Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Gedanken zum Sonntagsevangelium von Gudrun Heid, Würzburg
Mit Gott rechnen
Evangelium
In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Johannes 2,1–11
Betrachtet man Statuen der Mutter Gottes mit dem Jesuskind unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen, fällt ein gemeinsames Merkmal auf: Das Jesuskind wird stets im Vordergrund gehalten, Maria bildet den Hintergrund. Auf der Hochzeit zu Kana spiegelt sich dieses Verhältnis von Maria und Jesus auf der Handlungsebene wider. Maria tritt mit ihrer Mütterlichkeit in den Hintergrund, damit die göttliche Größe ihres erwachsenen Sohnes zum Vorschein kommen kann.
„Wie vorbildlich!“ könnte man denken, wo der Ablösungsprozess zwischen Müttern und Söhnen generell ein äußerst spannungsreiches Feld darstellt. Manche Mütter bemuttern zu sehr, lassen nicht los, ja sie halten mit Macht fest. Die Söhne müssen sich ihre Eigenständigkeit und Freiheit hart erkämpfen, nicht zuletzt durch schmerzliche Zurückweisungen. Da bleiben auf beiden Seiten Verletzungen zurück. Viele Mutter-Sohn-Beziehungen bleiben ein Leben lang unerlöst und ungelöst, weil nicht erfüllte Erwartungen das Selbstsein beider verhindern und die Beziehung stören.
Glatt und harmonisch lief es zwischen Maria und Jesus allerdings auch nicht. Auf den Hinweis von Maria, dass der Wein zur Neige ginge, reagiert Jesus mit einer schroffen Ablehnung: „Was willst du von mir, Frau?“ Mit anderen Worten: Was habe ich mit dir zu schaffen? Was geht mich das an? Was gehst du mich an, Frau? Anscheinend missfällt Jesus der auffordernde Charakter von Marias Bemerkung. Er fühlt sich bedrängt und macht seinem Druck Luft, indem er sich distanziert. Doch Maria lässt sich nicht beeindrucken. Sie traut ihrer Intuition und folgt dem Gebot der Stunde, das die gelebte Antwort auf die spontane Gegenwart verlangt. Sie setzt ihr Vertrauen auf Gott und sieht seine Chance in dieser Situation. Statt zu diskutieren oder sich zurückzuziehen verleiht sie ihrer inneren Stimme Ausdruck und gibt den Dienern eine klare Anweisung: „Was er euch sagt, das tut!“ Dann räumt sie das Feld und überlässt es Jesus, der nun wieder selbst bestimmen kann und anordnet, die Krüge mit Wasser zu füllen. Offensichtlich hatte Maria in Jesus den Glauben angestoßen, mit Gott zu rechnen und auf Gott zu setzen. Und dieses Zutrauen befähigte ihn zum Wunder, Wasser in köstlichen Wein zu verwandeln. Auf uns übertragen stellt sich zuerst die Frage: Wo sind meine Krüge leer? Wo werde ich gelebt, statt selbst zu bestimmen? Wo bin ich unerlöst in welcher Beziehung sehne ich mich nach Veränderung?
Und dann sind wir aufgefordert, die leeren Krüge mit Wasser zu füllen. Jesus tut das nicht selbst. Die Diener müssen schöpfen, ohne zu wissen, wozu das gut sein soll. Was heißt das für mich? Ich bin aufgefordert, meiner Sehnsucht nach Wandlung zu trauen und meine Glaubenshaltung zu nähren. Ich darf mein Vertrauen in Gott setzen, dass seine Liebe mein Leben, wo es schwierig ist, verwandeln kann. Das geschieht nicht einfach, sondern führt mich auf den Weg, den Maria vorgelebt hat: den Weg der Achtsamkeit. Wenn ich achtsam lebe und auf die Stimme meiner Sehnsucht nach Verwandlung höre, lebe ich bewusster und werde sensibel für meine eigenen Gefühle und die meiner Mitmenschen. Mein Umgang wird liebevoller. Dann kann Gott sich bewahrheiten und das Wunder geschehen, das in dem Spruch Ausdruck findet: „Bei einer guten Freundin trank ich Wasser. Es schmeckte wie Wein.“
Die Autorin arbeitet als Pastoralreferentin im Hörgeschädigten-Zentrum Würzburg und koordiniert den Ausbau der diözesanen Gehörlosenseelsorge.
