Dennoch tun sich viele – auch Katholiken – heute schwer mit dem Begriff „Mission“. Die Versicherung, dass man keinesfalls missionieren wolle, ist in Kirchenkreisen zur vielgenutzten Floskel geworden. Die Kirchengeschichte scheint solche Vorbehalte ja auch zu rechtfertigen: Viel Leid und Unterdrückung sind im Namen der christlichen Mission geschehen.
Andererseits haben christliche Missionare viel Gutes getan, haben schon Entwicklungshilfe geleistet, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Zudem wird Mission heute nicht mehr als Rekrutierungsmaßnahme verstanden, bei der der Zweck die Mittel heiligt. Mag früher vielfach gegolten haben: „Ich tue dir Gutes, wenn du katholisch wirst“, so heißt heute die Maxime: „Ich tue dir Gutes, weil ich Katholik, weil ich Christ bin und du der Hilfe bedarfst“.
Dabei spielt es eine untergeordnete Rolle, welcher Weltanschauung der Hilfsbedürftige angehört. Darauf lenkt auch die Beispielregion für den diesjährigen Weltmissionsmonat, das westliche Afrika, den Blick. Das friedliche nicht nur Nebeneinander, sondern Miteinander der Religionen im Senegal ist ein Beispiel dafür. Dazu tragen nicht zuletzt Missionsprojekte bei, die die eben genannte Maxime beherzigen (siehe dazu auch Seite 35 bis 37).
Solche Projekte verkünden das Evangelium von der Liebe Gottes weniger mit dem Wort als durch die Tat; gelebtes Zeugnis nennt man das. Das scheint mir auch der Weg zu sein, den die Kirche hierzulande beschreiten muss. Die immer wieder angemahnte Neuevangelisierung – man könnte auch Mission dazu sagen – ist nur durch Taten und gelebtes Zeugnis möglich. Mit Worten und Gesten dürfte für die Kirche auf längere Zeit keine Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen sein.
Wolfgang Bullin