Alles Wissenswerte rund um Papst Leo XIV. und seine ersten 100 Tage im Amt erfahren Sie im Sonntagblatt.
Blindeninstitutsstiftung lädt zum Vier-Gänge-Menü im Dunkeln ein
Mit allen Sinnen sehen lernen
Würzburg. Unsere moderne Welt ist eine Welt des Lichts, gemacht für Sehende. Blinde bewegen sich mit einer bewundernswerten Sicherheit durch diese Welt. Doch was passiert, wenn sich Sehende im lichtlosen Raum zurechtfinden müssen? Ein Angebot des Würzburger Restaurants „Weinstein“ bietet anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Blindeninstitutsstiftung die Möglichkeit, im Dunkeln ein Vier-Gänge-Menü von Spitzenkoch Bernhard Reiser zu genießen.
„Fassen Sie ihren Vordermann an die Schulter. Ich geleite Sie in den Raum“, gibt Kellnerin Katrin Gütlein Anweisung. Um servieren zu können, ist sie mit einem futuristisch anmutenden Nachtsichtgerät ausgestattet.
Stolpersteine beim Essen
Durch eine Schleuse geht es direkt hinein in die Finsternis. Bei jedem Schritt weg von der Helligkeit, hinein in die Dunkelheit macht sich mehr Beklemmung breit. Denn: Auf sich selbst, auf sein eigenes Sehvermögen, ist nun kein Verlass mehr. Vertrauen zu den Kellnern, den einzig Sehenden, ist nötig.
„Ich habe immer schon Angst davor gehabt, nicht mehr sehen zu können“, erzählt Udo Gerber, einer der Sponsoren des Projektes, und tastet sich am Tisch entlang zu seinem Platz. Man sitzt und fühlt sich gleich etwas sicherer. Doch Gläser und Besteck sind die nächsten Stolpersteine in dieser lichtlosen Welt. Das Weinglas auf Position „zwei Uhr“ in Verlängerung zum Messer abgestellt und links, etwa drei Handflächen vom Messer entfernt, liegt die Gabel.
Die Tischnachbarn wollen anstoßen, heben die Gläser in die Finsternis. „Wo bist du denn?“, fragt Gerber. „Hier“, schallt es ihm vom anderen Tischende entgegen und Gerber bleibt orientierungslos. „Da verlieren Standortbestimmungen wie ‚hier‘ und ‚dort‘ völlig an Sinn, nicht wahr“, meint Silke Peter. Seit drei Jahren ist die junge Frau, die bei der Blindeninstitutsstiftung arbeitet, blind. Das Dunkelrestaurant schätzt sie sehr. „Sehende können sich so ansatzweise in meine Lage versetzen und werden sensibler für meine Situation“, glaubt sie.
Vor allem die Sprache gewinne an Bedeutung, die Akustik bilde sich mehr aus, um wichtige Geräusche herauszufiltern. Der Geruchssinn werde empfindlicher. „Manchmal leider zu empfindlich“, fügt Silke Peter hinzu. Ebenso wie sie hat auch Dr. Wolfgang Drave, stellvertretender Schulleiter der Blindeninstitutsstiftung, die Hoffnung, dass das ungewöhnliche Projekt mehr Verständnis für blinde Menschen weckt. „80 Prozent der Sinneswahrnehmung läuft über die Optik. Da sollte man sich bewusst werden, was der Verlust des Sehvermögens bedeutet“, betont Drave.
Inzwischen orten sich die Gäste in der Dunkelheit selbst, kommen mit Tischnachbarn ins Gespräch und stellen zufrieden fest: „Das Ambiente stimmt.“ Mal sehen, was es zu essen gibt. Sehen? Na gut, schmecken, riechen oder auch tasten muss genügen, um die Speisen zu erkennen. Und das ist gar nicht so einfach. Koch Reiser spielt raffiniert mit der Dunkelheit, mit Temperatur und Duft des Essens. „Ich habe Speisen kreiert, die die Gäste mit anderen Sinnen genießen können“, verspricht er. Und er fügt hinzu: „Mit den Fingern essen, ist nicht partout verboten.“ Und wirklich: Reiser bricht mit einigen Klischees. Wer sagt denn, dass die Suppe immer gelöffelt, die Hauptspeise auf einem flachen, runden Teller serviert werden muss? Essen im Dunkeln ist eben ein besonderer Genuss der etwas anderen Art, bei dem unerwartet wenig neben dem Teller oder auf der Bluse landet. Und Silke Peter behält Recht: Wahrnehmung und Reaktionen werden sensibler. Nach kurzer Zeit weiß Udo Gerber bereits: „Ein Luftzug verrät, wenn der Kellner vorbeigeht.“
Zurück ins Licht
Die Körperbeherrschung im Dunkeln wird geschickter. Beherzt greifen die Gäste zu Gläsern und Besteck, immer in der beruhigenden Gewissheit, dass man nach dem Essen wieder sehend ist. Und nach etwa zwei Stunden flackern Kerzen auf – Licht! Die Augen gewöhnen sich langsam an die Helligkeit. Wir können zurück in die Welt des Lichts – 155000 Blinde in Deutschland können das nicht.
