immer Auferstehung des Leibes. Und kein anderes Osterevangelium führt uns das so drastisch vor Augen wie die Ostererzählung bei Lukas. Der Auferstandene: „Fasst mich doch an und begreift: Kein Geist hat Haut und Knochen wie ihr es an mir seht.“ Und als Beweis isst er vor aller Augen.
    Die Kirche hat immer an der Fleischhaftigkeit, an der Leibhaftigkeit von Erlösung festgehalten. Es gab immer wieder Gruppen, die sagten: „Seele gut – Körper schlecht. Himmel gut – Erde schlecht.“ Dagegen hat die Kirche die Erlösung des ganzen Menschen verteidigt, des Menschen mit Leib und Seele.
    Das Konzil von Toledo sagt im Jahr 675: „So bekennen wir, nach dem Vorbild unseres Hauptes Jesus Christus wird die wahre Auferstehung des Fleisches aller Toten kommen. Wir glauben aber nicht, dass wir in einem luftförmigen oder in irgendeinem anderen Leibe, wie manche irren, auferstehen werden, sondern in diesem da, in dem wir leben, bestehen und uns bewegen.“
    Ein Auferstandener mit Haut und Haaren sollte uns Christen neu daran erinnern, dass ich nicht einen Leib habe, sondern Leib bin. Dass der Leib unendlich wertvoll ist, aber dass er aber zugleich nicht alles ist, was mich ausmacht. Die Ehrfurcht vor meinem Körper kann mich vor allem vor zwei Gefahren bewahren:
    Zum einen vor der Vernachlässigung des Körpers in einer Fast-Food-Gesellschaft, einer Bildschirmgesellschaft, einer Kopfgesellschaft. Falls was am Körper nicht mehr funktioniert, sind die Ärzte und die Krankenkasse dafür verantwortlich. Die sollen das gefälligst wieder in Ordnung bringen!
    Zum anderen aber auch vor der Vergötzung des Körpers, die den „Body“ als Produkt proklamiert: Du musst sehr jugendlich, dynamisch und fit sein in der Sonnenbank- und Fitnessstudio-Generation. „Shape your body!“ Schönheitsoperationen sind mittlerweile ein Milliardengeschäft. „Mein Körper ist mein Besitz, mein Produkt!“ Da macht der Machbarkeitswahn auch vor dem Körper nicht Halt.
    Ein Auferstandener mit Haut und Haaren sollte uns aber auch ermutigen, dem Leib Raum zu geben in unserem Glauben: mit Leib und Seele zu beten, uns auf Körperübungen einzulassen, bei Wallfahrten mit unserem ganzen Leib vor Gott da zu sein. Das sollte uns Priester und alle in der Liturgie Tätigen ermutigen, das konkret Sinnenhafte in der Liturgie nicht zu kurz kommen zu lassen.
    Wir werden auferstehen! – Lasst uns das jetzt schon feiern! – Mit allen Sinnen, mit Haut und Haaren ...

    Der Autor ist Pfarrer von Niederwerrn und Oberwerrn.