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Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.

    Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt...

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    Kommentar von Matthias Risser

    Mit Bedacht ausräumen

    Sentimentalitäten, Familienbande, haben offensichtlich keine Konjunktur mehr. Das Leben vieler ist einfach zu schnell, zu unübersichtlich, oder zu beliebig geworden.

    Was bleibt, wenn wir die Wohnung eines nahen Verwandten ausräumen müssen? (siehe Thema der Woche). Wie sollen wir vorgehen? Gleich einen Container bestellen, und nichts wie hinein mit dem ollen Kram ...? Oder sollten wir die Dinge doch lieber zweimal umdrehen und uns fragen, für wen dieses oder jenes noch von Bedeutung sein könnte? Überstürztes Handeln ist hier fehl am Platz.

    Zunächst bedarf es einer gründlichen Bestandsaufnahme mit genauer Auflistung von allem, was aufhebenswert sein könnte, oder was gleich weg kann wie Wäsche, Kleidung oder ähnliches. Bald stellt sich heraus, dass nicht jedes Möbelstück gleich einen Abnehmer findet, wenn es nicht gerade antik ist. Antik? „Bares für Rares” klingt dann bei manchen im Ohr. Da wird das Lieblingsstück des Verstorbenen mitunter verscherbelt, der Erlös zum „lecker essen” oder für den Urlaub verwendet.

    Sentimentalitäten, Familienbande, haben offensichtlich keine Konjunktur mehr. Das Leben vieler ist einfach zu schnell, zu unübersichtlich, oder zu beliebig geworden.

    Zurück zum Ausräumen: Achten sollte man als erstes auf schriftliche Zeugnisse wie Briefe, Kalender mit Eintragungen, Tagebücher bis hin zu unscheinbaren Zettelchen mit Anmerkungen. Diese, oft als Lesezeichen in Büchern verborgen, können sich als wahre Schatzkästchen entpuppen – wenn man bereit ist, sich auf sie einzulassen.

    All diese Marginalien sagen etwas über das Leben des Verstorbenen aus, sind somit Teil der eigenen Geschichte. Ich drehe diese Zettel stets zweimal um, bevor ich sie vielleicht wegwerfe. Ratsam ist es, wenn man der älteren Generation noch zu Lebzeiten Zeit schenkt und nicht gleich abwinkt, wenn die „Alten” von früher erzählen.

    Nehmen wir meine Tante Lene: Wenn ich bei ihr auf das Thema Hunger zu sprechen kam, musste sie herzhaft lachen, weil ich ganz andere Vorstellungen von Hunger hatte als sie. „Hunger, das hatten wir im Krieg, als wir auf einem Stück Brot so lange herumkauten, bis es immer süßer schmeckte. Du hast höchstens Appetit ...”

    Randnotizen – ja, sie regen zum Nachdenken an.  

    Matthias Risser