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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Mit einem Geist getränkt

    Gott bleibt Gott – aber nicht als isolierte, abgeschottete, fensterlose Einheitsbastion. Und der Mensch Jesus bleibt Mensch – auch als Erhöhter zur Rechten des Vaters. Aber beide sind so intensiv aufeinander bezogen und aufeinander eingespielt, wie nichts sonst. Der Gottesgeist eint sie trotz ihrer Verschiedenheit.

    Evangelium

    In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und betete: Heiliger Vater, ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast; denn sie sollen eins sein, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und die Meinen ebenso geliebt hast wie mich. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor der Erschaffung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt, und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen bekannt gemacht und werde ihn bekannt machen, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und damit ich in ihnen bin.

    Johannes 17, 20–26

     

    Ist von der Spaltung der Christenheit die Rede, kommt Ökumene ins Gespräch, dann taucht über kurz oder lang auch das Gebetswort Jesu auf: „Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast.“ Viel heilsame Unruhe ging schon von diesem Wort aus. Aber: Spricht da Jesus von der Einheit, die wir meinen? Wollen wir das Gleiche wie Jesus, wenn wir vor Pfingsten um die Einheit der Kirche beten?
    Wenn wir uns Jesu Anliegen zu eigen machen wollen, tun wir gut daran, erst einmal alle unsere Einheitsvorstellungen, unsere konfessionellen Wunschträume und Rechthabereien zu vergessen.
    Denn Jesus spricht zunächst von sich und von seinem Vater. Der Mensch Jesus aus Nazaret, der Sohn der Jungfrau Maria, ist ganz einig mit dem einen und alleinigen Gott, den er Vater nennt. Die enge bindende Kraft zwischen beiden ist die Liebe. Sie hat den biblischen Namen „Heiliger Geist“. Jesus tut nichts aus sich. Der Vater ist durch seinen, den Heiligen Geist, im lehrenden, heilenden, leidenden, sterbenden, auferweckten, erhöhten Jesus am Werk. Alles was Jesus tut und leidet, tut er aus Liebe, in der Kraft des Gottesgeistes. Einheit in Gott hat also auch einen Namen: Auch sie heißt Heiliger Geist.
    Aber diese Einheit ist alles andere als etwas Blockartiges, Starres, Verfestigtes. Diese Einheit ereignet sich als ein fortdauerndes, lebendiges Hin und Her zwischen Vater und Sohn. Beide bleiben in ihrer Eigenart erhalten. Gott bleibt Gott – aber nicht als isolierte, abgeschottete, fensterlose Einheitsbastion. Und der Mensch Jesus bleibt Mensch – auch als Erhöhter zur Rechten des Vaters. Aber beide sind so intensiv aufeinander bezogen und aufeinander eingespielt, wie nichts sonst. Der Gottesgeist eint sie trotz ihrer Verschiedenheit.
    Wenn das so ist, dann meint Jesu Gebet für uns: In dieses intensivste Liebesverhältnis zwischen Vater und Sohn sollen wir Menschen mit einbezogen werden. Indem wir uns in Freiheit gläubig an Jesus anschließen; denn indem wir Jesu Geist annehmen, sind wir durch ihn mit dem Vater eins. Um solche Einheit betet Jesus.
    So hat es schon Paulus verstanden, wenn er an die Korinther (1 Kor 12) schreibt: „In einem Geist sind wir alle zu einem Leib getauft ... und mit einem Geist sind wir alle getränkt.“ Da wächst also Einheit – heute schon – durch die Taufe; trotz verschiedener Kirchtürme. Ein Leib durch die eine Taufe in einem Geist. Wie kann denn da unsere kirchliche Wirklichkeit immer noch durch Spaltung und Konkurrenzdenken so entstellt sein? Ob nicht die Weite, die Offenheit der göttlichen Liebe manchen Christen Angst machen? Aber zu einem Leib gehört unbedingt eine Vielfalt von Gliedern. Das macht doch gerade den Leib – und damit auch den Leib Christi – aus. Kirchen, die sich gegenseitig ausschließen, obwohl sie ehrlich und gläubig mit ihrem Haupt Christus verbunden sein wollen, verstümmeln den Leib Christi, behindern die breite Fruchtbarkeit seines Lebens. Aus dieser Erkenntnis wuchs und wächst ökumenisches Bemühen. Es ist Gottes Geschenk, es ist Gnade, wenn wir das gläubig annehmen können. Um diesen Geist der Einheit lasst uns wie der Herr und mit dem Herrn beten, damit die noch Abseitsstehenden Zugang finden zum Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus.

    Der Autor ist Pfarrer in Ruhe und Altenseelsorger im Dekanat Würzburg links des Mains.