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    Menschenliebe und Sensibilität

    Inklusion sollte auch am Arbeitsplatz mehr berücksichtigt werden.

    Könnte es in absehbarer Zeit eine 180-Grad-Kehrtwende in der Beschäftigungspolitik großer Firmen geben, was die Zusammenarbeit von behinderten und nicht behinderten Menschen angeht? Vorbild könnte – so scheint es – die weltweit agierende Softwareschmiede SAP aus Wall­dorf sein: Bis 2020 will der deutsche Konzern mehrere Hundert Menschen mit autistischer Störung einstellen.

    Bereits seit 2011 beschäftigt SAP im indischen Bangalore Autisten, also Menschen, denen es schwerfällt, soziale und emotionale Signale richtig zu deuten und darauf zu reagieren. Auch das 2012 in Irland gestartete Pilotprojekt mit Autisten fiel positiv aus. Überall konnte die Produktivität gesteigert werden.

    Für SAP sind Autisten „Super-Talente mit Überraschungseffekt", wie Spiegel-Online unlängst titelte. Unter ihnen gibt es Menschen wie den 34-jährigen Engländer Daniel Tammet, der innerhalb von fünf Stunden bei einem Gedächtniswettbewerb 22514 Nachkommastellen der Kreiszahl Pi referierte.

    Aber nicht nur Superrechner sind unter ihnen zu finden, sondern auch musikalisch, künstlerisch, sprachlich orientierte Menschen. Manche haben auch ein unglaublich ausgeprägtes Erinnerungsvermögen. Kim Peek beispielsweise, der 1988 als Vorbild für den Film „Rain Man" diente. Peek konnte den Inhalt von über 12000 Büchern auswendig wiedergeben.

    Doch diese Menschen weisen das Savant-Synd­rom auf, die sogenannte Inselbegabung. Innerhalb der „Autisten-Familie" von geschätzt über 500000 Menschen alleine in Deutschland sind sie eine Minderheit.

    Die meisten Autisten – ohne jene ausgeprägten Talente – ziehen sich in ihr Innerstes zurück. Für SAP sind diese wohl weniger von Nutzen. Aber solchen Menschen, die keine oder keine ausgeprägten Begabungen haben, sondern ständiger Hilfe bedürfen, sollte gerade unser Hauptaugenmerk gelten.

    So schön sich die Meldung von SAP und deren Bemühungen um Behinderte auch anhört, das Thema Inklusion ist damit nicht gelöst. Viel Menschenliebe und Sensibilität ist bei diesem Thema gefordert, nicht ausschließlich wirtschaftliches Kalkül.

    Matthias Risser