Genießen im Dunkeln
Das Angebot „Genießen im Dunkeln“ im Würzburger Restaurant „Weinstein“, Mittlerer Steinbergweg 5, dauert noch bis zum 2. November. Das Vier-Gänge-Menü kostet 48 Euro inklusive Wasser, Wein und Kaffee. Reservierungen während der Woche sind noch im Res-taurant unter 0931/286901 möglich. Etwa 10000 Euro kommen als Erlös der Blindeninstitutsstiftung zugute.
„Fassen Sie ihren Vordermann an die Schulter. Ich geleite Sie in den Raum“, gibt Kellnerin Katrin Gütlein Anweisung. Um servieren zu können, ist sie mit einem futuristisch anmutenden Nachtsichtgerät ausgestattet.
Stolpersteine beim Essen
Durch eine Schleuse geht es direkt hinein in die Finsternis. Bei jedem Schritt weg von der Helligkeit, hinein in die Dunkelheit macht sich mehr Beklemmung breit. Denn: Auf sich selbst, auf sein eigenes Sehvermögen, ist nun kein Verlass mehr. Vertrauen zu den Kellnern, den einzig Sehenden, ist nötig.
„Ich habe immer schon Angst davor gehabt, nicht mehr sehen zu können“, erzählt Udo Gerber, einer der Sponsoren des Projektes, und tastet sich am Tisch entlang zu seinem Platz. Man sitzt und fühlt sich gleich etwas sicherer. Doch Gläser und Besteck sind die nächsten Stolpersteine in dieser lichtlosen Welt. Das Weinglas auf Position „zwei Uhr“ in Verlängerung zum Messer abgestellt und links, etwa drei Handflächen vom Messer entfernt, liegt die Gabel.
Die Tischnachbarn wollen anstoßen, heben die Gläser in die Finsternis. „Wo bist du denn?“, fragt Gerber. „Hier“, schallt es ihm vom anderen Tischende entgegen und Gerber bleibt orientierungslos. „Da verlieren Standortbestimmungen wie ‚hier‘ und ‚dort‘ völlig an Sinn, nicht wahr“, meint Silke Peter. Seit drei Jahren ist die junge Frau, die bei der Blindeninstitutsstiftung arbeitet, blind. Das Dunkelrestaurant schätzt sie sehr. „Sehende können sich so ansatzweise in meine Lage versetzen und werden sensibler für meine Situation“, glaubt sie.
Vor allem die Sprache gewinne an Bedeutung, die Akustik bilde sich mehr aus, um wichtige Geräusche herauszufiltern. Der Geruchssinn werde empfindlicher. „Manchmal leider zu empfindlich“, fügt Silke Peter hinzu. Ebenso wie sie hat auch Dr. Wolfgang Drave, stellvertretender Schulleiter der Blindeninstitutsstiftung, die Hoffnung, dass das ungewöhnliche Projekt mehr Verständnis für blinde Menschen weckt. „80 Prozent der Sinneswahrnehmung läuft über die Optik. Da sollte man sich bewusst werden, was der Verlust des Sehvermögens bedeutet“, betont Drave.
Inzwischen orten sich die Gäste in der Dunkelheit selbst, kommen mit Tischnachbarn ins Gespräch und stellen zufrieden fest: „Das Ambiente stimmt.“ Mal sehen, was es zu essen gibt. Sehen? Na gut, schmecken, riechen oder auch tasten muss genügen, um die Speisen zu erkennen. Und das ist gar nicht so einfach. Koch Reiser spielt raffiniert mit der Dunkelheit, mit Temperatur und Duft des Essens. „Ich habe Speisen kreiert, die die Gäste mit anderen Sinnen genießen können“, verspricht er. Und er fügt hinzu: „Mit den Fingern essen, ist nicht partout verboten.“ Und wirklich: Reiser bricht mit einigen Klischees. Wer sagt denn, dass die Suppe immer gelöffelt, die Hauptspeise auf einem flachen, runden Teller serviert werden muss? Essen im Dunkeln ist eben ein besonderer Genuss der etwas anderen Art, bei dem unerwartet wenig neben dem Teller oder auf der Bluse landet. Und Silke Peter behält Recht: Wahrnehmung und Reaktionen werden sensibler. Nach kurzer Zeit weiß Udo Gerber bereits: „Ein Luftzug verrät, wenn der Kellner vorbeigeht.“
Zurück ins Licht
Die Körperbeherrschung im Dunkeln wird geschickter. Beherzt greifen die Gäste zu Gläsern und Besteck, immer in der beruhigenden Gewissheit, dass man nach dem Essen wieder sehend ist. Und nach etwa zwei Stunden flackern Kerzen auf – Licht! Die Augen gewöhnen sich langsam an die Helligkeit. Wir können zurück in die Welt des Lichts – 155000 Blinde in Deutschland können das nicht.
Genießen im Dunkeln
Das Angebot „Genießen im Dunkeln“ im Würzburger Restaurant „Weinstein“, Mittlerer Steinbergweg 5, dauert noch bis zum 2. November. Das Vier-Gänge-Menü kostet 48 Euro inklusive Wasser, Wein und Kaffee. Reservierungen während der Woche sind noch im Res-taurant unter 0931/286901 möglich. Etwa 10000 Euro kommen als Erlös der Blindeninstitutsstiftung zugute.