In jener Zeit fand in Kana in Galiläa eine Hochzeit statt, und die Mutter Jesu war dabei. Auch Jesus und seine Jünger waren zur Hochzeit eingeladen. Als der Wein ausging, sagte die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben keinen Wein mehr. Jesus erwiderte ihr: Was willst du von mir, Frau? Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Seine Mutter sagte zu den Dienern: Was er euch sagt, das tut! Es standen dort sechs steinerne Wasserkrüge, wie es der Reinigungsvorschrift der Juden entsprach; jeder fasste ungefähr hundert Liter. Jesus sagte zu den Dienern: Füllt die Krüge mit Wasser! Und sie füllten sie bis zum Rand. Er sagte zu ihnen: Schöpft jetzt, und bringt es dem, der für das Festmahl verantwortlich ist. Sie brachten es ihm. Er kostete das Wasser, das zu Wein geworden war. Er wusste nicht, woher der Wein kam; die Diener aber, die das Wasser geschöpft hatten, wussten es. Da ließ er den Bräutigam rufen und sagte zu ihm: Jeder setzt zuerst den guten Wein vor und erst, wenn die Gäste zuviel getrunken haben, den weniger guten. Du jedoch hast den guten Wein bis jetzt zurückgehalten. So tat Jesus sein erstes Zeichen, in Kana in Galiläa, und offenbarte seine Herrlichkeit, und seine Jünger glaubten an ihn.
Johannes 2,1–11
Betrachtet man Statuen der Mutter Gottes mit dem Jesuskind unterschiedlichster Epochen und Stilrichtungen, fällt ein gemeinsames Merkmal auf: Das Jesuskind wird stets im Vordergrund gehalten, Maria bildet den Hintergrund. Auf der Hochzeit zu Kana spiegelt sich dieses Verhältnis von Maria und Jesus auf der Handlungsebene wider. Maria tritt mit ihrer Mütterlichkeit in den Hintergrund, damit die göttliche Größe ihres erwachsenen Sohnes zum Vorschein kommen kann.
„Wie vorbildlich!“ könnte man denken, wo der Ablösungsprozess zwischen Müttern und Söhnen generell ein äußerst spannungsreiches Feld darstellt. Manche Mütter bemuttern zu sehr, lassen nicht los, ja sie halten mit Macht fest. Die Söhne müssen sich ihre Eigenständigkeit und Freiheit hart erkämpfen, nicht zuletzt durch schmerzliche Zurückweisungen. Da bleiben auf beiden Seiten Verletzungen zurück. Viele Mutter-Sohn-Beziehungen bleiben ein Leben lang unerlöst und ungelöst, weil nicht erfüllte Erwartungen das Selbstsein beider verhindern und die Beziehung stören.
Glatt und harmonisch lief es zwischen Maria und Jesus allerdings auch nicht. Auf den Hinweis von Maria, dass der Wein zur Neige ginge, reagiert Jesus mit einer schroffen Ablehnung: „Was willst du von mir, Frau?“ Mit anderen Worten: Was habe ich mit dir zu schaffen? Was geht mich das an? Was gehst du mich an, Frau? Anscheinend missfällt Jesus der auffordernde Charakter von Marias Bemerkung. Er fühlt sich bedrängt und macht seinem Druck Luft, indem er sich distanziert. Doch Maria lässt sich nicht beeindrucken. Sie traut ihrer Intuition und folgt dem Gebot der Stunde, das die gelebte Antwort auf die spontane Gegenwart verlangt. Sie setzt ihr Vertrauen auf Gott und sieht seine Chance in dieser Situation. Statt zu diskutieren oder sich zurückzuziehen verleiht sie ihrer inneren Stimme Ausdruck und gibt den Dienern eine klare Anweisung: „Was er euch sagt, das tut!“ Dann räumt sie das Feld und überlässt es Jesus, der nun wieder selbst bestimmen kann und anordnet, die Krüge mit Wasser zu füllen. Offensichtlich hatte Maria in Jesus den Glauben angestoßen, mit Gott zu rechnen und auf Gott zu setzen. Und dieses Zutrauen befähigte ihn zum Wunder, Wasser in köstlichen Wein zu verwandeln. Auf uns übertragen stellt sich zuerst die Frage: Wo sind meine Krüge leer? Wo werde ich gelebt, statt selbst zu bestimmen? Wo bin ich unerlöst in welcher Beziehung sehne ich mich nach Veränderung?
Und dann sind wir aufgefordert, die leeren Krüge mit Wasser zu füllen. Jesus tut das nicht selbst. Die Diener müssen schöpfen, ohne zu wissen, wozu das gut sein soll. Was heißt das für mich? Ich bin aufgefordert, meiner Sehnsucht nach Wandlung zu trauen und meine Glaubenshaltung zu nähren. Ich darf mein Vertrauen in Gott setzen, dass seine Liebe mein Leben, wo es schwierig ist, verwandeln kann. Das geschieht nicht einfach, sondern führt mich auf den Weg, den Maria vorgelebt hat: den Weg der Achtsamkeit. Wenn ich achtsam lebe und auf die Stimme meiner Sehnsucht nach Verwandlung höre, lebe ich bewusster und werde sensibel für meine eigenen Gefühle und die meiner Mitmenschen. Mein Umgang wird liebevoller. Dann kann Gott sich bewahrheiten und das Wunder geschehen, das in dem Spruch Ausdruck findet: „Bei einer guten Freundin trank ich Wasser. Es schmeckte wie Wein.“
Die Autorin arbeitet als Pastoralreferentin im Hörgeschädigten-Zentrum Würzburg und koordiniert den Ausbau der diözesanen Gehörlosenseelsorge.