Die vier Lebensmittelretterinnen gehen durch den Laden, eine Treppe hinunter und ins Lager. Dort stehen die Lebensmittel bereit, die sie mitnehmen dürfen. Schnell sortieren sie, wer was mitnimmt; was sie selbst für sich zu Hause nutzen können und was sie zum Fairteiler ins Kilianeum bringen. Die Lebensmittel, vor allem viel Gemüse, sind im Handumdrehen gesichtet und verpackt. Routiniert entfernen die Frauen von einem großen Bund Trauben die wenigen schlechten, der Rest ist noch gut. In einer Packung Tomaten ist nur eine nicht mehr in Ordnung, den Joghurt macht sein Mindesthaltbarkeitsdatum unverkäuflich. Außerdem gibt es noch einige Backwaren, die am Ende des Tages übrig geblieben sind.
Nachdem alle Lebensmittel eingepackt sind, trennen sich die Wege der Lebensmittelretterinnen schon wieder. Dorothee Küffner macht sich auf den Weg ins Kilianeum. Dort steht seit Mitte September direkt im Eingangsbereich der Fairteiler, den sie nun mit den geretteten Lebensmitteln befüllt. Tomaten, Paprika, Lauch, Salat, Radieschen, Trauben aber zum Beispiel auch der Joghurt wandern in den Kühlschrank. Die Backwaren kommen in Körbchen in ein Regal, das direkt daneben steht.
Besser mit Ressourcen umgehen
Dorothee Küffner rettet Lebensmittel, weil sie der Meinung ist, dass wir besser mit unseren Ressourcen umgehen müssen und nicht einfach alles wegschmeißen dürfen: „Ich meine, wenn man jetzt sieht, was wir heute abgeholt haben, da fragt man sich, warum soll das weggeschmissen werden?“
Dass das Kilianeum in Kooperation mit foodsharing den Fairteiler betreibt, findet Küffner „eine ganz coole Sache“. So würden die geretteten Lebensmittel einer größeren Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Der Anstoß für die Zusammenarbeit kam von Mitarbeitern des Kilianeums, die auf die Foodsharer zukamen, erzählt sie.
Innerhalb des Kilianeums wurde das Projekt von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Jugendzentrums Café Dom@in initiiert, erklärt Sabine Brust, die dort als Erzieherin arbeitet. Ihnen sei es sehr wichtig, dass „wir hier auf Nachhaltigkeit achten und auf die Umwelt“. Zusammen mit dem Umweltteam des Hauses habe man das Projekt gestartet.
Jeder selbst verantwortlich
Beim Einräumen der Lebensmittel schaut Dorothee Küffner nochmal darauf, dass alle Sachen noch in Ordnung sind. Dennoch ist jeder, der sich etwas aus dem Fairteiler nimmt, auch selbst verantwortlich: „Jeder muss das anschauen, daran riechen, das anfassen, ist das noch in Ordnung?“ Sollte doch einmal ein schlecht gewordenes Produkt im Fairteiler sein, sind alle Nutzer dazu aufgerufen, es wegzuwerfen, wobei die Verantwortlichen seitens des Kilianeums und die Foodsharer ein besonderes Auge darauf haben.
Vor dem Einräumen der Lebensmittel hat Küffner bereits kontrolliert, dass im Kühlschrank die vorgegebene Temperatur herrscht. Einer Liste am Kühlschrank ist zu entnehmen, dass auch seitens des Kilianeums an diesem Tag schon die Temperatur gecheckt wurde. „Wir schauen, dass wir jeden Tag eine Temperaturkontolle machen“, erklärt Sabine Brust und: „Im besten Fall hat es sechs Grad.“ Ein bisschen dürfe es variieren, bei zu starken Abweichungen müsse der Temperaturregler am Kühlschrank angepasst werden.
Der Fairteiler ist beim Gesundheitsamt eingetragen und werde auch immer wieder von diesem kontrolliert, erzählt sie weiter. Neben der Temperaturkontrolle ist es wichtig, dass der Kühlschrank regelmäßig gereinigt wird. Darum kümmern sich die Foodsharer und die Mitarbeiter des Kilianeums gemeinsam.
Viele positive Rückmeldungen
Und wie wird der Fairteiler angenommen? „Der Kühlschrank wird sehr stark besucht“, sagt Brust, „so drei bis viermal die Woche kommt jemand und bringt etwas. Und drei bis vier Personen am Tag schauen in den Kühlschrank und wollen was rausnehmen“, erzählt sie. Jeder – also nicht nur die Foodsharer – dürfe etwas in den Fairteiler stellen und auch jeder etwas rausholen. Wichtig sei nur, dass man sich in die bereitgelegte Liste eintrage, wenn man Lebensmittel zum Fairteiler bringe.
Und tatsächlich stoppen am nächsten Morgen immer wieder Leute an dem Kühlschrank, um einen Blick hineinzuwerfen und oft auch etwas mitzunehmen. Das Projekt Fairteiler komme gut an, „weil es einfach nachhaltig ist, weil es für die Umwelt gut ist und weil unsere Ressourcen geschont werden“, sagt Brust.
Anja Behringer
Der Fairteiler im Kilianeum in der Ottostraße in Würzburg ist dienstags bis freitags von 9 bis 18 Uhr geöffnet. Den Fairteiler hat sich auch die Fernsehredaktion des Bistums angesehen; ein Beitrag der Radioredaktion ist ebenfalls online verfügbar. Weitere Infos zu foodsharing und der Möglichkeit, sich selbst als Lebensmittelretter zu registrieren, unter foodsharing.de.